Er fordert eine schwarze Liste für fehlbare Geistliche. Nun kommt ans Licht: Es war Abt Martin Werlen selber, der einen negativ aufgefallenen Pater wieder nach Einsiedeln zurückholte.
Der Pater, der in den 1970er-Jahren sexuelle Übergriffe an Schülern begangen hatte, ist Recherchen der Nachrichtensendung «Schweiz aktuell» zufolge seit dem Jahr 2002 wieder im Kloster Einsiedeln. Abt Martin Werlen persönlich habe den fehlbaren Geistlichen zurückgeholt, nachdem dieser nach seinen Taten in ein anderes Kloster versetzt worden war.
Nur noch interne Aufgaben?
Brisant: Der Pater arbeitet in der Stiftschule wieder in der gleichen exponierten Stellung wie vorher. Abt Martin Werlen wollte sich vor der Kamera nicht äussern. In einer schriftlichen Stellungnahme bestreitet das Kloster Einsiedeln den Sachverhalt nicht, weist aber darauf hin, dass der pädophile Pater nur noch interne Aufgaben habe. Gemäss Recherchen von «Schweiz aktuell» ist das nicht zutreffend. Ausserdem habe der Pater nach wie vor Kontakt zu Jugendlichen. Seit seiner Wiedereinsetzung sind jedoch keine Fälle von Übergriffen aktenkundig.
«Ich habe keinen Groll»
Gegenüber «Schweiz aktuell» hat nun das damalige Opfer des Paters sein Schweigen gebrochen. Bei dem einmaligen Übergriff hab der Geistliche ihm zwischen die Beine gegriffen. «Ich habe keinen Groll, nicht gegenüber dem Kloster und nicht gegenüber dem Pater», betont das Opfer. Auch denke er, dass es ein «Recht auf Vergessen» gebe: «Die schlimmste Strafe für ihn war sicherlich der völlige Gesichtsverlust in der Gesellschaft und in der Klostergemeinschaft, deren Ruf er mit ramponiert hat.» «30 Jahre sind eine lange Zeit», so die Antwort auf die Frage, was er darüber denke, dass der fehlbare Geistliche zwischenszeitlich wieder im Kloster Einsiedeln angestellt ist.
scd
Der «Schweiz aktuell»-Beitrag: