Der Pharmakonzern will bis zu 98 Millionen Aktien vom Markt nehmen und vernichten. Das kostet Novartis gemäss aktuellem Börsenkurs rund 7,32 Milliarden Franken.
Warum macht das eine Firma, und was hat der Aktionär davon?
1 Warum kauft eine Firma eigene Aktien zurück und vernichtet sie?
«Firmen machen das dann, wenn sie zu viel Cash haben, zu viele Barmittel, und gleichzeitig zu wenig Investitionsmöglichkeiten», sagt Elmar Sieber, Analyst bei der Basler Kantonalbank. Das ist auch bei Novartis der Fall. Die Firma nannte gestern aber keine Details dazu. Es ist nicht das erste Rückkaufsprogramm. Seit 2008 kaufte Novartis Aktien im Wert von 2,7 Milliarden Franken zurück.
2 Warum hat Novartis so viel Reserven?
Die Firma verdient Geld wie Heu. Auf den Umsatz von 57,9 Milliarden Dollar machte sie einen Reingewinn von 9,3 Milliarden Dollar, das ist eine Umsatzrendite von 16 Prozent. Vielfach werden so grosse Beträge als «Kriegskasse» für Firmenübernahmen angehäuft.
3 Weshalb kauft sich denn Novartis keine Firmen?
«Derzeit sind die Preise für Übernahmekandidaten sehr hoch», sagt Sieber. Die letzte grosse Übernahme von Novartis war die Augenheilmittelfirma Alcon in der Höhe von 51 Milliarden Dollar. Die Aktienrückkäufe wurden vorübergehend gestoppt.
4 Aktienvernichtung ist doch Verschwendung!
Nein, im Gegenteil. Denn die Firma verknappt dadurch das Angebot, und dadurch steigt der Wert der Aktie tendenziell. Oder andersherum: Pro Aktie steigt der Gewinn.
5 Soll ein Kleinaktionär seine Novartis-Aktien verkaufen?
Nein, sicher nicht deswegen. Denn das Rückkaufprogramm bewirkt ja eher steigende Kurse. Novartis zahlt verkaufswilligen Aktionären auch keinen besonders hohen Preis. Es gibt andere Gründe für Aktienverkäufe, beispielsweise, wenn der Eindruck entsteht, der Aktienkurs sei zu stark gestiegen.
6 Gäbe es nicht noch andere Möglichkeiten, Geld zurückzubezahlen?
Ja. Im Prinzip hätte Novartis auch eine Sonderdividende zahlen können. Aber dann wären für die Aktionäre Steuern angefallen.
7 Sollte Novartis nicht noch mehr in Forschung und Entwicklung investieren?
Novartis investiert schon heute sehr viel in Forschung, 22,5 Prozent der Ausgaben liegen im Pharmabereich. Forschung ist auch mit Risiken verbunden. Nur wenige Produkte kommen auf den Markt und noch weniger werden zu richtigen Rennern. Die «Big Pharma» geht immer mehr dazu über, kleinere Firmen forschen zu lassen. Das Risiko wird damit teilweise ausgelagert.
8 Es sollen 98 Millionen Aktien vernichtet werden. Wie geht das?
Die Aktien existieren nicht einzeln in Papierform. Es werden Zertifikate über Aktienpakete vernichtet und elektronisch gelöscht.
9 Wer dient seine Aktien denn überhaupt an?
Institutionelle Anleger wie Pensionskassen, Kapitalgesellschaften oder Banken, zum Beispiel JP Morgan Chase Bank oder Black Rock. Diese verkaufen möglicherweise, weil sie ihr Portefeuille umschichten wollen.
10 Es wird an der Börse eine «zweite Handelslinie» für Rückkäufe eingerichtet. Warum?
Sie ist für Profis. Wenn ein Grossinvestor mit einem riesigen Paket auf den Markt käme, würde der Kurs abstürzen. Auf der zweiten Handelslinie tritt Novartis direkt als Käuferin auf. Die Verkäufe über die separate Handelslinie wird gemäss «Main Standard» an der SIX Swiss Exchange abgewickelt. Für Private ist diese zweite Handelslinie steuerlich unvorteilhaft. Auch für Institutionelle fallen Steuern an.