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Wir haben vier Wirtschaftsführer am Swiss Economic Forum in Interlaken nach ihrer Prognose zu den wirtschaftlichen Aussichten gefragt.
Wie gut geht es der Schweizer Wirtschaft?
"Wir sehen, dass sich die KMU trotz Frankenstärke und Negativzinsen sehr gut behaupten. Dennoch bleibt eine Skepsis: Erstens gehen viele qualifizierte Arbeitsplätze ins Ausland. Zweitens halten sich Firmen bei Investitionen zurück, vor allem wegen der Unsicherheit, welche die Währung, die Zinsen und die politischen Risiken in Europa betreffen."
Was wünschen Sie sich von der Politik?
"Heute legt man vielen Branchen – auch den Banken – Fesseln an, die einfach nicht nötig sind. Die Schweiz darf ihren liberalen Erfolgspfad nicht verlassen, auch nicht aufgrund Druck von aussen."
Wie gut geht es der Schweizer Wirtschaft?
"Die Situation ist extrem unterschiedlich von Unternehmen zu Unternehmen. Wir leben in Zeiten, wo sich – salopp gesagt – die Spreu vom Weizen trennt. Sehr gut geht es den Firmen, die früh in Innovationen investierten. Schlecht geht es vielen klassischen Produktionsbetriebe, die darunter leiden, dass die Schweiz mindestens 30 Prozent teurer ist als das umliegende Ausland."
Was wünschen Sie sich von der Politik?
"Keine aktive Unterstützung, keine Subventionen! Sonst
läuft es Richtung Industriepolitik. Wir brauchen einfachere Rahmenbedingungen. Die Arbeitszeiterfassung beispielsweise ist unnötig, hier sollte man wieder liberalisieren."
Wie gut geht es der Schweizer Wirtschaft?
"Es ist zwiespältig. Ich sehe in schweizerische und in internationale Firmen hinein. Die Stimmung ist gut, für viele Unternehmen lief das erste Quartal rund, aber alle fragen sich:
Ist es nachhaltig? Mein Gefühl sagt, dass das Wachstum nachhaltiger ist, als viele vermuten. Europa hat begriffen, dass es Reformen braucht, und das hilft auch der Schweiz."
Was wünschen Sie sich von der Politik?
"Es passieren in der Wirtschaft immer wieder Fehler – und das muss möglich sein. Wenn wegen Einzelfällen mal etwas schiefgeht, sollte die Politik nicht gleich mit Gesetzen reagieren. Unsere Gesellschaft muss Fehler zulassen."
Wie gut geht es der Schweizer Wirtschaft?
"Man hat sich grosse Sorgen gemacht nach der Aufhebung des Euro-Mindestkurses. Doch es läuft nun gar nicht so schlecht, der Franken-Kurs hat sich stabilisiert. Wir brauchen Reformen – bei den Unternehmenssteuern, bei der Altersvorsorge, das ist wichtig. Risiken sehe in Europa: Was passiert nach dem Brexit? Grenzt sich Europa von den USA ab?"
Was wünschen Sie sich von der Politik?
"Deregulieren und vereinfachen. Zwei Beispiele: Das neue Gesetz zur Arbeitszeit-Erfassung gehört ins letzte Jahrhundert begraben. In der Autobranche wiederum ist die Preisbekanntmachungsverordnung eine völlig überflüssige Regulierung."