Raubtier
Wolf reisst Schaf nahe der Luzerner Kantonsgrenze

Am 26. Januar 2023 ist in Unterkulm ein Schaf gerissen worden. Laut dem kantonalen Amt für Jagd und Fischerei handelt es sich dabei um einen Wolfsriss.

Oliver Varga
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Im Kanton Aargau tappte Ende Februar 2019 in Erlinsbach zum ersten Mal ein Wolf in eine Fotofalle.

Im Kanton Aargau tappte Ende Februar 2019 in Erlinsbach zum ersten Mal ein Wolf in eine Fotofalle.

Bild: Departement Bau, Verkehr und Umwelt Kanton Aargau

«Am 26. Januar 2023 wurde in unserem Jagdrevier ein gerissenes Schaf gemeldet», heisst es in einem Brief des Jagdvereins Unterkulm an die Landwirte. Präsident Hans Rudolf Berner bestätigt auf Anfrage von ArgoviaToday, dass er das Schreiben am Dienstagnachmittag verschickte. Er sei von der Jagdverwaltung informiert worden, dass es sich «mit grosser Wahrscheinlichkeit» um einen Wolfsriss handeln dürfte. Die Wirbelsäule des Schafes war zweimal durchgebissen und ein Grossteil des Kadavers gefressen. Auf der Webseite des Kantons ist der Schafsriss in Unterkulm bereits in der Kategorie «Sichere Wolfsnachweise im Kanton Aargau» aufgelistet. Ob es sich um denselben Wolf handelt, der vor zwei Wochen möglicherweise in Luzern gesichtet wurde, ist nicht bekannt.

Besorgte Landwirte in Unterkulm

Mit dem Schreiben will Berner keine Angst unter den Landwirten verbreiten. «Es ist jetzt einfach wichtig, dass alle Bescheid wissen und sich gut umschauen.» Der Präsident des Jagdvereins Unterkulm erhielt auch bereits erste Rückmeldungen von besorgten Landwirten. Einfach abschiessen kann der Jagdverein das Raubtier aber nicht. «Der Wolf ist geschützt. Ohne einen entsprechenden Entscheid des Bundesrats geht das nicht.»

Bereits im letzten Sommer wurden in Unterkulm zwei gerissene Rehe entdeckt. Dazumal ging man von Hunden aus. Hans Rudolf Berner meint heute dazu: «Vielleicht hätte man da genauer hinschauen müssen.» Deshalb appelliert er an alle, die jetzt ein Tierkadaver finden: «Lasst den Kadaver so liegen, wie er ist.» Ähnlich wie bei einem Tatort sollte man sich dem Ort des Tierrisses nicht nähern. «Nur so können die notwendigen DNA-Spuren gesichert werden», erklärt der Jagdpräsident. Trittsiegel, Haare oder Kot seien wichtige Informationsquellen, um zu analysieren, woher der Riss stammt.

Wolf im Mittelland unterwegs

Bereits im November letzten Jahres wurde im Mittelland ein Wolf gesichtet. Im solothurnischen Mümliswil-Ramiswil konnte ein Autofahrer das Raubtier mit der Kamera einfangen. Und im März 2022 verlor ein Aargauer Bauer im zürcherischen Bonstetten 25 Schafe. Er sprach dazumal von einem Massaker. Auch im Kanton Luzern ist der Wolf aktiv: Im letzten Jahr hat er auf Luzerner Alpen so viele Nutztiere gerissen wie seit 13 Jahren nicht mehr. Im Kanton Luzern sei «jederzeit und überall mit der Präsenz des Wolfs zu rechnen», so die Regierung.