UHRENINDUSTRIE: Swatch feiert fulminantes Comeback

Drei Jahre nach dem letzten Frankenschock führt die Swatch Group die Erholung der Schweizer Vorzeigebranche an. Die Verkäufe des Bieler Uhrenherstellers haben im Verlauf des zweiten Halbjahrs stark angezogen – Investoren sind begeistert.

Daniel Zulauf
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Auslage im Swatch Store an der Bahnhofstrasse in Zürich. (Bild: Gaëtan Bally/Keystone (7. November 2007))

Auslage im Swatch Store an der Bahnhofstrasse in Zürich. (Bild: Gaëtan Bally/Keystone (7. November 2007))

Daniel Zulauf

Getragen von einem hervorragenden Weihnachtsgeschäft ist die Swatch Group 2017 auf die Erfolgsstrasse zurückgekehrt. Der führende Schweizer Uhrenhersteller hat im Berichtsjahr den Nettoumsatz um über 5 Prozent auf knapp 8 Milliarden Franken gesteigert, nachdem die Verkäufe in den ersten sechs Monaten noch bei 3,7 Milliarden Franken stagniert hatten.

Einen wichtigen Beitrag zu der kräftigen Beschleunigung lieferte der Dezember. In den letzten vier Wochen des vergangenen Jahres habe die Gruppe den zweithöchsten Monatsumsatz in ihrer Geschichte erzielt, teilte die Swatch Group gestern mit.

Riskante Strategie scheint sich auszuzahlen

Das Umsatzwachstum im Berichtsjahr liess den Gewinn um fast 8 Prozent auf 755 Millionen Franken steigen. Den Aktionären wird eine überproportionale Erhöhung der Dividende um 11 Prozent auf 7.50 Franken pro Inhaberaktie respektive 1.50 Franken pro Namenaktie vorgeschlagen. Die Investoren nahmen die Nachrichten begeistert auf. Die Inhaberpapiere legten über 4 Prozent zu. Der Börsenwert des Konzerns beträgt inzwischen wieder rund 22 Milliarden Franken oder rund das Doppelte des ausgewiesenen Eigenkapitals. Im Sommer 2016, als die Swatch Group die Investorengemeinde zum Halbjahr mit einem Umsatzrückgang um 11 Prozent und einem Gewinneinbruch um über 50 Prozent geschockt hatte, belief sich die Marktkapitalisierung zeitweise auf weniger als 14 Milliarden Franken. Ungeachtet dieser Entwicklung hatte das von der Familie Hayek kontrollierte und geführte Unternehmen in jenen schwierigen Wochen eine Durchhaltestrategie ausgegeben.

Im Unterschied zu Konkurrenzunternehmen wie Richemont verzichtete die Swatch Group auf Kapazitätsanpassungen und Stellenabbau. Diese nicht ganz risikofreie Entscheidung scheint sich nun auszuzahlen. Das in Biel ansässige Unternehmen erwartet für das frisch angelaufene Jahr «ein weiteres sehr positives Wachstum», das «alle Produktionsbereiche auslasten» werde.

Wachstum auch im Niedrigpreissegment

Die Swatch Group zählt aktuell 35400 Mitarbeiter. Von diesen besitzen rund 16000 einen Schweizer Arbeitsvertrag. Damit ist die Swatch Group die grösste Arbeitgeberin in der Schweizer Uhrenindustrie. Diese hatte 2016 rund 57000 Personen beschäftigt. Viele sind für Kleinbetriebe tätig, die den grossen Markenherstellern zuliefern.

Gemäss Jean-Daniel Pasche, Geschäftsführer des Branchenverbandes Fédération Horlogère, hat der Sektor im Zuge des letzten Frankenschocks vor drei Jahren rund 2000 Arbeitsstellen verloren. Nach Informationen von Personalvermittlern habe die Nachfrage nach Arbeitskräften inzwischen wieder angezogen. Die Erholung der Nachfrage nach Schweizer Zeitmessern konzen­triert sich gemäss den Exportstatistiken der Branche vorwiegend auf die Uhren in den höheren Preislagen, während die Kontraktion der Verkäufe für Uhren in der Preislage von rund 500 Franken und tiefer seit drei Jahren anhält.

Die Swatch Group ist mit Marken wie Omega, Rado, Blancpain oder Longines traditionell stark im oberen Preissegment vertreten. Aber die Bieler verkaufen mit Marken wie Swatch, Flik Flak, Calvin Klein oder Mido auch ein breites Sortiment an preisgünstigeren Uhren. Im Unterschied zur Branche hat der Konzern im Berichtsjahr auch in diesem Segment ein gutes Wachstum verzeichnet, und zwar sowohl in puncto Stückzahlen als auch in Franken. Diese Entwicklung ist möglicherweise ein Hinweis auf eine Branchenbereinigung im Zuge der verschärften Ursprungsregeln für Schweizer Uhren. Es ist anzunehmen, dass sich gewisse kleinere Hersteller von preisgünstigen Modeuhren das «Swiss Made» nicht mehr leisten können und dadurch Verkaufseinbussen hinnehmen mussten.