Der 64-jährige Luzerner Mitte-Regierungsrat Guido Graf verzichtet 2023 auf eine erneute Kandidatur. Seine Partei, die sich die Frauenförderung seit langem auf ihre Fahnen geschrieben hat, steht nun in der Pflicht, eine Frau zu nominieren.
Obwohl er erst kürzlich beteuert hat, 2023 erneut für den Regierungsrat zu kandidieren, verzichtet Gesundheits- und Sozialdirektor Guido Graf nun doch darauf. Der Kanton Luzern sei gut und stabil unterwegs, was eine Erneuerung der Regierung vereinfache. Ausserdem sei eine 13-jährige Tätigkeit in der Exekutive ein guter Zeitpunkt für einen Rücktritt, begründet der 64-jährige Mitte-Politiker seinen Abgang von der Politbühne.
Mit Graf hört in einem Jahr der zweite Regierungsrat auf. Erst kürzlich hat der parteilose Marcel Schwerzmann seinen Verzicht auf eine weitere Kandidatur angekündigt. So nachvollziehbar und erfolgversprechend der Angriff der Linken mit einer Frau auf das frei werdende Mandat von Schwerzmann ist, so breit akzeptiert ist der Anspruch der Mitte auf zwei Sitze im fünfköpfigen Gremium.
Die grösste Luzerner Partei muss aber auch Erwartungen erfüllen, die sie selber geweckt hat. Man erachte es als eine Aufgabe, die nächste Vakanz weiblich zu besetzen, sagte etwa Parteipräsident Christian Ineichen schon vor zwei Jahren. Auch die Mitte-Frauen machten ihren Anspruch immer wieder geltend. Es ist also klar, dass die Partei neben dem Bisherigen Reto Wyss eine Frau ins Rennen schicken muss, wenn sie nicht grösste Irritationen auslösen will. Die Mitte kann so dazu beitragen, dass Luzern erstmals von zwei Frauen mitregiert wird. Das wäre ein Schritt in Richtung einer gerechten Verteilung der Sitze auf die Geschlechter.