Heizöl ist derzeit so günstig wie schon lange nicht mehr. Wegen des Anstiegs der CO2-Abgabe steigt der Preis 2016 um rund sechs Rappen pro Liter.
Der Winter kündigt sich an, und viele Schweizer werden zu Ölspekulanten. Sie fragen sich: Sollen sie ihren Tank mit Heizöl füllen oder nicht? Ein erster Blick auf die Preistafel zeigt: Heizöl ist so günstig wie schon lange nicht mehr. Der Preis pro hundert Liter ist im Vergleich zum Vorjahr um gut 30 Prozent gefallen. Ende August lag er bei 71.23 Franken pro Liter bei einer Bezugsmenge von 3000 bis 6000 Liter im Jahr. «Die Temperaturen werden sinken, der Hausbesitzer muss sich also auch die Frage stellen, ob er noch genügend Heizöl im Tank hat, wenn er mit dem Kauf noch zuwarten will», schreibt deshalb Francesca Romano von der Erdöl-Vereinigung.
Grund für den Preistaucher sind die gesunkenen Weltmarktpreise für Rohöl. Diese sind wegen grosser Mengenausweitungen innerhalb eines Jahres massiv gesunken und liegen seit August unter der 50-Dollar-Marke.
Rohstoffexperten sehen für die kommenden Monate keinen Trendwechsel. Die Erdölsorte Brent hat laut Ole Hansen von der Saxo Bank weiter mit einem Überangebot zu kämpfen. Zusätzlicher Druck auf die Ölmärkte komme sowohl aus den USA als auch aus dem Iran, gleichzeitig sinkt die Nachfrage in China. «In den USA versuchen die Gesetzgeber, das seit 40 Jahren bestehende Exportverbot abzuschaffen. Zusätzlich könnte in den nächsten sechs Monaten neues Öl aus dem Iran fliessen und das globale Überangebot noch weiter verschärfen.»
Nach einer Studie der US-Investmentbank Goldman Sachs wird die Förderung in den USA im Verlauf des zweiten Halbjahrs zwar sinken. Trotzdem wird kein grosser Anstieg der Ölpreise erwartet. Die Länder im Nahen Osten und Russland fördern weiterhin auf sehr hohem Niveau weiter. Für den Schweizer Heizölspekulanten würde diese Nachrichten umgemünzt heissen: zuwarten.
Ein schlagendes Argument für einen zeitigen Kauf von Heizöl in der Schweiz liefert jedoch das Gesetz. Darauf weist — nicht ganz uneigennützig — auch der Energiedienstleister Migrol hin. Laut einem Bundesbeschluss wird die CO2-Abgabe auf fossile Brennstoffe per 1. Januar 2016 erhöht.
Zwar ist der CO2-Ausstoss aus Brennstoffen zwischen 2013 und 2014 gesunken. Doch er ist nicht auf dem Zielwert von 76 Prozent im Vergleich zum entscheidenden Jahr 1990 gelandet. Und so führt der Bund die Erhöhung der Lenkungsabgabe im nächsten Jahr durch. Die Vertreterin der Erdöl-Vereinigung bestätigt dies: «Der Literpreis beim Heizöl erhöht sich im nächsten Jahr um rund 6 Rappen. Es ist deshalb anzunehmen, dass die Hausbesitzer noch in diesem Jahr ihre Tanks füllen.»
Das ergibt laut Berechnungen der Migros-Tochter eine durchschnittliche Steigerung der Brennstoffkosten von ungefähr 200 Franken pro Tankfüllung bei einem 3000-Liter-Tank. Bei dieser Rechnung ist die zusätzliche Mehrwertsteuer nicht berücksichtigt. Die Situation ist vergleichbar mit derjenigen vor zwei Jahren. Auch damals stand eine Erhöhung der Abgabe per 1. Januar 2014 bevor.
Gleichwohl ist der Absatz von Heizöl in der Schweiz in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken. Verantwortlich dafür sind leistungsfähige Heizsysteme und die Investitionen der Hausbesitzer in die Isolierungen der Häuser. Wurden 1990 noch 6 Millionen Tonnen Heizöl verkauft, waren es im vergangenen Jahr noch 2,7 Millionen Tonnen. Insgesamt wurden in der Schweiz 2014 9,8 Millionen Tonnen Erdöl und Erdölprodukte verkauft.
Für den Rückgang des Absatzes von Heizöl im letzten Jahr war laut der Erdöl-Vereinigung vor allem der milde Winter verantwortlich. Die Anzahl Heizgradtage war um 19,9 Prozent tiefer.
Während der Heizölpreis sinkt, bleibt der Benzinpreis bei rund 1.50 Franken pro Liter stecken. Laut dem Touring Club Schweiz (TCS) kostete vergangene Woche ein Liter Benzin bleifrei 95 in der Schweiz im Schnitt 1.48 Franken. Das ist deutlich mehr als noch Ende Januar. Damals musste der Autofahrer lediglich 1.40 Franken für den Liter bezahlen. Hauptgrund ist hier die Entwicklung des Wechselkurses zum Dollar. Immerhin: Laut der TCS-Homepage zeigt der Trendpfeil hier nach unten.