Zehn Willisauer Künstler öffnen ihr Atelier und geben Einblick in ihr Schaffen. Zu sehen gibt’s unter anderem «nichts Fertiges» und dann immer wieder Neues, Anderes, Ungeplantes.
«Schau da – salü, willkommen im Atelier»: Eben ist am frühen Samstagnachmittag eine weitere Besucherin ins Atelier von Eva Häfliger Kunz an der Vorstadt 21 in Willisau eingetreten. Diese schaut sich in der inspirierenden, farbigen Szenerie am Schaffensort der Willisauerin um. Grossformatige Bilder zieren die Wände, die Künstlerin scheint gern mal mit «dem grossen Pinsel» anzurühren; es zeigt sich dann auf den zweiten Blick, dass Kleines, detailliert Ausgearbeitetes und fein Umrahmtes ebenso «ihr Ding» ist.
Nicht nur in diesem Atelier gibt es Besuch, vier weitere Kunstwerkstätten vor Ort sind ebenfalls geöffnet: «Open Studio» war vergangenes und ist nächstes Wochenende angesagt. ArtWillisau hat das Projekt initiiert und realisiert. Insgesamt geben zehn Willisauer Künstlerinnen und Künstler Einblick in ihr Schaffen.
Im Fokus steht nicht das Resultat, ein Werk oder eine Ausstellung, sondern vielmehr der künstlerische Prozess im Atelier und der persönliche Kontakt mit den Kunstschaffenden in ihrem unmittelbaren Arbeitsumfeld. Das erste Wochenende zeigte: Das Projekt kommt an – «Open Studios» schafft spannende und bereichernde Begegnungen mit den Willisauer Kunstschaffenden. Romy Lipp, Präsidentin ArtWillisau, sagt dazu: «Dieses erste Wochenende war ein toller Erfolg.» Das Projekt sei in gewisser Weise auch ein Experiment gewesen, ob es ankomme.
«Nun sind wir sehr glücklich, die Künstlerinnen und Künstler haben ihr Schaffen ausgezeichnet vermittelt.»
Zurück im Atelier von Eva Häfliger Kunz. Sie blättert in einem Stapel grossformatiger Bilder. Mit eingewachstem Papier habe sie da gearbeitet, «ein uraltes Bügeleisen» verwendet. Einiges sei auch verkauft worden. «Ja, ich habe immer recht verdient, wenn ich etwas verkaufte», verrät sie. «Man darf den Markt auch nicht unterbieten, denn andere müssen davon leben.» Sie nicht.
Eva Häfliger Kunz zu ihrem vielfältigen Schaffen: Sie verrät, da sei ein Sujet, das sich wiederhole: «Wolkiges, Transparentes faszinierte mich schon immer.» So ist im Atelier ein Bild aufgespannt mit Zitronen, die frei in den Wolken herumfliegen. «Eine Zitrone ist weg. Sie hat gestört». Jetzt herrscht «Zitronen-Harmonie».
An der Vorstadt 23 hat Erwin Hofstetter sein Atelier geöffnet. «Nichts Fertiges» gibt es da zu sehen. Frage: Ist Erwin Hofstetter mit seinen Malereien, Installationen, Plastiken, Zeichnungen, Gipsobjekten denn überhaupt «je fertig»? Er zeigt nämlich auf, wie sein Schaffen ein ständiger Entwicklungsprozess sei; wie praktisch «aus dem Nichts etwas entsteht», daraus dann wieder Neues, Anderes, Ungeplantes.
Da waren etwa zu Beginn 14 gleich lange Gipserlättli. Die hölzernen Leisten liessen «Ableger» und «Nebenprodukte» entstehen: Dachstuhl, Wendeltreppe, eine Kiste, eine Bühne und auch geheimnisvolle Gipsfiguren. «Jedes Objekt gibt den Ball weiter», sagt Erwin Hofstetter den Besuchern. «Formen, Zusammennageln, Kleistern, auch mal Pflatschen und ‹Teigen› seien Schaffensquellen. Teigen? Nun, zu Hause hätten sie eine Konditorei-Bäckerei gehabt», sagt Erwin Hofstetter schmunzelnd.
Hauptberuflich arbeitet Hofstetter als Kanti-Lehrer für Bildnerisches Gestalten. Seine Schüler will er zu Eigenständigkeit, zum Selber-Denken bringen. Da gibt es ein Ziel: «Sich verselbstständigen, zu «etwas werden» – wie seine Kreationen im «Open Studio».
Alle Infos zum Anlass Open Studios Willisau: artwillisau.ch.