TELEKOM: Buddeln für schnelles Internet

Swisscom will das Festnetz in der Zentralschweiz weiter ausbauen. Und auch die Konkurrenz schläft nicht. Wir zeigen, wer zum Zug kommt.

Maurizio Minetti
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Auch in Hergiswil baut Swisscom aus: Kevin Maraga schaltet hier das Kupfernetz auf den Mikrokern (grauer Kasten) um. (Bild Dominik Wunderli)

Auch in Hergiswil baut Swisscom aus: Kevin Maraga schaltet hier das Kupfernetz auf den Mikrokern (grauer Kasten) um. (Bild Dominik Wunderli)

Maurizio Minetti

Alles spricht von Mobile Computing. Die Nutzung von Notebooks, Smartphones und Tablets explodiert. Immer mehr Menschen nutzen das Internet unterwegs und beanspruchen die Mobilfunknetze stark. Doch das gute alte Festnetz-Internet stirbt nicht aus. Leistungsfähige Telekomnetze im Boden braucht es auch in Zukunft. Einerseits, um die Mobilfunkantennen zu verbinden. Andererseits, weil das Festnetz heute noch immer mehr Bandbreite und mehr Stabilität bietet als der Mobilfunk. Ein weiteres gewichtiges Argument: Im Festnetz ist die Bandbreite sozusagen garantiert. Im Mobilfunknetz müssen sich Nutzer hingegen die verschiedenen Zellen mit anderen teilen. Oder anders gesagt: Wenn im Café viele Gäste mobil ins Internet wollen, stockt der Zugang.

Ultrabreitband kommt

Diese Gründe sind es, die Swisscom dazu bewegen, das bestehende Telekomnetz in der Schweiz laufend auszubauen, obschon die Schweiz bei den Breitbandanschlüssen via Festnetz im internationalen Vergleich an erster Stelle steht (siehe Grafik).

Seit 2008 setzt der ehemalige Telekom-Monopolist auf Glasfaserkabel, die schier endlose Bandbreiten bieten sollen. Doch auch das gute alte Kupfernetz wird mit neuen Techniken so ausgebaut, dass es noch eine Weile gute Bandbreiten bietet. «Wir investieren jährlich rund 1,7 Milliarden Franken in den Ausbau der Netze», sagt Markus Reber, Leiter Netzbau bei Swisscom. Man erschliesse heute rund 300 Gemeinden pro Jahr mit Ultrabreitband. Unter diesem Begriff versteht man Download-Geschwindigkeiten ab 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s), die zum Beispiel benötigt werden, wenn in einem Haushalt gleichzeitig zwei Swisscom-TV-Boxen laufen, im Internet gesurft und Musik gestreamt wird.

Uri muss noch warten

Swisscom wurde in den letzten Jahren oft vorgeworfen, aus wirtschaftlichen Gründen vor allem in den Städten den Ausbau voranzutreiben. Luzern war Ende 2015 die erste Schweizer Stadt mit einem komplett ausgebauten Glasfasernetz mit durchgehender Glasfaserinfrastruktur bis ins Wohnzimmer («Fiber to the Home», FTTH). Mit FTTH sind aktuell Bandbreiten von bis zu 1 Gbit/s möglich. Gleichzeitig gibt es aber noch zahlreiche Gemeinden in der Zentralschweiz, die von 1 Gbit/s nur träumen können. Doch nun möchte Swisscom auch in ländlichen Gebieten zulegen. Reber: «Immer mehr Gemeinden wollen beim Ausbau der Netze mitreden.»

Wo also sollen in der Zentralschweiz künftig die Bandbreiten aufgebohrt werden? Reber will sich aus Konkurrenzgründen nicht allzu tief in die Karten blicken lassen. Einige Ausbauschritte gibt Swisscom aber bekannt: In Schüpfheim und Entlebuch sollen bis Ende Jahr dank der Technologie «Fibre to the Street» (FTTS) Bandbreiten von bis zu 100 Mbit/s möglich sein und später mit G.Fast bis zu 500 Mbit/s. Nächstes Jahr folgen Malters und Meggen. Bereits Ende dieses Jahres sollen die Netze in Steinhausen und Unterägeri im Kanton Zug ausgebaut werden, genauso jene in Altendorf,Küssnacht und Lachen in Schwyz. In Nidwalden werden Stans und Hergiswil, in Obwalden Giswil und etwas später Lungern auf den Schnellzug aufspringen. Uri muss hingegen noch etwas länger auf Ultrabreitband warten. «In Uri ist zurzeit kein Ausbau geplant», so eine Swisscom-Sprecherin.

Die Swisscom-Alternativen

Doch nicht nur Swisscom baut in der Zentralschweiz das Breitbandnetz aus. Die CKW Fiber Services AG (CFS) zum Beispiel investiert rund 2 Millionen Franken pro Jahr in den Ausbau. CFS verfügt im Versorgungsgebiet Zentralschweiz über rund tausend Anschlüsse für Geschäftskunden und andere Telekom- und IT-Service-Provider. Ihr Glasfasernetz ist rund 800 Kilometer lang. CFS hat zum Beispiel im Auftrag des Kantons Luzern die Vernetzung aller Luzerner Gemeindeverwaltungen mit Glasfasern realisiert. Die CKW-Tochter macht aber praktisch keine Ausbauten für Privatkunden (FTTH).

An Privatkunden richten sich hingegen die beiden Kabelanbieter WWZ aus Zug und KFN aus Nidwalden. Beide gehören zum Quickline-Verbund, der schweizweit zwei Dutzend selbstständige Netzbetreiber vereint. «Wir betreiben Glasfaserkabelnetze in etlichen Zentralschweizer Gemeinden und Gebieten», sagt WWZ-Sprecher Robert Watts. Über diese Netze kann WWZ heute flächendeckend Internetprodukte bis 400 Mbit/s anbieten. Ausserdem ist der Energie- und Telekomversorger dabei, seine Luzerner Glasfaserkabelnetze für Bandbreiten über 1 Gbit/s vorzubereiten. Von April bis Ende Jahr baut WWZ die Netzkapazitäten in Ruswil aus. Im Juni folgen Buttisholz und Grosswangen, im Jahresverlauf weitere Luzerner Gemeinden.

KFN investiert einen einstelligen Millionenbetrag in den Ausbau, wie Direktor Christian Bircher sagt. Auch hier sind Bandbreiten von bis zu 400 Mbit/s möglich. Der Quickline-Verbund hat zudem letztes Jahr angekündigt, die neue Kabelnetztechnologie Docsis 3.1 einzuführen. Hiermit sind dereinst – zumindest theoretisch – Downstream-Geschwindigkeiten von bis zu 10 Gbit/s möglich. Diese Spitzenleistung wird man wohl aber eine Weile lang nicht ausreizen können.

Und schliesslich ist da noch der Kabelnetzmarktführer UPC Cablecom. In den nächsten fünf Jahren investiert das Unternehmen über 250 Millionen Franken in den Ausbau des Glasfaserkabelnetzes in der Schweiz und in Österreich. Gemäss UPC-Sprecher Bernard Strapp steht im Rahmen dieses «Autostrada» genannten Investitionsprogramms auch die Zentralschweiz im Fokus. «Derzeit prüfen wir die Erschliessung von über einem Dutzend Grossbauten ausserhalb unseres derzeitigen Versorgungsgebiets in der Zentralschweiz», so Strapp. Die Gespräche seien aber noch nicht so weit fortgeschritten, dass man dies schon öffentlich machen könnte.