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Zentralschweiz
Kanton Luzern
Kabarettist Veri über die Bedeutung von Rubbellosen im Dorfladen.
Mein Plan für die Mittagspause: Bänkli, Schatten, Studentenfutter, Nussgipfel, Viertelstunde. Mountainbike angelehnt, Helm deponiert, den im Velodress unvorteilhaft betonten Bauch eingezogen geht’s die paar Schritte zum Dorfladen.
Wie im Slogan versprochen ist der Nussgipfel frisch, die Verkäuferin fründlich. Für die junge Mutter macht sie mit «nimmt meine Mia auch gerne» die Ernährungsberaterin, die ältere Dame bekommt eine Rheumasprechstunde. Kurzweilig also, die ersten zwei Minuten anstehen. Der Mann im Hawaiihemd vor mir lässt sich einen kleinen Losgewinn auszahlen, investiert diesen gleich wieder. Plus einen Hunderter dazu. Sie solle doch bitte grad selber schauen, was er mit den neuen Lösli gewonnen habe, instruiert er die Verkäuferin. Rubbeln, scannen, quittieren. Gehört offenbar zum Service. Abgelenkt dadurch, dass ich den Handwerker hinter mir vorlasse, verpasse ich fast, wie das Hawaiihemd murmelnd abwägt, mit welchen der angebotenen Lose er den Gewinn von vierzig Franken wieder verspielen soll. Dann rubbelt sie wieder, abhaken, quittieren. Bei der nächsten Investition – fünfzig Franken – kontrolliere ich schon mal das Ablaufdatum meines Studentenfutters und knabbere am Nussgipfel.
Es komme ja via Lotteriefonds wieder viel Geld zurück für Sport und Kultur, bemerkt die kassierende Croupière bei der nächsten Runde. Und für die Kaserne im Vatikan, denke ich. Mein Zeitbudget ist fast verbraucht, als das Hawaiihemd – wahrscheinlich bankrott – die Kasse freigibt. Nachrücken. Der Handwerker legt Sandwich und Powerdrink auf das Band: «Und noch zwei Win-for-Live-Lose, bitte.»
Hinweis: Am Freitag schreiben Gastkolumnistinnen und Gastkolumnisten sowie Redaktorinnen und Redaktoren unserer Zeitung zu einem frei gewählten Thema.