Die Aktien des Autobauers VW haben seit Montag einen Drittel an Wert verloren. Rund 23 Milliarden Euro sind Futsch. Auch Schweizer Anleger sind von der Talfahrt betroffen, allen voran die Fonds der Grossbanken.
Die Affäre um manipulierte Abgaswerte beim deutschen Autohersteller Volkswagen führt auch bei Schweizer Anlegern zu massiven Wertverlusten, wie Recherchen der "Handelszeitung" zeigen. Zwischen Montagmorgen und Mittwochmittag summierten sich die Verluste für Schweizer VW-Anleger auf 156 Millionen Franken.
Der Börsenwert des VW-Konzerns sackte in der gleichen Zeit um über 25 Milliarden Euro ab. Rund 1,3 Prozent der Stamm- und Vorzugsaktien von VW sind gemäss dem Datenanbieter «Bloomberg» in Schweizer Hand. Insbesondere Fonds der beiden Grossbanken Credit Suisse und UBS sowie Anlagevehikel von Pictet und Swisscanto gehören zu den grossen Schweizer Besitzern von VW-Titeln.
Die Fahrzeuge aus dem Hause VW gehören bei Schweizer Neuwagenkäufern seit Jahrzehnten zu den beliebtesten Modellen. Die Top 5 der am besten verkauften Autos im laufenden Jahr kommen allesamt aus dem Konzern. In den Top 10 stammen acht Fahrzeuge von VW. Welche von ihnen vom Abgas-Skandal betroffen sind, konnte Importeurin Amag am Mittwoch immer noch nicht sagen. «Wir warten auf Informationen aus dem Werk», so eine Sprecherin.
Gemäss Angaben von VW sind weltweit 11 Millionen Autos betroffen. Es sind Fahrzeuge, in denen ein Dieselmotor vom Typ EA 189 eingebaut wurde. Gemäss Auskunft des Auto-Club Europas können Konsumenten nicht selbst herausfinden, ob ihr Auto einen Schummel-Motor eingebaut hat.
Schnäppchenjäger stoppen Sturzflug
Der heftige Kursrutsch der VW-Aktien hat am Mittwoch vorerst ein Ende gefunden. Es sind vor allem risikofreudige Anleger, die jetzt wieder zugreifen - in der Hoffnung, mit den angeschlagenen VW-Titeln nun ein Schnäppchen zu machen.
Der Aktienkurs, welcher am Vormittag noch bis auf 95,51 Euro und damit auf den tiefsten Stand seit vier Jahren gefallen war, erholte sich im Laufe des Mittwochs leicht. Am frühen Nachmittag stiegen die VW-Titel deutlich und zeitweise bis auf 117,00 Euro.
Seit Wochenbeginn allerdings haben sie immer noch rund einen Drittel an Wert verloren. Anders ausgedrückt: In nicht einmal drei Tagen wurden etwa 23 Milliarden Euro vernichtet.
Auch am Mittwoch stuften viele Experten die Aktie ab - wegen der zahlreichen Unsicherheiten, aber auch wegen des Imageschadens. JPMorgan-Analyst José Asumendi bezifferte die Schadenssumme für den Konzern im schlimmsten Fall auf 40 Milliarden Euro.
Er sorgt sich allerdings nicht so sehr um den Rückruf von Dieselmotoren in den USA, sondern vor allem um die Auswirkungen in Europa, wo die weitaus meisten Dieselautos fahren.
Schneider-Ammann um Zulieferer besorgt
Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammannmacht sich Sorgen über mögliche Folgen für die Schweizer Zulieferer für die Autoindustrie. In der Sendung "Rendez-Vous" von Radio SRF 1 sagte Schneider-Ammann: "Wir haben ein Rheintal in unserem Land, das ist Komponentenhersteller und Zulieferer für die deutsche Autoindustrie. Sollte in Deutschland jetzt wegen dieser Vertrauenskrise mit irgendeinem Nachfrageeinbruch umgegangen werden müssen, dann heisst das, dass es direkt durchschlagen würde zu den Zulieferern."
"Das ist ein Skandal. Ich war persönlich schockiert, weil es offensichtlich vorsätzlich ist", sagte der Bundesrat weiter. Es müsse jetzt blitzartig aufgeräumt werden, damit die Beschädigung nicht Auswirkungen auf die Arbeitsmärkte habe. (nch/sda/cze)