Bei einem Werbeschwindel im Fussball soll ein Millionenschaden entstanden sein.
Über Jahre soll die Sportvermarktungsfirma Infront mit Sitz in der Zuger Grafenau grosse Werbekunden um mehrere Millionen betrogen haben. Dies schreibt der «Tages-Anzeiger», der zusammen mit dem deutschen Magazin «Spiegel» am Freitag die Resultate einer Recherche veröffentlichte. Worum geht es? Infront, die seit 2015 mehrheitlich im Besitz des chinesischen Riesenkonzerns Dalian Wanda Group ist, kauft die Werberechte des Deutschen Fussball-Bundes (DFB) und vermittelt diese weiter an Kunden, die bei Länderspielen der deutschen Nationalmannschaft werben wollen.
Und während diesen Spielen seien Bandenwerbungen grosser Konzerne zu wenig lange eingeblendet worden, anstatt 30 Sekunden nur jeweils 29 Sekunden lang. Laut den beiden Zeitungen, die Einblick in die Verträge hatten, soll die Bandenwerbesumme pro Spiel mehr als 1 Million Franken betragen.
Bereits im Mai teilte Infront mit, man habe einen leitenden Angestellten entlassen, gegen den die Staatsanwaltschaft Thurgau wegen Untreue ein Strafverfahren eingeleitet habe. Man habe intern «mutmasslich betrügerische Aktivitäten» festgestellt und sei «zutiefst schockiert. Unsere internen Untersuchungen laufen noch», liess sich Infront-Chef Philippe Blatter, Neffe des Ex-Fifa-Präsidenten Sepp Blatter damals zitieren. Infront lässt nun die Wirtschaftsprüfer von PWC eine interne Untersuchung durchführen und offeriert den Konzernen Schadenersatz. Weiter kooperiere man mit der Thurgauer Justiz. Und: Zahlreiche Kunden hätten das Angebot von Ausgleichszahlungen bereits angenommen, «weitere Gespräche laufen noch», wird ein Infront-Sprecher zitiert.
Klar ist: Die Zuger Firma hat 6 Millionen Euro zurückgestellt, um den Schaden zu decken, wie sich aus einem US-Börsenprospekt der Infront-Besitzerin Wanda ergibt, die ihre Sportsparte in den USA an die Börse bringen will und darum interne Risiken offenlegen muss. Laut den Berichten zweifelt das Management jedoch daran, ob die Summe reicht: «Obwohl wir glauben, dass sechs Millionen Euro angemessen sind, gibt es keine Garantie, dass die Summe am Ende nicht höher ausfällt.»