590 Vollzeitstellen hat Coop in den letzten fünf Jahren in den Lebensmittelläden gestrichen, 379 fielen allein im letzten Jahr weg. Die Verkaufsfläche nahm im gleichen Zeitraum stetig zu. Ein starker Anstieg verzeichnete auch die Teilzeitarbeit.
Coop-Chef Joos Sutter war bester Laune, als er gestern in Muttenz die Jahreszahlen 2012 präsentierte: «Wir haben unsere Ziele weitgehend erreicht und konnten gar leicht wachsen.» Für die gesamte Coop-Gruppe mag das stimmen, das Kerngeschäft Supermärkte hat aber erneut gelitten.
Das bekommen je länger, je mehr auch die Angestellten in diesem Bereich zu spüren: Seit 2008 ist die Anzahl Vollzeitstellen in den Supermärkten von 20 207 auf 19 617 zurückgegangen. Das sind 590 Jobs weniger – 379 fielen allein im letzten Jahr weg. Die Verkaufsfläche hingegen ist seit 2008 um 28 612 m2 angewachsen.
«Nicht massiv abgebaut»
Die Arbeitnehmerorganisationen kennen diese Entwicklung: «Viele Detailhandelsangestellte melden sich bei uns und beklagen sich über mehr Druck sowie zunehmende Arbeitsbelastung», sagt Carlo Mathieu, Branchenleiter Detailhandel bei der Gewerkschaft Syna. Coop sei dabei aber kein Sonderfall, sondern ein Arbeitgeber von vielen: «Im Detailhandel gibt es den generellen Trend, dass sich immer weniger Mitarbeiter um immer grössere Flächen kümmern müssen», so Mathieu. Syna verhandelt mit Coop jeweils den Gesamtarbeitsvertrag für die Angestellten. Die Gewerkschaft will den schleichenden Stellenabbau und die zunehmende Arbeitsbelastung in künftigen Gesprächen thematisieren.
Coop-Chef Sutter relativiert den Abbau auf Nachfrage der «Nordwestschweiz»: «Trotz des starken Drucks in der Branche sind wir zu unserem Wort gestanden und haben nicht massiv Stellen gestrichen.»
Teilzeitarbeit wird forciert
Sutter weist darauf hin, dass Coop im vergangenen Jahr gar 191 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt habe: «Wir setzen vermehrt auf Teilzeitarbeit», so der Firmenchef. Mediensprecherin Denise Stadler ergänzt: «Wir möchten bei Verkaufsstellen mit verlängerten Öffnungszeiten vor allem Personal einsetzen, das sich bewusst für die Arbeit in den Abendstunden entscheidet.» Dadurch ergäben sich vermehrt Teilzeitarbeitsverhältnisse mit Studenten und anderen Mitarbeitern, die kleinere Pensen in diesen Randzeiten schätzten, so Stadler.
Die Zahlen zeigen jedoch, dass nicht nur neue Teilzeitangestellte beschäftigt wurden, sondern auch viele Vollzeitangestellte ihr Pensum reduzieren mussten. Die Anzahl bezahlter Arbeitsstunden hat in den Coop-Supermärkten abgenommen. Dass darunter der Service leidet, verneint Stadler: «Wir werden nie einen Personalabbau zulasten der Leistung für unsere Kunden durchführen.»
Viele der Prozesse im Verkauf seien in den letzten Jahren durch den Einsatz moderner Technologie deutlich effizienter geworden. Die Mitarbeitenden im Verkauf könnten sich durch diese Entlastung auf die Betreuung der Kunden konzentrieren, so Stadler. «Die Qualität des Kundenservices ist also auf gleich hohem Niveau geblieben.»