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Ein Minus von 62 Millionen Franken: Die Enttäuschung über das Resultat von Charles Vögele ist bei Analysten und Aktionären gross. Dafür wird der Kleiderhersteller abgestraft. Die Geschichte der Flops.
Der Kleiderhersteller Charles Vögele meldet am Dienstag einen Verlust von 62 Millionen Franken. Dies im Vergleich zu den 11 Millionen Franken im letzten Jahr. Der Nettoumsatz sank um 11 Prozent auf 803 Millionen Franken. Die Analysten hatten mit weitaus besseren Resultaten gerechnet. Damit verflogen die Hoffnung auf einen schnellen Turnaround.
Die Unternehmens-Spitze gab dem starken Schweizer Franken die Schuld an der Situation. Die Charles-Vögele-Aktien sind deshalb heute am Dienstagmorgen stark unter Druck geraten. Zunächst fiel die Aktie um über 10 Prozent auf 6,01 Franken. Später erholte sich der Titel leicht. Der ZKB-Analyst Marco Strittmatter machte in einem ersten Kommentar kein Geheimnis um seine Enttäuschung: «Das Ergebnis war tiefer als erwartet.» Die Prognosen des Unternehmens für die kommenden Jahre betrachtet er als «sportlich».
Immerhin: Mit der heute bekannt gewordenen Kreditverlängerung sei noch einmal Zeit gekauft worden. Die Aktie bleibe jedoch hochspekulativ.
1999: Am Anfang der ganzen Turbulenzen steht der Börsengang von Charles Vögele. Der Zeitpunkt des Börsengangs wurde von Analysten als missglückt bezeichnet – er war bereits für 1997 angedacht. Die Expansionsstrategie, die man schlug fehl. Seither ist bei den Charles Vögele-CEO’s ein Kommen und Gehen.
2008: Die Migros steigt als Investor bei Charles Vögele ein. In den folgenden eineinhalb Jahren versenkt der orange Riese über 20 Millionen Franken im Betrieb. In der Zwischenzeit hat sich Migros als Investor weitgehend zurückgezogen. Im Februar dieses Jahres meldete die Migros noch einen Anteil von 4,75 Prozent. Dieses und andere missglückten Investitionen lassen Charles Vögele zum Spekulationsobjekt verkommen.
2009: Die seit 2006 verfolgte Osteuropa-Strategie von Charles Vögele entpuppt sich als Schuss in den Ofen. Die Expansion kam laut Experten zu spät und war falsch fokussiert. Charles Vögele expandierte nicht, wie C&A in den grossen Zentren wie Warschau und Budapest, sondern in den Provinzen.
2010: Charles Vögele lancierte eine Glamour-Kampagne mit der Schauspielerin Penélope und Monica Cruz, als auch mit dem deutschen Schauspieler Til Schweiger. Die verstaubte Wahrnehmung der Charles Vögele Mode aufzupeppen, schlug fehl. Unter diesem Flop leidet Vögele noch heute.
2011: Charles Vögele lanciert den Online-Shop. 2015 sagte CEO Markus Voegeli zur „Schweiz am Sonntag“: „Unser Onlineshop setzt erst einen einstelligen Millionenbetrag um, und ist, allein betrachtet, nicht profitabel.“ Am Ende des Jahres steht ein Verlust von 119 Millionen Franken.
2014: Charles Vögele verpasst den erhofften Turnaround erneut. Weder das jüngere Publikum, noch das klassische Kundenprofil werden angesprochen. Operativ besteht jedoch Hoffnung. Es resultiert ein Verlust von 11 Millionen Franken.
2015: Der Hedgefonds Teleios steigt bei Vögele ein und hält 15 Prozent der Aktien. Weil sich die Geschäftsleitung und der Investor nicht auf eine Neuausrichtung einigen konnten, verkauften sie zu Beginn des Jahres ihre Anteile an den Aspen Trust Fonds. Der Jahresverlust liegt bei 62 Millionen Franken.