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Zentralschweiz
Die Firma HAG in Stansstad beschäftigt 14 Mitarbeiter und ist heute die einzige in der Schweiz, die serienmässig Modelleisenbahnen baut. «Die Digitalisierung hat uns gerettet», sagt der Inhaber.
Einst gab es in der Zentralschweiz mehrere Modelleisenbahn-Hersteller. Übrig geblieben ist noch HAG mit Sitz und Produktionsstätte im Ausserfeld in Stansstad. «Die Digitalisierung hat uns gerettet», sagt Inhaber Heinz Urech. «Früher konnten die Loks einfach nur fahren, mehr nicht. Inzwischen ist das Spielzeug viel lebendiger und detailgetreuer geworden.»
Urech nennt als Beispiele die verstellbaren Lichtversionen, die den echten Loks der SBB entsprechen oder die Bremsgeräusche, die mittels einer Audiodatei abgespielt werden – es handelt sich jeweils um Aufnahmen der Original-Loks. Gesteuert werden können die Züge mittels Schaltstation, Computer oder auch App. Für Technik-Freaks bestünden zahlreiche Programmier-Möglichkeiten. «Es handelt sich bei den Loks quasi um ein Computerspiel mit Hardware, die sich analog bewegt.» Nächstes Jahr will HAG eine frei programmierbare Steuerung für die Umgebung auf den Markt bringen, etwa für Bahnhöfe oder Strassenlampen.
Produktions- und Umsatzzahlen gibt HAG keine bekannt. Es würden jeweils mehrere Tausend Modelle pro Jahr produziert, so Urech. Die Zahlen seien seit einigen Jahren stabil, nachdem der Markt vor über 20 Jahren stark eingebrochen war.
«Früher hatte fast jedes Kind eine Modell-Eisenbahn, heute gibt es viel mehr Spielprodukte.»
In der Folge gaben mehrere Hersteller auf oder fusionierten. Auch die alte HAG AG musste Konkurs anmelden. Urech, selbst ein Modelleisenbahn-Fan, übernahm den Betrieb schliesslich vor sieben Jahren von einem Investor und verlegte ihn von Mörschwil SG nach Nidwalden, wo er bereits die Elektronik-Firma Polytrona führte.
Heute profitiert HAG von den Synergien mit Polytrona, die ihren Sitz im selben Gebäude hat. Letztere stellt Leiterplatten für Elektrogeräte her und beliefert neben HAG Grosskunden wie ABB oder Pilatus. Das helfe, denn die Vorinvestition betrage jeweils 500'000 bis 800'000 Franken für ein neues Modell. «Alleine durch den Verkauf von Modelleisenbahnen wäre es schwierig, das wieder reinzuholen», sagt Urech.
Trotz modernster Technik ist bei der Produktion noch viel Handarbeit gefragt – etwa beim Lackieren oder dem Einbau der Elektronik in die Loks.
Stellen seien durch die Digitalisierung keine weggefallen. Seit einem Jahr verfügt HAG aber auch über einen Digitaldrucker. «Dieser ermöglicht uns, Spezialwünsche wie etwa Loks mit eigenem Design oder Logo günstiger und schneller herzustellen», sagt Urech.
Modern ist auch die Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach des Firmengebäudes, die 100 Prozent der benötigten Energie für die Produktion liefert.
Im Gegensatz zur Konkurrenz aus dem Ausland hat HAG die Produktion nicht in ein Land mit tieferen Löhnen verlagert. «Unsere Produkte kosten daher etwa das Doppelte», sagt Urech. Das ist insofern relevant, da Firmen wie Märklin aus Deutschland auch SBB-Modelle für den Schweizer Markt produzieren – HAG hat hier also keine Sonderstellung. Urech:
«Aber wir haben eine sehr treue Kundschaft und die würde eine Auslagerung niemals akzeptieren.»
Die Firma versuche, sich mit Qualität abzuheben. Details wie Scheibenwischer werden separat gespritzt und an den Loks befestigt statt nur aufgemalt. Weiter seien die HAG-Loks äusserst zugkräftig.
Die Firma hält mit 65 Metern den Weltrekord der längsten Modell-Zugkomposition, die durch eine Lok gezogen wurde. Aufgestellt wurde dieser 2015 in der Swissporarena:
HAG baut alle Loks nach, die bei den SBB und der BLS als Zugfahrzeuge eingesetzt werden. Diese werden via Zwischenhändler verkauft. Nicht im Angebot befinden sich Modelle der Zentralbahn, die ihren Hauptsitz auch in Stansstad hat. Der Grund dafür ist technischer Natur: Die Zentralbahn-Gleise sind schmaler als jene der SBB und BLS. Die Zentralbahn-Loks wären somit nicht mit den Standard-Modell-Gleisen kompatibel.