Nach dem überraschend schnellen Abgang von CEO Thomas Eisenring beginnt bei der Hochdorf-Gruppe die Nachfolgesuche. Die bedeutendste Aktionärin hat klare Vorstellungen davon, was sich bei der Milchverarbeiterin ändern muss.
Am Montagabend gab die Hochdorf-Gruppe den Rücktritt von CEO Thomas Eisenring bekannt, am Dienstag räumte er bereits sein Büro. Brisant ist der Zeitpunkt: Nächste Woche präsentiert die Milchverarbeiterin die Jahreszahlen 2018, die nach zwei Gewinnwarnungen hinter den eigenen Erwartungen zurückbleiben. Der Aktienwert hat sich nach dem Rekordgewinn von 2017 innert einem Jahr halbiert, an der Generalversammlung vom 12. April wird sich die Firmenführung wohl mit Kritik konfrontiert sehen.
Die grösste Aktionärin ZMP Invest AG, eine Tochtergesellschaft der Zentralschweizer Milchlieferantengenossenschaft ZMP, ging sogar bereits so weit, eine personelle Erneuerung des Verwaltungsrates zu fordern. Gegangen ist nun aber niemand aus dem für die Strategie zuständigen Aufsichtsgremium, sondern der Verantwortliche für das Tagesgeschäft. Eisenring war seit 2013 CEO der Hochdorf-Gruppe. Er galt als der starke Mann im Unternehmen. Die Hochdorf-Gruppe nehme die Nachfolgesuche unverzüglich an die Hand, sagt Firmensprecher Christoph Hug.
Bei der Hochdorf-Gruppe mag man den nach aussen hin überstürzt wirkenden Abgang Eisenrings auch am Tag nach der Bekanntgabe nicht weiter kommentieren. «Er sucht eine neue Herausforderung. Mehr kann ich dazu nicht sagen», so Hug. Auch die ZMP Invest AG äussert sich nicht zur Personalie des Geschäftsführers – wohl aber deutsch und deutlich zum Verwaltungsrat. «Eisenrings Abgang ändert nichts an unserer Forderung, den Verwaltungsrat personell zu erneuern. Denn es ist seine Aufgabe, die Strategie vorzugeben und die Umsetzung auch zu kontrollieren. Das geschah in den zurückliegenden Jahren zu wenig», sagt Pirmin Furrer von der ZMP Invest AG.
Die ZMP Invest AG hatte am Freitag Bernhard Merki (früherer CEO bei 4B Hochdorf), Jörg Riboni (Finanzchef bei Emmi) und Markus Bühlmann (Vizepräsident des Verbandes und Landwirt) als Kandidaten für den Verwaltungsrat nominiert. Merki soll Präsident werden. Für die drei sollen der bisherige Verwaltungsratspräsident Daniel Suter sowie die Verwaltungsräte Anton von Weissenfluh, Niklaus Sauter und Holger Karl-Herbert Till Platz machen.
Furrer nennt mehrere Punkte, die ZMP Invest AG am Kurs der Hochdorf-Gruppe missfallen:
An der bisherigen Strategie, der Rolle des reinen Zulieferers für die Nahrungsverkäufer zu entschlüpfen und zumindest mit einem Teil der Milchprodukte direkt an die Endkonsumenten zu gelangen, will die ZMP Invest AG indes festhalten. «Dieser Schritt ist richtig, aber man muss ihn richtig umsetzen», sagt Furrer.
Wenn die ZMP Invest AG ihre drei Kandidaten an der Generalversammlung in den Verwaltungsrat bringt, dürfte ihr Einfluss auf die Hochdorf-Gruppe wachsen. Hat sie vor, den Aktienanteil von heute 14,5 Prozent zu vergrössern, zumal der Preis dafür nun günstig ist? Oder strebt sie sogar wie bei Emmi die Rolle als Mehrheitsaktionärin an? «Nein, das steht für uns nicht im Vordergrund. Wir halten am Anteil im bisherigen Umfang fest. Zuerst gilt es sicherzustellen, dass die Hochdorf-Gruppe wieder auf die Erfolgsspur zurückfindet, damit die Landwirte weiterhin ihre Milch an sie verkaufen können», sagt Furrer.
Die Hochdorf-Gruppe verarbeitet jährlich 400 Millionen Kilogramm Milch und Molke. Sie beschäftigt 700 Mitarbeitende, 420 davon in Hochdorf und Sulgen im Kanton Thurgau.