Die App der Musikschule Oberer Sempachersee ist in der Pandemie entstanden. Projektleiter Manuel Imhof will Kindern auch via Smartphone die Musik näherbringen.
«Ohne meine Musik zu leben, wäre für mich unmöglich», hat der britische Musiker John Miles 1976 in seinem Hit «Music» gesungen. Ganz ähnlich fühlte sich Musiklehrer Manuel Imhof, 37, im Frühling 2020, als mit dem Lockdown das Leben grösstenteils eingeschränkt wurde und damit auch die Instrumente an den Musikschulen verstummten. Für den stellvertretenden Musikschulleiter der Musikschule Oberer Sempachersee bedeutete das: Sein Posaunenunterricht an der Musikschule war gestrichen, das Spiel als Posaunist mit der Brassband Bürgermusik Luzern und das Dirigieren der Jugend Brass Band und der Brass Band Harmonie Neuenkirch ebenso. Nebst etlichen anderen Engagements.
Doch Not macht erfinderisch, und das Leben mitsamt Arbeit und Leidenschaft ging trotzdem weiter. Aber guter Rat war teuer, im wahrsten Sinne des Worts. Imhof setzte beim Nachwuchs an. Weil die Schulkinder keinen Instrumentenparcours besuchen konnten, suchte er eine digitale Zwischenlösung, anhand derer sich die Buben und Mädchen orientieren können.
Zusammen mit Lehrkräften der Musikschule sammelte er Ideen, die in einer App für Musikschulen umgesetzt wurden. Entstanden ist ein virtueller Instrumentenparcours fürs Handy. Imhof betont: «Dieser ist nur eine Ergänzung zur Realität. Die App kann den richtigen Parcours niemals ersetzen, weil damit ja keine Instrumente gespielt werden können. Es vermittelt aber auf spielerische Art ein Bild, wie ein solcher vonstatten geht.»
Die Instrumentenparcours seien die wichtigsten Veranstaltungen für Musikschulen, um Kinder für den Unterricht zu gewinnen, weil Instrumente angefasst und ausprobiert werden können. «Die müssen in jedem Fall stattfinden, nur so erreichen wir die Kinder und ihre Eltern», unterstreicht Imhof.
Die Musikschul-App kann gratis im App Store heruntergeladen werden. Sie ist übersichtlich angeordnet und einfach zu bedienen. Dargestellt ist ein Haus mit verschiedenen Musikzimmern, die mit jeweils gleichartigen Instrumenten ausgestattet sind. Das interessierte Kind kann durch Berühren eines Zimmers und danach eines Instruments verschiedene Wege einschlagen. Einerseits können Töne entlockt werden oder aber es kann ein Puzzle oder ein Lückentext zu den einzelnen Instrumenten gestartet werden. Auf der Frontseite sind sämtliche involvierten Musikschulen aufgeführt. Beim Download kann die eigene Musikschule ausgewählt werden. Es ist also möglich, via Handy praktisch in der eigenen Schulstube Musik kennen zu lernen und per Mail oder via Website den Kontakt herzustellen.
Der Weg vom ersten Gedanken bis zur Realisierung der App war beschwerlich. Imhof, der sich in diesem Fall selber als «positiver Spinner» bezeichnet, klärte die rechtlichen Schritte ab und machte sich im Netz auf die Suche nach App-Entwicklern. Die gibt es in allen Preiskategorien.
«Unser Ziel war von Anfang an, andere Schulen ins Boot zu holen, die sich an den Initialkosten beteiligen. So eine App war nicht budgetiert, und die kostet, je nach Inhalt, viel Geld.» Die Rechnung sei einfach: «Je mehr Schulen dabei sind, desto bessere Möglichkeiten bieten sich», führt Imhof aus. Das Projekt fand Anklang in 79 Gemeinden. 15 Schulen aus dem Kanton Luzern, je eine aus dem Kanton Zug und Solothurn sowie die Musikschule Uri sind involviert.
Die Ausgaben für die Entwicklung der App inklusive der Musik und den Grafiken bewegen sich im mittleren fünfstelligen Bereich. Bruno Schriber der Firma Xpera GmbH ist für die App-Entwicklung zuständig. Für die Musik engagierte Manuel Imhof den Musiker Andreas Frei von der Partyband Fäaschtbänkler aus der Ostschweiz, der für die Produktion sämtlicher Töne und Stücke zuständig war. Die Illustrationen fertigte Martina Rohweder an.
Die Musikschule Oberer Sempachersee hat am 21. Januar mit dem Instrumentenparcours für das Smartphone den 1. Preis beim «Good Practice Modell» am Forum Musikalische Bildung (FMB) des Verbands Schweizer Musikschulen gewonnen. Zusätzlich wurde sie mit dem Pandemie-Spezialpreis ausgezeichnet.
Das Preisgeld von 3000 Franken wird in die Weiterentwicklung der App investiert. Demnächst wird die dritte Version aufgeschaltet. Der Weg ist aber noch weit. Imhof will möglichst viele weitere Schulen motivieren, um eine noch bessere App zu entwickeln. Wie viele Kinder will er prozentual für die Musikschule begeistern? Imhof: «Alle.»