Regierungsratswahlen
Regierungsrat Guido Graf tritt nicht mehr an: «Ich lasse mir von niemandem dreinreden»

Gesundheits- und Sozialdirektor Guido Graf erklärt nach einer Nacht im Spital mit emotionalen Worten, wie nahe ihm sein Verzicht auf eine weitere Kandidatur geht. Und der Mitte-Politiker äussert sich zum Verhältnis zu seiner Partei.

Lukas Nussbaumer
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Der 2023 als Regierungspräsident abtretende Guido Graf ist mit Leib und Seele Politiker.

Der 2023 als Regierungspräsident abtretende Guido Graf ist mit Leib und Seele Politiker.

Bild: Dominik Wunderli (Luzern, 29. Juni 2022)

Der 64-jährige Guido Graf tritt Ende Juni 2023 nach dannzumal 13-jähriger Tätigkeit als Regierungsrat ab. Das hat der Mitte-Politiker am Donnerstag schriftlich mitgeteilt. Fragen dazu konnte er aufgrund eines unerwartet nötig gewordenen medizinischen Eingriffs keine beantworten. Nach einer Nacht im Spital organisierte er am Freitag eine Telefonkonferenz. Zweck: Der Öffentlichkeit detaillierter erklären, was ihn zum Verzicht auf eine Kandidatur bewogen hat, nachdem er bis vor kurzem stets betonte, er trete im nächsten Jahr noch einmal an.

Nach der mehrfach wiederholten Aussage, es gehe ihm bestens, setzte der Pfaffnauer zu einer «Vorbemerkung» an – und hielt einen zehnminütigen, emotionalen Monolog. Graf versicherte, bis vor kurzem habe er «wirklich nochmals antreten wollen». Dass er dies bei entsprechenden Fragen jeweils bestätigt habe, sei auf die Wahlen 2019 zurückzuführen. Damals habe ihn ein Journalist nach der feststehenden Bestätigungswahl mit erneutem Bestresultat ohne zu gratulieren gefragt, wann er denn nun zurücktrete. «Da habe ich mir einen Schutzmechanismus zugelegt.»

Dass Graf mit Leib und Seele Politiker ist, war ihm unschwer anzumerken. Der Abschied vom Regierungsrat tue ihm «extrem weh, er macht mich auch traurig, ich gehe nicht gerne». Man müsse aber auch lernen, loszulassen und sich eingestehen können, nicht unersetzlich zu sein. Ausserdem sei die aktuelle Regierung suboptimal zusammengesetzt: fünf Männer, alle Unternehmer. «Jetzt muss eine Frau ins Gremium, und es braucht auch die Sichtweise von Personen mit anderen Berufen.» Die Parteien, und zwar alle, hätten bei der Personalplanung «einen massiven Nachholbedarf».

Medien um 12 Uhr, Partei erst um 18 Uhr informiert

Auf die Frage unserer Zeitung, ob er von der eigenen Partei unter Druck gesetzt worden sei, antwortete der frühere Fraktionschef und Gemeinderat seiner Wohngemeinde bestimmt: «Ich entscheide selber und lasse mir von niemandem dreinreden. Ich bin Regierungsrat des Kantons Luzern.» Zur eigenwilligen Kommunikation seines bevorstehenden Abgangs – Graf orientierte die Medien am Donnerstagmittag, seine Partei war Mitte Nachmittag noch nicht im Besitz des Communiqués – sagte der aktuelle Regierungspräsident: «Die Partei hat die Mitteilung wie geplant um etwa 18 Uhr erhalten. Die wichtigen Personen waren informiert.» Schnell und knapp reagierte er auf die Frage, wie das Verhältnis zu Parteipräsident Christian Ineichen sei: «gut.»

Nicht in die Karten blicken liess sich der 2009 als Nachfolger seines Parteikollegen Markus Dürr in die Regierung gewählte Graf, was seine Zukunft betrifft. Er fokussiere sich jetzt noch ganz auf sein Amt. Es stünden viele Projekte an, beispielsweise die Spitalplanung in Sursee. Zudem suche er als Regierungspräsident möglichst oft den Kontakt mit der Bevölkerung. Offen liess der gut gelaunt wirkende Noch-Regierungsrat auch, ob er sich dereinst eine Tätigkeit im Spitalrat oder ein politisches Amt auf eidgenössischer Ebene vorstellen könne: «Wer in der Politik plant, ist garantiert zur falschen Zeit am falschen Ort.»

Das Alter hat Grafs Entscheid nicht beeinflusst

Wiederum konkreter wurde der Hobbyjasser und -fischer bei weiteren Fragen. Nein, sein Alter von 64 Jahren habe seinen Entscheid, 2023 abzutreten, nicht beeinflusst. Und ja, die Bewältigung der Pandemie sei eine «sehr anspruchsvolle Zeit» gewesen. Genauso das Attentat von Menznau sowie die aktuelle Flüchtlingskrise und jene von 2015/16.

Er habe während der Coronazeit aber auch viel Dankbarkeit aus der Bevölkerung erfahren, und er habe im ganzen Gesundheits- und Sozialdepartement auf «hervorragende Mitarbeiter» zählen können. «Ohne sie wäre vieles nicht möglich gewesen.»