Postfinance und die Axa Bank blasen mit höhen Sparzinsen zum Grossangriff auf die UBS und die Kantonalbanken. Hier lesen Sie, warum die beiden ihren Sparern diesen attraktiven Zins bieten können.
Sparer haben es hierzulande schwer. Schweizer Grossbanken oder Kantonalbanken gewähren ihren Kunden kaum noch Zins auf den Sparguthaben. Sie sehen keinen Grund, ihre Zinspolitik zu überdenken.
Ganz anderes Postfinance und die Axa Bank. Letztere gewährt ihren Kunden für das «Sparkonto Plus» bis zu einer Einlagehöhe von 50000 Franken einen Sparzins von 1,6 Prozent. Es handelt sich dabei um zeitlich beschränktes Lockvogel-Angebot. Es läuft bis Ende Januar 2011 gilt. Danach erhalten Axa-Kunden einen Sparzins von 1,1 Prozent.
Postfinance möchte Kunden am Erfolg «teilhaben lassen»
Nachhaltiger ist das Angebot der Postfinance. Auf das «E-Deposito-Konto» schreibt der gelbe Riesen seinen Kunden am Ende des Jahres Zinsen in Höhe von 1,25 Prozent gut. Im Gespräch mit der az erklärt die Postfinance, weshalb das Institut diesen attraktiven Zins anbieten kann:
1 Der Kunde muss das Konto selbst bewirtschaften. «Einzahlungen oder Überweisungen muss der Kunde ausschliesslich selbst online tätigen».
Zudem erhalten Postfinance-Kunden keine Kontokarte, um Geld physisch abzuheben. «Wenn die Kunden Geld am Schalter oder Bancomat beziehen wollen, müssen sie das Geld vom E-Depositenkonto auf ein anderes Konto transferieren. Erst dann besteht die Möglichkeit Geld physisch zu beziehen.»
2 Seit Ausbruch der Finanzkrise hat die Postfinance einen regen Zufluss an Neugeldern verzeichnen können.
Weil Postfinance nicht über eine Bankenlizenz verfügt und deshalb das bankenübliche Zinsdifferenzgeschäft nicht betreiben darf (siehe Box), wurden die 85 Milliarden an Kundengelder auf den nationalen und internationalen Finanzmärkten erfolgreich angelegt. Nun will der gelbe Riese seine Kunden mit höheren Sparzinsen belohnen. «PostFinance will bei den Sparprodukten zu den besten Zinszahlern gehören».
Wenn ein Kunde der Bank Vermögen und Einkommen bringt, gewährt die Bank dem Kunden einen gewissen Zinssatz beispielsweise 2 Prozent. Gleichzeitig legt die Bank diese Gelder weiter an, indem die Bank Kredite vergibt für beispielsweise für 4 Prozent. Von der Differenz - also 2 Prozent - lebt die Bank.
Axa Bank führt keine Geschäftsstellen
Die Axa Bank finanziert die höheren Sparzinsen ihrerseits mit «schlanken Strukturen». Ende Januar 2009 ist die Axa Bank in den Schweizer Markt eingetreten.
Dabei positioniert sich das Institut als Direkt- oder Onlinebank und unterhält deshalb keine Geschäftsstellen. «Ausserdem sind die internen Prozesse effizient gehalten und die Produkte bewusst einfach konzipiert. Dies trägt zu niedrigeren Kosten in der Administration bei». Darüber hinaus erhalten Axa-Kunden ganz nach dem Direkt-Banken-Modell keine Bankkarte.
Auf Wunsch können sie aber eine Maestro-Karte beziehen und damit Einkäufe tätigen oder gegen Gebühr von zwei Franken bei jedem Bancomat Bargeld beziehen. Für die Maestro-Karte verlangt Axa keine Jahresgebühr.
Nur Migros Bank kann mit Direkt-Banken mithalten
Derweil ist die Kultur des Gebühren- und Preisvergleichs auch bei der Migros Bank angekommen. Zwar bietet die Migros Bank kein Online-Konto an und gewährt den Kunden deshalb auf Sparkonti lediglich einen Zins von 0,75 Prozent. Damit schlägt die Bank die Gross- und Kantonalbanken jedoch deutlich.
Die Migros Bank bestätigt denn auch auf Anfrage, dass sie mit den Sparzinsen auf Kundenfang geht. «Wir haben den Anspruch, über das gesamte Produktspektrum betrachtet Preisführer zu sein.»
Darüber hinaus könne sich das Finanzinstitut das Angebot leisten, da die Bank mit der Masse an Sparkunden genug Geld verdiene um die geringeren Margen verkraften zu können.
Gleichzeitig verzichtet die Migros Bank wie die Konkurrenten auf «pompöse Filialen», betreibt kein eigenes Sponsoring und die Administration wurde weitgehend zentralisiert. «Damit können wir diese Sparzinsen anbieten.»
Trotz Konkurrenzdruck sieht die UBS - sie bietet eine Sparzins von 0,375 Prozent an - keinen Anlass ihre Sparzinsen anzupassen. «UBS bietet ihren Kunden eine marktgerechte Verzinsung auf den Kontoprodukten.
Die UBS orientiert sich bei der Festlegung des Zinssatzes für das UBS-Sparkonto unter anderem an den Bedingungen in Schweizer Franken Zinsmarkt.»
Die Aargauer Kantonalbank bietet derzeit einen Sparzins von 0,25 Prozent an. Die Zinssätze für Sparkonti liegen damit im Quervergleich mit anderen regionalen Banken im Mittel liegen, lässt die Bank lässt ausrichten.
Gleich argumentiert die Zürcher Kantonalbank. Die ZKB habe es nicht nötig, Kunden mit speziell guten Konditionen zu ködern, schliesslich seien der ZKB seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 und 2009 knapp 14 Milliarden Franken an Kundengeldern zugeflossen.
Wird sich das Direkt-Banking-Modell durchsetzen?
Postfinance ist indes sicher, dass sich die Direktbanken in der Schweiz durchsetzen werden. Der Grund: «Während 2001 das Verhältnis bei 90 Prozent Deposito- und 10 Prozent E-Deposito lag, sind es heute 40 Prozent Deposito und 60 Prozent E-Deposito - Tendenz zugunsten der E-Depositen-Konti steigend.»
Unterstützung erhält der gelbe Riese von der Axa Bank und verweist auf die Transparenz: «Die Konsumenten sind heute in Anlagethemen dank dem Internet besser informiert denn je und sie vergleichen die Angebote stärker. Damit steigt die Bereitschaft, für das Sparen zu einer Direkt-Bank zu gehen, wenn das Angebot beser ist als jenes der Hausbank».