ZUG: Bossard wächst trotz Krise

Der Schraubenlogistiker Bossard spürt ein raues Umfeld. Trotz Gewinnrückgang und tieferer Rentabilität ist man zufrieden – und rechnet 2013 «mit Rückenwind».

Ernst Meier
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Ein Blick ins Lager der Bossard-Gruppe. Der Schraubenspezialist spürt die verhaltene Nachfrage in Europa.

Ein Blick ins Lager der Bossard-Gruppe. Der Schraubenspezialist spürt die verhaltene Nachfrage in Europa.

Für den Bossard-Chef David Dean war 2012 ein «sehr anspruchsvolles Jahr», in dem man sich aber «wacker geschlagen hat», wie er gestern an der Bilanzmedienkonferenz in Zürich erklärte. Die weltweiten Unsicherheiten, geprägt von Schuldendebatte und Eurokrise, hätten dem Unternehmen einen Strich durch die Rechnung gemacht. So konnte das Ziel, den Umsatz um 5 bis 8 Prozent zu steigern, nicht erreicht werden. Vor allem das zweite Halbjahr blieb unter den Erwartungen. Dennoch schaffte es die Bossard-Crew, das drittbeste Ergebnis in der Geschichte des Unternehmens zu erwirtschaften; die Gewinnmarge (Ebit) blieb mit 10,1 Prozent im zweistelligen Bereich. «Damit liegen wir weiterhin deutlich über dem Branchenschnitt», sagte David Dean.

Verhaltene Nachfrage, neue Kunden

2012 schrieb das Schraubenhandelsunternehmen einen Betriebsgewinn von 47,6 Millionen Franken. Gegenüber dem Vorjahr sind dies 5,2 Prozent weniger. Der Konzerngewinn ging um 4,2 Prozent auf 42,9 Millionen Franken zurück. Der Umsatz betrug 487,1 Millionen Franken (+2,9 Prozent). Die verhaltene Nachfrage sei in Europa in allen Ländergesellschaften zu spüren gewesen, sagte Bossard-Finanzchef Stephan Zehnder: «Hier ging der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 1,9 Prozent zurück.» Asien entwickelte sich mit einem leichten Umsatzplus von 0,7 Prozent ebenfalls weniger erfreulich. Dafür überzeugten die Zahlen aus Amerika, wo Bossard zum dritten Mal in Folge ein zweistelliges Umsatzwachstum verzeichnete. Bereinigt um den erfolgten Verkauf der US-Tochterfirma Bossard Metrics Inc. im Oktober, nahm der Umsatz um 10,6 Prozent zu. Gestiegen sind gegenüber dem Vorjahr auch die Ausgaben. So nahmen die Personalkosten um 2,6 Millionen Franken zu, der Steueraufwand stieg um 2,9 Millionen Franken.

Positiv stimmte David Dean, dass 2012 erneut Kunden hinzugewonnen und das Produktsortiment erweitert werden konnte. Zum aktuellen Geschäftsjahr äusserte er sich vorsichtig optimistisch. «2013 kann es wieder etwas Rückenwind geben. Die Risiken, dass wir in eine Rezession abgleiten, haben sich deutlich reduziert», sagte er.

In Analystenkreisen zeigte man sich am Dienstag zufrieden mit Bossard. «Die Zahlen sind besser, als wir erwartet hatten», sagte Patrick Rafaisz von der Bank Vontobel. «Der Ausblick ist erfreulich. Die Auftragslage sieht gut aus.»

Kapitalerhöhung steht bevor

Einen wichtigen Schritt in die Zukunft machte Bossard 2012 mit dem Kauf der KVT-Fastening für 200 Millionen Franken. Die Akquisition bewirkt eine Kapitalerhöhung. Durch den Kauf sank allerdings die Eigenkapitalquote von Bos­sard von 62,3 Prozent auf 13,3 Prozent. Um das finanzielle Fundament wieder zu stärken, will man 80 Millionen Franken zusätzliches Kapital auf dem Aktienmarkt beschaffen. Dadurch wird der Eigenfinanzierungsgrad wieder auf 35 Prozent erhöht. Auch die Hauptaktionärin Kolin Holding AG (Familie Bossard) will im Verhältnis ihrer Beteiligung an der Kapitalerhöhung teilnehmen, versicherte das Unternehmen.

Die Durchführung der Kapitalerhöhung muss die Generalversammlung (GV) vom 12. März gutheissen. Danach werden die Bezugskonditionen bekannt. «Der erste Handelstag der neuen Inhaberaktien wäre am 25. März», informierte Stephan Zehnder. Aktionäre, die nicht an der Erhöhung mitmachen, würden via Verkauf ihres Bezugsrechtes entschädigt. Zehnder: «Es kommt nicht zu einem Verwässerungseffekt.» An der GV wird den Aktionären zudem eine leicht tiefere Dividende von 5.75 Franken vorgeschlagen (Vorjahr: 6 Franken). Das entspricht zurzeit einer Rendite von 3,8 Prozent.