Grossbank
Thiams langer Marsch: Credit Suisse steigert Börsenwert um über 20 Milliarden Franken

Was für ein Kontrast: Anfang Juli 2016 notierten die Credit-Suisse-Aktien zeitweise unter 10 Franken. Die Börse bewertete die Bank mit 20 Milliarden Franken, was nicht einmal der Hälfte des in der Bilanz ausgewiesenen Eigenkapitals entsprach.

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CS-Chef Tidjane Thiam hat noch einen weiten Weg, um die Bank auf die Erfolgsspur zu bringen.

CS-Chef Tidjane Thiam hat noch einen weiten Weg, um die Bank auf die Erfolgsspur zu bringen.

Arnd Wiegmann/Reuters

Die Investoren misstrauten dem Unternehmen offensichtlich an allen Ecken und Enden und rechneten mit weiteren hohen Milliardenverlusten beziehungsweise mit der anhaltenden Vernichtung von Aktionärswert.

Und jetzt? «Wir glauben an den Erfolg unserer Strategie», sagte CEO Tidjane Thiam gestern in Zürich, um den Journalisten gleich selber den Beleg zu liefern, dass er mit dieser Überzeugung nicht mehr allein ist. Der Marktwert der Bank betrage inzwischen wieder mehr als 40 Milliarden Franken und die Bewertungslücke zum Eigenkapital sei fast ganz geschlossen, betonte er.

Mit der jüngsten Kapitalerhöhung von Anfang Juni, mit der die Bank ihr Aktienkleid nochmals um einen fast einen Viertel vergrössert, habe die Credit Suisse bewiesen, dass sie wieder imstande sei, Mehrwert für die Aktionäre zu schaffen, sagte Thiam: In der Tat sind aus den gut 4 Milliarden Franken, welche die Bank von ihren Aktionären erhalten hatte, durch den seither gestiegenen Aktienkurs 7 Milliarden Franken geworden – ein gutes Ergebnis, das die Vergangenheit allerdings noch lange nicht vergessen machen kann.

Immerhin hat die Credit Suisse seit Ende 2010 ihr Aktienkleid von 1186 Millionen Titeln auf aktuell 2555 Millionen Titel verzweieinhalbfacht, während der Börsenwert des Konzerns in der gleichen Zeit von 48 Milliarden Franken auf die aktuell geltenden 42 Milliarden Franken geschmolzen ist.

Erfolgsmeldung relativiert

Die Relevanz der aktuellen Erfolgsgeschichte wird im grösseren Kontext somit stark relativiert. Aber immerhin, Thiam und sein Team haben das Momentum auf ihrer Seite: Gestern stieg der Aktienkurs um über 4 Prozent auf mehr als 16,3 Franken, und zahlreiche Finanzanalysten revidieren derzeit ihre Gewinnschätzungen nach oben und raten zum Kauf der Papiere.

Die wachsende Zuversicht kommt auch nicht ganz von ungefähr, wie die gestern vorgelegten Zahlen zum Geschäftsverlauf nach drei Quartalen zeigen. Die Einnahmen sind in den ersten neun Monaten des Jahres um 4 Prozent auf 15,7 Milliarden Franken gestiegen, während die Kosten um 8 Prozent auf 13,9 Milliarden Franken gesunken sind.

Der zurückbleibende Neunmonatsgewinn von 1,1 Milliarden Franken reicht zwar noch bei weitem nicht für eine konkurrenzfähige Verzinsung des Eigenkapitals (45 Milliarden Franken) aus, aber verglichen mit dem letztjährigen Neunmonatsverlust von 91 Millionen Franken ist ein Fortschritt doch erkennbar.

Der ganz grosse Fortschritt kommt allerdings nicht vom Geschäft mit den Kunden, sondern vom Rückbau der Bilanz beziehungsweise der Schliessung von nicht weitergeführten Geschäften. In der für diesen Rückbau eigens geschaffenen Abwicklungseinheit (Strategic Resolution Unit) haben sich die Verluste im Neunmonatsvergleich um 1,2 Milliarden Franken verringert.

Thiam hofft, dass die kostspielige Abwicklung dieses Bereichs, in dem immer noch Risikoaktiva von 37 Milliarden Franken liegen, bis Ende des Jahres 2018 abgeschlossen werden kann. Erst dann könne die «Maschine» zeigen, was sie wirklich zu leisten imstande sei.

Neue Probleme am Horizont

Der Weg bis dahin ist allerdings noch lang, und es gibt gute Gründe, nüchtern zu bleiben. Die laufenden Rechtshändel im Nachgang zum amerikanischen Hypothekenstreit vor 10 Jahren könnten der Bank noch etliche Kosten verursachen.

Die Investment Bank steht noch längst nicht da, wo sie stehen müsste, damit sie kritischen Investoren wie dem Schweizer Hedgefonds-Verwalter Rudolf Bohli (RBR Capital) keine Angriffsfläche mehr bieten. Thiam sagte gestern zwar, man habe im Herbst 2015 alle möglichen Optionen der Bank geprüft und sei zum Schluss gekommen, dass die gewählte Strategie die beste sei.

Dem konnte Bohli gestern nicht ohne Grund entgegenhalten: «Die Resultate bestätigen, dass das Investment Banking und insbesondere Global Markets eines der Hauptprobleme ist und bleibt.