Die grosse Bettags-Feier anlässlich 50 Jahre katholische und reformierte Landeskirche Luzern ist abgesagt. Was aber bleibt, ist die gemeinsame Aktion – einmal mehr mit einer starken Aussage.
In den 1960er-Jahren fassten die katholischen wie die reformierten Glaubensangehörigen im Kanton Luzern den Entschluss, sich auf Kantonsebene zu organisieren und jeweils eine eigene Kirchenverfassung in Kraft zu setzen. 1964 wurde ein entsprechendes Gesetz geschaffen, fünf Jahre später stimmten die Gläubigen über ihre neuen Verfassungen ab, 1970 nahmen beide so neu entstandenen Landeskirchen ihre parlamentarische Tätigkeit auf. Die Christkatholiken sind im Kanton Luzern bereits seit 1932 als Landeskirche anerkannt.
2020 ist folglich das grosse Jubiläumsjahr für die Luzerner Katholiken und Reformierten, auch wenn wegen der unvorhergesehenen Umstände alles etwas anders verläuft als geplant. Als einer der Höhepunkte der Jubiläumsfestivitäten galt der Bettag am 20. September, an dem die Bevölkerung zu einem grossen Feierakt in die Festhalle in Willisau geladen gewesen wäre. Aufgrund der Corona-Schutzmassnahmen ist dieser Grossanlass abgesagt und wird voraussichtlich aufs kommende Jahr verschoben.
Was aber bleibt, ist die gemeinsame Aktion der drei Luzerner Landeskirchen zum Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag, welche heuer auch an das 50-Jahr-Jubiläum der katholischen und reformierten Landeskirche anknüpft. Die jährliche Aktion wird seit 2009 gepflegt und verbindet die Menschen. Auch die Islamische Gemeinde Luzern beteiligt sich jeweils. Die Aktion verfolgt das Ziel, dass die Bedeutung des im Kanton Luzern als hoher Feiertag begangenen Bettages von der Bevölkerung wahrgenommen wird, und sie will zur Reflexion anregen.
In diesem Jahr steht diese Aktion unter dem Motto «Anerkennen – weil wir miteinander stärker sind». In der Öffentlichkeit ist sie in Form von Plakaten, Zeitungsinseraten und Spots in Linienbussen präsent, der Fokus liegt dabei auf das «Danke», welches zentrales Anliegen des Bettages ist. Gegenseitige Anerkennung ist Basis für Solidarität, Empathie, Wertschätzung und Würde. «Unsere Gesellschaft fusst darauf, dass wir uns gegenseitig anerkennen», schreiben der Luzerner Regierungsrat wie auch die drei Landeskirchen zum Thema. «Wir sind gleich. Und gewichten gleichwohl: bei Herkunft und Geschlecht, Sprache und Kultur, Meinung und Religionszugehörigkeit.» Auch wenn Anerkennung manchmal nicht leicht falle – wir würden uns bereits in der Bundesverfassung zu Offenheit bekennen. «In der Präambel sprechen wir vom Willen, ‹in gegenseitiger Rücksichtnahme und Achtung›, unsere ‹Vielfalt in der Einheit› zu leben», führen die Verantwortlichen weiter aus. «Und wir halten fest, dass die Stärke unseres Volkes sich ‹am Wohl der Schwachen» messe›. Die Vielfalt anerkennen wir offensichtlich als eine Kernkompetenz unseres Landes.» Und damit hätten wir uns eine Verantwortung auferlegt – für uns selbst, für die Gesellschaft, für die Schöpfung. So sei Anerkennung ein Bedürfnis von Menschen, getragen durch die Erfahrung, dass wir miteinander stärker sind.
Angesichts dessen, so bringen es die Initianten der Aktion auf den Punkt, sei der Bettag 2020 eine Gelegenheit, dafür zu danken, wo uns Anerkennung weitergebracht hat. «Er soll aber auch ein Denk-Tag sein. Wir können uns Zeit nehmen, darüber nachzudenken, wo Anerkennung für uns wichtig ist und wo wir selbst dazu beitragen.»