Eine Million für den neuen Chef? Raiffeisen winkt ab

Der neue Raiffeisen-Präsident soll keine Million verdienen, sagt die Bank. Er soll aber mehr als sein Vorgänger Johannes Rüegg-Stürm erhalten.

Beat Schmid
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Guy Lachappelle an einer Bilanzmedienkonferenz der Basler Kantonalbank in Basel. (Bild: Georgios Kefalas/Keystone, 1. März 2018)

Guy Lachappelle an einer Bilanzmedienkonferenz der Basler Kantonalbank in Basel. (Bild: Georgios Kefalas/Keystone, 1. März 2018)

Der designierte Raiffeisen-Präsident Guy Lachappelle soll «knapp eine Million Franken» verdienen, schrieb die «Sonntagszeitung». Sein Salär würde damit doppelt so hoch ausfallen wie dasjenige seines Vorgängers Johannes Rüegg-Stürm. Auf Anfrage unserer Zeitung dementiert die Bank jedoch den Bericht: Das Honorar von Guy Lachappelle werde «ganz sicher nicht bei einer Million Franken liegen», sagt eine Sprecherin auf Anfrage. Wie viel es genau sein wird, lässt die Bank jedoch offen.

Die Höhe seiner Entschädigung wird derzeit offenbar intern verhandelt. Die Verhandlungen gleichen einem Hochseilakt. Der Hintergrund: Guy Lachappelle verdiente als CEO bei der Basler Kantonalbank rund 1,2 Millionen Franken. Weil er nun zu einer Konkurrenzbank wechselt, wird ihm der Bonus fürs laufende Jahr gestrichen. Das ist in der Finanzbranche so ­üblich. Im Jahr 2017 betrug sein ­Bonus 376900 Franken.

Zuerst 100 Prozent, dann weniger

Meist kompensieren Banken entfallene Boni von Kaderleuten, die sie von der Konkurrenz abwerben. Letzte Woche gab die Genossenschaftsbank allerdings zu Protokoll, dass sie dies nicht tun werde. Eine Sprecherin sagte konkret: «Weder hat Guy Lachappelle eine Upfront-Zahlung verlangt, noch leistet Raiffeisen solche Zahlungen.» Auf die Nachfrage, ob Raiffeisen «in keiner Weise» die Boni kompensieren werde – weder durch «über mehrere Jahre verteilte Zahlungen» oder auf «irgendeine andere Weise» –, hielt Raiffeisen fest: «Solche und ähnliche Zahlungen sind nicht vorgesehen.»

Erst eine zweite Nachfrage brachte ein wenig Licht ins ­Dunkel. Lachappelle werde nicht wie sein Vorgänger mit einem 50-Prozent-Pensum beginnen, sondern das Mandat werde «in Übereinstimmung mit den Erwartungen der Finma als Hauptmandat ausgestaltet». Langfristig sei das Präsidium aber kein «Vollzeitmandat». Es ist also davon auszugehen, dass Lachappelle zunächst zu 100 Prozent arbeiten wird, später weniger.

«Unglückliche Figur des Verwaltungsrates»

Genauso wie sein Arbeitspensum dürfte auch sein Salär variabel ausfallen. Die Bank bestätigt auf Anfrage: «Das Arbeitspensum hat einen Einfluss auf die Höhe der Vergütung.» Aber auf eine Millionen Franken, wie dies die «Sonntagszeitung» schrieb, werde sein Honorar nicht kommen. «Was stimmt, ist: Es ist ein Hauptmandat, das in ein höheres Pensum als jenes des Vorgängers mündet. Infolgedessen dürfte die Vergütung auch etwas höher liegen, aber ganz sicher nicht bei einer Million.» Weitere Angaben konnte Raiffeisen gestern nicht machen. Das Vergütungsreglement sei derzeit in Überarbeitung und werde erst an der ausserordentlichen Delegiertenversammlung diskutiert. Diese findet am 10. November in Brugg AG statt.

Es ist davon auszugehen, dass die Speziallösung für Guy Lachappelle nicht bei allen Raiffeisen-Delegierten gut ankommen wird. «Der Verwaltungsrat macht hier eine sehr unglückliche Figur», sagt eine hochrangige Quelle gegenüber unserer Zeitung. «Hier wird Vertrauen zerschlagen, das Lachappelle gar nicht hat.» Nach allem, was bei Raiffeisen in den letzten Monaten geschehen sei, hätte man erwarten können, dass Lachappelle zu den Konditionen seines Vorgängers einsteigt, also mit einem 50-Prozent-Mandat – selbst wenn er zu Beginn mehr dafür arbeiten müsse, so die Quelle.