Kontrollen
US-Inspektoren schnüffeln bei Schweizer Käsereien und Chocolatiers

Die Terror-Angst in den USA treibt immer seltsamere Blüten. Aus Angst vor Anschlägen wollen amerikanische Gesundheitsinspektoren nun Schweizer Käsereien und Chocolatiers überprüfen. Der Präsident der Chocolatiers will nun Gegenrecht.

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Schweizer Käsekeller bekommen Besuch von US-Inspektoren

Schweizer Käsekeller bekommen Besuch von US-Inspektoren

Keystone

Seit dieser Woche prüfen Lebensmittelinspektoren aus den USA Schweizer Schokoladefabriken und Käsereien. Die Amerikaner, die jeweils mit einem Vertreter des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) bei Käsern und Chocolatiers aufkreuzen wollen testen , ob die Erzeugnisse biologisch, chemisch oder radiologisch kontaminiert sind. Überprüft werden sollen 21 Schokoladefabriken und 18 Käsereien.
Die Betroffenen haben fürs Vorgehen wenig Verständnis. « Eigentlich sollten wir uns überlegen, ob die Schweiz Gegenrecht halten sollte», sagt Franz Urs Schmid, Direktor des Branchenverbandes Chocosuisse gegenüber der «Handelszeitung».

Sich den Kontrollen zu widersetzen sei aber wenig ratsam, ja könne für die Branche gar fatal sein. Denn immerhin exportierte die Branche letztes Jahr Schoggi im Wert von 53 Millionen Franken in die USA. Und auch für die Käsehersteller sind die USA zunehmend ein wichtiger Absatzmarkt.

Neues Anti-Terrorgesetz

Doch wieso schnüffeln Inspektoren des US-Gesundheitsinspektorats FDA eigentlich in der Schweiz? Die Inspektionen sind die Folge eines revidierten US-Gesetzes, des Food Modernisation Act. Dieser soll unter anderem helfen, Bioterrorismus zu verhindern. Gemäss der US-Lebensmittelüberwachung und Arzneimittelzulassungsbehörde (FDA) könnten importierte Lebensmittel biologisch, chemisch oder radiologisch kontaminiert sein - und deren Einfuhr gelte es zu verhindern.

Deshalb werden die Produktionen der Schweizer Exporteure an Ort und Stelle und vor der Ausfuhr überprüft. Bis anhin erfolgten die Kontrollen lediglich an den US-Grenzen.

Die Anforderungen an die Prüfungen waren schon im Vorfeld derart hoch, dass die kontrollierten Betriebe und die Verbände andere Motive dahinter vermuten, nämlich versteckte Handelsbarrieren.
Informiert wurden die betroffenen Firmen über die drohenden Kontrollen bereits Anfang Jahr, wie Schmid sagt. Und zwar vom Schweizer Bundesamt für Gesundheit. «Ich war erstaunt und überrascht, handelt es sich doch um einen hoheitlichen Akt auf fremden Terrain», sagt Schmid zur «Handelszeitung». (rsn)