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Kanton Luzern
Ein Theater der besonderen Art in den Gassen rund um den «Fläcke» stellt spannende Frauen aus der Gemeinde ins Zentrum. Auch nachher soll sich die Öffentlichkeit über ihre Geschichten informieren können.
Beromünster hat im Verlauf der Geschichte immer wieder interessante Persönlichkeiten hervorgebracht. Frauen sind auf den einschlägigen Listen aber selten zu finden. Ihnen wird jetzt im Rahmen eines Theaters der besonderen Art eine Bühne geboten.
Die Idee dazu hatte Rebekka Schüpfer, Geschäftsstellenleiterin vom
Ortsmarketing namens «5-sterne-region.ch». «Es war schon immer ein Wunsch von mir gewesen, ein Projekt über spannende Frauen auf die Beine zu stellen», sagt sie.
Die Figuren werden den Besucherinnen und Besuchern direkt in den Gassen von Beromünster präsentiert. An fünf Schauplätzen rund um den «Fläcke» schlüpft eine Darstellerin in verschiedene Rollen. Das Publikum wird auf dem Weg dazwischen über Kopfhörer anhand eines Hörspiels in die jeweilige Epoche eingeführt.
Die Geschichten erstrecken sich über mehr als 400 Jahre. «Wir wollten nicht nur Mord und Totschlag, sondern auch berührende Geschichten zeigen», sagt Schüpfer. So kommen die Liebesbriefe der verheirateten Margrit Schumacher an einen Geistlichen ebenso vor wie die schwangere Magd Johanna Dolder, die zwei Jahrhunderte später ihre Dienstherrin ermordete.
«Normalerweise sind nur die Verbrecherinnen dokumentiert», sagt Schüpfer mit Blick auf die mangelnden weiblichen Stimmen in historischen Dokumenten. Bei der Recherche im Rahmen der Vorbereitungen konnten die Organisatorinnen auf die Hilfe des Hauses zum Dolder in Beromünster sowie des Staatsarchivs zählen. Beispielsweise über Kunigunde Herzog, die 1916 mit einer Soldatenschneiderei beim heutigen Gasthof zum Ochsen Arbeitsplätze schuf. Oder Alice Stauffer-Suter, der das Zwangsarbeitslager wegen liederlichem Lebenswandel drohte – «eine Frau, die ihrer Zeit voraus war», wie Schüpfer es formuliert.
Mit Mama Flury, die ab den 1960er-Jahren Kinder aus Gastarbeiterfamilien für sieben Franken pro Tag bei sich zuhause betreute und heute noch immer in Beromünster wohnt, wird der Bogen zur Gegenwart geschlagen.
Mit Marina Beer, Jolanda Barmettler-Küng und Sonja Rast konnten drei Darstellerinnen aus der Region gewonnen werden. Für die künstlerische Umsetzung sind Nina Halpern (Regie) und Sarah Gärtner (Text) verantwortlich. «Alle Mitwirkenden tragen unseren Nachhaltigkeitsgedanken mit», sagt Schüpfer.
Denn nach den ersten Rundgängen zwischen dem 4. und 6. Mai und der zweiten Runde Mitte September ist das Projekt noch nicht beendet. Es werden weiterhin individuelle Buchungen möglich sein. Ab 2024 wird das Theater Interessierten als digitaler Guide zur Verfügung stehen. Geplant sind QR-Codes an den verschiedenen Schauplätzen im Dorf, über welche die Szenen auf Video abrufbar sind.
Der Vorverkauf sei sehr gut angelaufen. «Wir konnten schon vier Zusatzveranstaltungen aufschalten, was uns riesig freut», sagt Schüpfer. Auch aus der Bevölkerung habe man durchwegs positive Rückmeldungen erhalten. So seien über ein Crowdfunding insgesamt 6000 Franken für das Projekt zusammengekommen.