Soziale Einrichtungen
Wie wird das Angebot für Betreuungsbedürftige künftig aussehen? Parteien äussern sich zu den Plänen der Luzerner Regierung

Der Kanton hat den Planungsbericht über die sozialen Einrichtungen im Kanton Luzern in die Vernehmlassung geschickt. Nun liegen die Antworten vor.

Livia Fischer Jetzt kommentieren
Drucken

Der Planungsbericht über die sozialen Einrichtungen im Kanton Luzern für die Jahre 2024 bis 2027 dürfte im Parlament einen leichten Stand haben. Der Entwurf der Regierung erhält von den Parteien viel Zustimmung, sie unterstützen die geplanten Massnahmen mehrheitlich.

Insgesamt hat die Regierung deren 14 definiert – sieben davon sind neu (wir berichteten). Sie reichen von neuen ergänzenden Betreuungsangeboten für Kinder mit Sonderschulbedarf über flexiblere stationäre Angebote für Erwachsenen mit Behinderungen bis hin zur Entschärfung des Fachkräftemangels und der Anpassung an den digitalen Wandel.

Schwierige Suche nach Pflegefamilien

Trotz wenig Gegenwind: Anmerkungen zum Entwurf gab es trotzdem, nur die Grünen hielten sich stark zurück. So heben mehrere Parteien in ihren Vernehmlassungsantworten die Knappheit von geeigneten Pflegefamilien hervor. Die GLP vermisst spezifische Massnahmen zur Problemlösung – und bringt einen eigenen Vorschlag ein. Ein moderner Ansatz könne in der Rekrutierung erfolgversprechend sein. Konkret Marketingkampagnen, welche die Möglichkeit, als Pflegefamilie zu funktionieren, bekannter machen. «Zudem bedarf es dringend Modelle, die nicht auf traditionellen und veralteten Rollen- und Familienbildern basieren», schreiben die Grünliberalen weiter.

Betreuung durch Pflegeeltern ist beliebt – doch die Suche nach Familien schwierig.

Betreuung durch Pflegeeltern ist beliebt – doch die Suche nach Familien schwierig.

Symbolbild: Getty

Die FDP wiederum schlägt vor, die geltende Finanzierungsregelung zu überdenken, damit sich die Gemeinden verstärkt bei der Suche engagieren. Derzeit ist nämlich die Gemeinde der Pflegefamilie und nicht die zuweisende Gemeinde für die Finanzierung zuständig.

Eine ungünstige Entwicklung: Während sich die Suche nach Pflegefamilien schwierig gestaltet, dürfte der Bedarf danach auch in den kommenden Jahren steigen. Die SP fragt sich, ob zwischen der verstärkten Nachfrage nach Pflegefamilien und dem Fachkräftemangel in den Institutionen ein Zusammenhang bestehe. Klar sei: Der Kanton müsse in die Ausbildung, Weiterbildung, Begleitung und das System Pflegefamilie investieren, damit Pflegeeltern den Situationen gewachsen seien. Schliesslich seien sie zunehmend «mit hochkomplexen Fragestellungen konfrontiert, die sehr hohe fachliche Anforderungen an die Bezugspersonen von platzierten Kindern stellen».

Finanzierung bewegt

Ein weiterer Punkt, der für Anmerkungen sorgt, ist jener der Kosten. Die Mitte begrüsst es, dass die Strategie «ambulant und stationär» fortgeführt und die bedarfsgerechte Weiterentwicklung der Angebote gefördert wird, die Ansätze der finanziellen Mittel fehlten aber. Auch die SVP verlangt eine genauere Abklärung der Kosten, vor allem im ambulanten Bereich seien diese schwierig zu eruieren.

Überhaupt braucht es laut der Mitte eine Priorisierung der umzusetzenden Massnahmen, damit sie mittelfristig finanziert werden können. Die Frage des Preisschildes stellt sich auch die SVP, wenn es um die individuell gestalteten Angeboten geht, die vermehrt angestrebt werden.

Dass im Planungsbericht zu wenig beleuchtet wird, welche Ausgaben die weitere Flexibilisierung der Angebote mit sich bringt, kritisiert auch die GLP. Damit sich diese nicht «in eine extreme Richtung entwickeln», müssten die Kosten überwacht werden. FDP und SP indes fordern, dass diverse Auslagen im Budget und im Aufgaben- und Finanzplan festzuhalten sind.

Vermisste Zielgruppen und Themen

Während sich die FDP eine kantonale Strategie im Umgang mit Menschen mit Autismus wünscht, vermisst die GLP die Berücksichtigung der Trendentwicklung, dass Kinder und Jugendlichen zunehmend illegale Drogen konsumieren. Auch die Zielgruppe der älteren Personen solle unbedingt im Planungsbericht einbezogen werden. Was die SVP will: Ursachenforschung statt Symptombekämpfung, damit Prävention möglich wird.

Die SP hat schon Vorstellungen davon, wie der nächste Planungsbericht aussehen soll. So empfiehlt sie etwa, den Care Leavern – also jungen Menschen, die in einem Heim oder bei einer Pflegefamilie gelebt haben und sich im Übergang ins Erwachsenenleben befinden – ein eigenes Kapitel einzuräumen. Auch der Auswirkung der Migration auf die Angebotslandschaft sei künftig mehr Beachtung zu schenken.

0 Kommentare