29 wollen in den Ständerat

Vier Rücktritte, namhafte Kandidaten: Die Ständeratswahlen in der Zentralschweiz versprechen Spannung. Einzig in Uri scheint bereits alles klar zu sein.

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Blick in den Ständeratssaal an der diesjährigen Herbstsession. (Bild: Keystone/Alessandro della Valle)

Blick in den Ständeratssaal an der diesjährigen Herbstsession. (Bild: Keystone/Alessandro della Valle)

Cyril Aregger

10 Ständeratssitze sind in der Zentralschweiz zu verteilen – 29 Kandidaten stellen sich am 18. Oktober zur Wahl. Vor vier Jahren waren es noch 23. Das dürfte auch damit zu tun haben, dass gleich in fünf Kantonen (Luzern, Zug, Uri, Ob- und Nidwalden) heuer je ein Sitz im Stöckli frei wird. Anders als vor vier Jahren (Nidwalden) gibt es auch nirgends stille Wahlen.

Spannung in Luzern

In Luzern will die FDP den Sitz des abtretenden Georges Theiler mit dem 31-jährigen Hitzkircher Damian Müller verteidigen. Zumindest ein Erfolg bereits im ersten Wahlgang erscheint unwahrscheinlich, auch wenn Müller mit dem unbestrittenen bisherigen Konrad Graber (CVP, Kriens) auf den offiziellen FDP- und CVP-Listen firmiert. Zu gewichtig sind die Gegner. Auf der rechten Seite die Krienser SVP-Nationalrätin Yvette Estermann, auf der linken Seite die Präsidentin der Stiftung für Konsumentenschutz, Nationalrätin Prisca Birrer-Heimo (SP, Rothenburg) und der Grüne Nationalrat Louis Schelbert (Luzern), der bei Wahlen insbesondere in der Stadt Luzern immer wieder sehr gute Resultate erzielt. Auch ein weiterer Nationalrat, Roland Fischer (GLP, Udligenswil), dürfte dem FDP-Kandidaten Müller einige Stimmen kosten. Geringe Chancen hat einzig der parteilose Malterser Rudolf Schweizer.

Offener zweiter Wahlgang

Ein zweiter Wahlgang scheint also so gut wie sicher. Wie geht es dann weiter? Das ist kaum vorherzusagen. Die Ergebnisse des ersten Durchgangs werden entscheiden, welche Parteien ihre Kandidaten erneut ins Rennen schicken. Auch Personalwechsel sind nicht ausgeschlossen. Klar ist indes: Auch der zweite Wahlgang dürfte für die FDP kein Spaziergang werden.

Zug: Populärer CVP-Kandidat

In Zug wird die Wiederwahl von Joachim Eder (FDP) unbestritten sein. Der ehemalige Zuger Gesundheitsdirektor konnte vor vier Jahren den FDP-Sitz des abtretenden Rolf Schweiger bereits im ersten Wahlgang verteidigen. Gleiches soll nun Regierungsrat Peter Hegglin (Edlibach) für die CVP schaffen. Sie hat den Sitz des zurücktretenden Peter Bieri zu verteidigen. Obwohl die Konkurrenz mit Manuel Brandenberg (Chef der SVP-Kantonsratsfraktion, Zug), SP-Kantonalpräsidentin und Kantonsrätin Barbara Gysel und dem Alternativen Kantonsrat Andreas Lustenberger (Baar) namhaft ist, wäre es keine Sensation, wenn der populäre Zuger Finanzdirektor den Sprung ins Stöckli bereits im ersten Wahlgang schaffen würde. Bei allen vier Wahlen in den Zuger Regierungsrat seit 2003 wurde Hegglin jeweils souverän gewählt. Chancenlos wird Stefan Thöni von der Piratenpartei sein.

Schwyz: Alle gegen die SVP

Einzig im Kanton Schwyz treten beide Ständeräte wieder an. Trotzdem wollen gleich sechs Kandidaten versuchen, der SVP einen ihrer beiden Ständeratssitze abzujagen, die von Peter Föhn (Muotathal) und Alex Kuprecht (Pfäffikon) gehalten werden. Insbesondere die CVP will mit ihren beiden Kandidaten, dem Wollerauer Gemeinderat Marco Casanova und Kantonsrat Bruno Beeler (Goldau), versuchen, den vor vier Jahren verlorenen Sitz wieder zurückzuerobern. Hoffnungslos ist dieses Unterfangen nicht: Die SVP-Doppelvertretung im Stöckli ist nicht überall im Kanton Schwyz gern gesehen. Und in einem allfälligen zweiten Wahlgang dürften die Karten ganz neu gemischt werden. Gespannt darf man auch auf das Abschneiden der parteilosen Kandidaten sein: Insbesondere die Kommunikationsberaterin und Verwaltungsratspräsidentin der Rotenflue-Bahn, Nathalie Henseler (Rickenbach), wird ein zumindest achtbares Resultat eingeräumt. Als Aussenseiter gelten der zweite Parteilose, der Altendorfer Kaufmann Albert Knobel und die beiden Juso-Kandidaten Thomas Büeler und Elias Studer.

Uri: Baumann und Dittli

Mit dem bisherigen Isidor Baumann (CVP) und FDP-Regierungsrat Josef Dittli gibt es im Kanton Uri nur zwei offizielle Kandidaten für den Ständerat. Da der Kanton Uri bei eidgenössischen Wahlen keine stillen Wahlen kennt und sich theoretisch noch bis am Wahltag Kandidaten erklären können, braucht es am 18. Oktober doch noch die Bestätigung der Wahlberechtigten.

Obwalden: Duell der «Grossen»

Spannender dürfte es in Obwalden zu und her gehen: Den langjährigen FDP-Sitz von Hans Hess machen seinem Parteikollegen André Windlin sowohl die CVP mit Erich Ettlin als auch die SVP mit Adrian Halter streitig. Es ist wohl mit einem zweiten Wahlgang zu rechnen. Ettlin und Windlin teilen sich die Stimmen ihrer Gemeinde Kerns, der Wähleranteil der SVP genügt nicht für den ersten Wahlgang, die FDP hat die Unterstützung der SP, derweil nicht alle goutieren, dass die CVP neben ihrem Fraktionskollegen Karl Vogler (CSP) im Nationalrat auch den Ständeratssitz anpeilt.

Nidwalden: Zweikampf

Auch in Nidwalden wollen drei in den Ständerat: Neben Therese Rotzer-Mathyer (CVP) und Hans Wicki (FDP) hat sich kurzfristig noch der parteilose Querdenker Josef Käslin angemeldet. Der Kampf um den Sitz des Bisherigen Paul Niederberger (CVP) wird sich auf jeden Fall zwischen CVP und FDP entscheiden. Die Ausgangslage zwischen dem kantonalen Baudirektor Wicki und der CVP-Präsidentin und Landrätin Rotzer gilt für viele als durchaus offen, der eine profitiert von seiner Bekanntheit, sie vom Frauenbonus.