Seit 2011 sinkt die Zahl der SMS in der Schweiz. WhatsApp und Co. laufen den klassischen Telefon-Kurznachrichten den Rang ab. Mit ein Grund, weshalb die Netzbetreiber Flatrates einführten. Den SMS sind ein einträgliches Geschäft.
Auch wenn die 19 Milliarden Dollar, die Facebook für WhatsApp insgesamt auslegt, hoch erscheinen: Analysten relativieren diese Summe. Denn die 450 Millionen User verschicken gegenwärtig pro Tag bereits 19 Milliarden Textnachrichten und 600 Millionen Fotos.
Mit einer vergleichbaren Menge an Nachrichten setzen die Telekom-Netzbetreiber jährlich rund 100 Milliarden Dollar um, wie die Analysten des Brokers Jefferies berechnet haben.
WhatsApp wilderte denn auch kräftig in den Revieren der Netzbetreiber. SMS sind für Swisscom, Sunrise und Orange ein höchst attraktives Geschäft. «Wir schätzen die technischen Selbstkosten für eine SMS auf weit unter einem Rappen pro SMS», sagt Ralf Beyeler, Telekomexperte beim Vergleichsdienst Comparis.
Wenn man die Abschreibungen auf die Netze berücksichtigt, liegen die Gewinnmargen bei SMS laut Vontobel-Analyst Panagiotis Spiliopoulos bei mindestens 70 Prozent. Das sind 13 Rappen bei einem SMS-Preis von 20 Rappen.
2011 war Wendepunkt
Bis 2011 waren diese Umsätze nicht gefährdet. Vor drei Jahren wurden in der Schweiz 6,9 Milliarden SMS verschickt. WhatsApp und weiter Apps bewirkten bereits für 2012 einen Rückgang des SMS-Volumens um 5,2 Prozent auf 6,5 Milliarden, wie aus der im letzten Dezember vom Bundesamt für Kommunikation (Bakom) veröffentlichten Fernmeldestatistik für das Jahr 2012 hervorgeht (jüngere neutrale Daten sind nicht verfügbar). Seither hält sich das Volumen, weil die Netzbetreiber ihre Abos umgestellt haben.
Bei Swisscom ist seit 2012 die Zahl der von Handy zu Handy verschickten SMS mit rund 7,7 Millionen pro Tag stabil. Spiliopoulos schätzt den Umsatzeinfluss von Whatsapp bei Swisscom auf einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag.
Gehaltenes Volumen
«Unsere Kunden senden ihre Messages jedoch schon lange nicht mehr nur per SMS, sondern nutzt Social Media Plattformen genauso wie internetbasierte Dienste wie beispielsweise die von Swisscom Mitte Jahr lancierte App iO», sagt Swisscom-Sprecher Olaf Schulze.
Der grösste Netzbetreiber musste auch unter dem Druck von WhatsApp seine Abomodelle anpassen, um die Kunden zu halten. Dank der Juni 2012 eingeführten Mobilfunkabonnemente Natel Infinity, können Kunden unbegrenzt in alle Schweizer Netze telefonieren, SMS schreiben und im Internet surfen, sodass ihnen weder für SMS noch für Internetdienste weitere Kosten anfallen.
«Die Frage, ob solche MessageApps das SMS-Geschäft geschädigt haben, ist daher schwierig zu beantworten», sagt Schulze. «Es ist eine rein hypothetische Annahme, ob die SMS Zahlen massiv weiter gewachsen wären, wenn es Whatsapp, iO & Co nicht gegeben hätte.»
SMS zuverlässiger als WhatsApp
Sunrise, der zweitgrösste Netzbetreiber, hat eine ähnliche Entwicklung festgestellt. Die Zahl der verschickten SMS ist in den vergangenen anderthalb Jahren war leicht zurückgegangen, da viele Kunden via Apps kommunizieren. «Seit wir aber im Mai 2012 in allen Tarifen unlimitierte SMS/MMS eingeschlossen haben, hält sich die Anzahl der verschickten SMS auf stabilem Niveau», sagt Sunrise-Sprecher Roger Schaller.
«Die Kunden nutzen SMS wieder vermehrt, weil sie wissen, dass sie dafür nichts mehr extra bezahlen müssen und es sich um eine bewährte und sichere Form der Kommunikation handelt.» SMS sei ein weiterhin ein beliebtes Kommunikationsmittel, da es zuverlässiger ist als IP-basierte Messaging Dienste.
Bei Orange blieb der Umsatz mit den Mobilfunkdiensten in den ersten neun Monaten des letzten Jahres stabil im Vergleich zur Vorjahresperiode. «Orange antizipierte den Nutzen von WhatsApp und ähnlichen Apps frühzeitig und führte insbesondere im Jugendsegment schon vor Jahren Flatrates fürs Telefonieren und für SMS ein, weshalb sich bei Orange der SMS-Rückgang weniger bemerkbar macht», sagt Orange-Sprecherin Therese Wenger.