Der Stadtwerk-Verbund Swisspower überlegt sich, wie der Energiebedarf nach dem AKW-Ausstieg in der Schweiz gedeckt werden kann. Für den Verband kämen grosse Erdwärme-Kraftwerke in Frage. Möglicher Standort: Schwyz.
Die Erdwärme müsse dringend kommen, sagte Hans-Kaspar Scherrer, Verwaltungsratspräsident der Swisspower Netzwerk AG, am Mittwoch vor den Medien in Zürich. Ohne diese neue Energiequelle sei es nicht möglich, dass Swisspower per 2050 vollständig auf erneuerbare Energien umstelle.
Swisspower will demnach grosse Erdwärme-Kraftwerke erstellen. Solche Tiefenwärmekraftwerk sollen dereinst Strom für etwa eine Million Menschen produzieren. Als mögliche erste Standorte nennt ein Ingenieurbüro die Kantone St.Gallen und Schwyz. Die politischen Entscheide, die ein solches Riesenbauwerk erst erlauben würden, sind dort jedoch noch nicht gefallen. Swisspower hofft jetzt schon, dass sich die Einsprachen von besorgten Anwohnern in Grenzen halten.
Die künftige Energieversorgung müsse sowohl im Winter als auch im Sommer sichergestellt sein. Mit Photovoltaik und Wasserkraft sei es voraussehbar, dass im Sommer zu viel Energie vorhanden sei und im Winter dafür Engpässe entstehen würden, sagte Scherrer.
Im «Masterplan 2050», den Swisspower im September präsentieren will, ist die Geothermie bereits fest einberechnet - mit jährlich bis zu 40 Terawattstunden für die Wärmeproduktion und einer einstelligen Terawattgrösse für Strom. Die Schweiz verbrauchte 2010 insgesamt 635 Terawattstunden Strom.
Der Swisspower-Verband, der unter anderem die Stadtwerke von Bern, Genf, Basel, St. Gallen und Winterthur und insgesamt 1,2 Millionen Kunden in der ganzen Schweiz vertritt, unterstützt deshalb ein neuartiges Geothermie-Projekt, das sogenannte Tiefenwärmekraftwerk.
Im Gegensatz zu bisherigen Projekten hat es viel grössere Ausmasse und - so hofft Swisspower - mehr Aussichten auf Erfolg. Grösster Unterschied zu anderen Projekten ist, dass beim Tiefenwärmekraftwerk nicht nur fünf Kilometer in die Tiefe gebohrt wird, sondern deren zehn.
Diese 10'000 Meter Tiefe hätten den Vorteil, dass die Bohrungen nicht Glückssache seien, hiess es beim zuständigen Ingenieurbüro DTE in Weinfelden TG, welches das Projekt entwickelt. In dieser Tiefe sei die Wärme überall vorhanden, an jedem Standort.
Zweiter grosser Unterschied zu bisherigen Projekten ist, dass die Wärmegewinnung in einem geschlossenen System in der Tiefe passieren soll. Das Wasser wird nicht in den Fels gepresst - Erdbeben, wie sie beispielsweise in Basel passiert sind, sollen so ausbleiben.
sda/rem