Kommentar
Gewisse Firmen werden nun von der Realität eingeholt

Die lange prophezeite Konkurswelle hat die hiesige Wirtschaft erreicht. Allerdings hilft ein genauer Blick in die Daten, um diese richtig einzuordnen.

Gregory Remez
Gregory Remez
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Handwerker verzeichneten zuletzt einige Konkurse.

Handwerker verzeichneten zuletzt einige Konkurse.

Bild: Christian Beutler/Keystone

Über 2300 Firmen haben hierzulande im ersten Halbjahr ein Insolvenzverfahren eröffnet. 262 davon stammen aus der Zentralschweiz, die meisten aus Zug, Luzern und Schwyz. Je nach Zählweise sind das 20 bis 40 Prozent mehr Konkurse als im Vorjahr. Besonders im Mai und Juni ist ein Anstieg festzustellen, der laut der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich «deutlich ausserhalb des normalen Schwankungsbereichs» liegt.

Mit etwas Verspätung hat die lange prophezeite Konkurswelle die hiesige Wirtschaft nun also doch erreicht. Allerdings hilft ein genauer Blick in die Daten, um diese richtig einzuordnen. So liegt die durchschnittliche Konkursrate seit Beginn der Coronakrise noch immer weit unter jener in den Vorkrisenjahren. Zudem zeigt eine Aufspaltung der Konkurse nach Firmenalter, dass der Anstieg zuletzt vor allem von jüngeren Firmen getrieben wurde.

Während der Pandemie wurden Massnahmen getroffen, um schwere Folgen wie grossflächige Arbeitslosigkeit zu vermeiden. Unweigerlich wurden dabei auch Firmen mit unprofitablen Geschäftsmodellen gestützt. Wer mit den Staatshilfen noch über die Runden kam, den holt spätestens jetzt die Wirtschaftsrealität ein.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass etwa in Uri und Obwalden, wo vergleichsweise weniger Staatshilfen bezogen wurden, die Zahl der Insolvenzen gar zurückging. Dennoch dürfte sich die Konkursdynamik im zweiten Halbjahr – auch infolge der Inflation – beschleunigen.