Heute entsteht eine Zeitung fast ganz am Bildschirm. Auch die «Neue Schwyzer Zeitung» wird so produziert. Noch bis Ende Jahr.
Es ist 7.45 Uhr. Die ersten Kolleginnen und Kollegen sind auf der Redaktion an der Bahnhofstrasse 14 in Schwyz eingetroffen. In diesem Haus direkt gegenüber der Kantonspolizei und dem Regierungsgebäude hat unsere Zeitung seit 1887 ihren Sitz.
Bis zur Redaktionssitzung um 9.15 Uhr studieren wir Redaktoren verschiedene Zeitungen aus dem Kanton Schwyz, aber auch nationale Ausgaben, wie die «Neue Zürcher Zeitung» oder den «Tages-Anzeiger». Seit 7 Uhr allerdings ist die Redaktion bereits besetzt. Bestsellerautorin («Wandern ist doof») und Redaktionssekretärin Blanca Imboden ist dabei, die Agenda für die morgige Ausgabe zu bereinigen. Sie verwaltet aber auch die interne Agenda, wo Ideen, Termine und allfällige Abwesenheiten von Redaktoren vermerkt sind.
Im Turnus versieht jeden Tag eine andere Kollegin oder ein Kollege den Dienst des Tagesleiters. Er ist jeweils dafür verantwortlich, dass am anderen Tag eine Ausgabe der Neuen SZ erscheint. Er produziert und gestaltet die Schwyzer Seiten der Neuen SZ am Computerbildschirm. Natürlich in Zusammenarbeit mit den anderen Kollegen. Noch haben wir auf unserer Schwyzer Redaktion Vollbestand: Insgesamt arbeiten bis Ende Jahr hier noch acht Personen, einige davon in Teilzeit. Dann wird unser Zeitungstitel eingestellt und unsere acht Arbeitsstellen gehen verloren.
Um 9.15 Uhr findet die Redaktionssitzung mit allen Mitarbeitenden statt. Am Anfang der Sitzung steht die Blattkritik zur aktuellen Ausgabe. Was ist gut, was weniger, wo hätte das Layout etwas spezieller sein können, wie ist die Bildqualität, wie steht es mit der Textqualität? Geführt wird die Sitzung in der Regel von Redaktionsleiter Harry Ziegler, seinem Stellvertreter Erhard Gick oder vom Tagesleiter, je nach Anwesenheit.
Nach der Blattkritik, die jeweils unterschiedlich lang ausfällt, werden die Themen für die kommende Ausgabe besprochen. Dies in einem ersten Schritt anhand der Agenda: Was steht an, welcher Anlass, welche Pressekonferenz wird von wem besucht. Dann besprechen wir die Ideen der Redaktorinnen und Redaktoren. Zum Schluss der Sitzung wird festgelegt, welche Themen auf der Bundauftaktseite erscheinen und welche Themen auf den hinteren Seiten aufgemacht werden. Die Sitzung dauert im Schnitt 20 Minuten. Dienstags ist sie jeweils länger. Dann werden die Themen für die Woche und auch die «Zentralschweiz am Sonntag» besprochen.
Im Anschluss an die Sitzung bestellt der Tagesleiter in Luzern die notwendigen Seiten für die kommende Ausgabe. Dazu erhält er eine Inseratemeldung aus dem Mutterhaus in Luzern. Abgestimmt darauf werden täglich im Schnitt fünf Seiten im lokalen Bund produziert.
Die Kolleginnen und Kollegen, die nicht in die Tagesleitung involviert sind, beschäftigen sich mit den ihnen in der morgendlichen Sitzung zugewiesenen Aufgaben. Die einen verfolgen ein selber eingebrachtes Thema, fahren zur Recherche oder zum Fotografieren irgendwohin, andere wiederum bearbeiten eingesandte Texte und starten notwendige Rückfragen bei zuständigen Stellen. Und vielfach nimmt eine am Morgen anders angedachte Geschichte eine nicht vorhergesehene Wendung. Es kann aber auch sein, dass die Topgeschichte vom Morgen sich als blutleeres Gerücht entpuppt. Oberste Maxime auf einer Redaktion, egal ob lokal oder überregional, ist deshalb Flexibilität.
Die Zeitungsseiten werden alle am Bildschirm gelayoutet und soweit fertig gemacht. Grundsätzlich muss der letzte Schwyzer Text um 23.15 Uhr fertig sein. Sonst kann es beim Druck zu Verzögerungen kommen, die einen Rattenschwanz an Problemen, vor allem bei der Zustellung, auslösen können.
Bilder werden heute nur noch digital fotografiert und entsprechend ebenfalls am Bildschirm bearbeitet. Allerdings nicht so, dass Bildinformationen verfälscht werden.
Zweiter Fixpunkt des Tages für den Tagesleiter ist die Telefonkonferenz mit Luzern und den Regionalausgaben in Uri, Zug, Ob- und Nidwalden. An dieser Konferenz werden die verschiedenen Themen ausgetauscht. Welches Thema hat eine Ausstrahlung über die Kantonsgrenzen hinaus? Welche bewegt die Menschen oder ist besonders unterhaltsam? Diese Themen werden dann für die Regionalausgaben und Luzern aufbereitet. Damit nicht in einer Regionalausgabe sogenannte Doubletten (ein Artikel erscheint doppelt) fabriziert werden, ist die Koordination unter den Regionalausgaben relativ wichtig.
Durchgegeben werden auch die Wünsche, wie die Frontseite der Regionalausgaben aussehen sollen. Korrigiert werden die Texte übrigens in Schwyz. Korrektorin Helena Gwerder, die bei uns stundenweise arbeitet, kommt jeweils gegen 16 Uhr und korrigiert die vorhandenen Texte. Das Mutterhaus in Luzern korrigiert unsere noch spätnachts nachgelieferten Texte etwa über Gemeindeversammlungen oder andere Abendveranstaltungen.
Grundsätzlich dauert der Arbeitstag auf unserer Zeitungsredaktion so lange, bis die kommende Ausgabe fertig ist. Das ist in Schwyz in der Regel zwischen 19 und 20 Uhr der Fall. Sämtliche Redaktoren haben aber die Möglichkeit, von zu Hause aus auf sämtliche Mails aber auch auf sämtliche Zeitungsseiten zuzugreifen, falls etwas Unvorhergesehenes passieren sollte. So gesehen endet der Arbeitstag des Tagesleiters erst, wenn er von einem Kollegen oder einer Kollegin am nächsten Tag als Tagesleiter abgelöst wird.
Die Arbeit auf einer Redaktion ist zwar anstrengend, dafür aber abwechslungsreich und spannend. Und auch wenn man um kurz nach 9.30 Uhr die kommende Ausgabe geplant hat, ist man immer wieder erstaunt, wie sie am anderen Tag wegen aktueller Ereignisse anders aussieht, als ursprünglich geplant.