Zalando-Subunternehmen MS Direct schliesst Gesamtarbeitsvertrag ab

Die St. Galler Logistikfirma einigt sich mit der Gewerkschaft Syndicom. Eckpfeiler des Gesamtarbeitsvertrags ist ein Mindestlohn von 20 Franken.

Roman Schenkel
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Ein Paket von Zalando. (Symbolbild: KEYSTONE/Peter Klaunzer)

Ein Paket von Zalando. (Symbolbild: KEYSTONE/Peter Klaunzer)

Wem die bei Zalando bestellten Schuhe zu klein oder die georderten Hosen zu eng sind, der packt die Ware wieder zusammen, steckt sie ins Päckli und sendet dieses zurück an den Onlinehändler. Mit grosser Wahrscheinlichkeit landet das Paket in Arbon TG. Dort verarbeitet in einem grossen Logistikzentrum das private Logistikunternehmen MS Direct für Zalando und andere Onlineanbieter die Retouren der Schweizer Kundschaft. Die Arbeitsbedingungen in den Logistikzentren von solchen Subunternehmen von Zalando wurden in der Vergangenheit von den Gewerkschaften wiederholt kritisiert. Die Angestellten müssen schnell und präzise arbeiten, die Zahl der abzufertigenden Pakete ist sehr hoch. Zudem sind die Löhne tief und oft sind Temporärarbeitende im Einsatz, die auf Abruf arbeiten.

Das Image der sogenannten Fulfillment-Branche dürfte sich nun aber verbessern: Heute gaben die Gewerkschaft Syndicom und das St. Galler Unternehmen MS Direct in Zürich die Unterzeichnung eines Gesamtarbeitsvertrags (GAV) bekannt. Dieser sichert laut den beiden Partnern «gute Arbeitsbedingungen sowie einen Mindestlohn von über 20 Franken ab sechs Monaten für mehr als 400 Arbeitnehmende». Syndicom und MS Direct sind überzeugt, dass der GAV ein bedeutender Meilenstein für eine stark wachsende Branche im Umfeld des E-Commerce ist. Der Vertrag, über den drei Jahre lang verhandelt wurde, tritt per 1. Januar 2020 in Kraft.

Die beiden Sozialpartner haben das Ziel, die guten Arbeitsbedingungen des Unternehmens zu sichern und diese dank dem Pionier-GAV als Standard in der Fulfillment-Branche sozialpartnerschaftlich verankern zu können. Eckpfeiler des GAV ist ein Mindestlohn von 19.65 Franken pro Stunde sowie eine automatische Erhöhung auf über 20 Franken nach sechs Monaten. Damit liegt der Lohn über dem vom Bundesrat für die Branche vorgegebenen Mindestlohn von 18.25 Franken. Zudem haben die Mitarbeitenden Anspruch auf Weiterbildung (insbesondere Sprachkurse). «Mit dem GAV signalisieren wir unseren Mitarbeitenden und Kunden, dass wir für die Sozialpartnerschaft einstehen und als Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Wir hoffen, dass wir in der Branche ein Zeichen setzen können und andere sich uns anschliessen,» sagt Milo Stössel, Inhaber und CEO der MS Direct.

Branche mit starkem Wachstum

In Zeiten der Digitalisierung und Akademisierung der Gesellschaft seien Unternehmen wie MS Direct wichtige Arbeitgeber, um einen niederschwelligen Zugang zum Arbeitsmarkt sicherzustellen. MS Direct sei ein Vorleister im E-Commerce, einem Bereich, der alleine 2018 über 10 Prozent gewachsen ist.

«Die Akzeptanz für neu aufkommende Technologien und Arbeitsformen kann nur geschaffen werden, wenn die Interessen der Arbeitnehmenden gewahrt werden, wie bei MS Direct,» betont Giorgio Pardini, Leiter Sektor ICT und Geschäftsleitungsmitglied bei Syndicom. Aktuell beschäftigt MS Direct insgesamt rund 1000 Angestellte an sieben Standorten. Über 400 davon sind im Bereich Logistics Services (Fulfillment) tätig und profitieren entsprechend vom neuen GAV.