Stellenwechsel
Von der Polizeischule in die Verwaltung: Stefan Weiss wird neuer Gemeindeschreiber von Reiden

Nach 4,5 Monaten hat der promovierte Jurist sein Amt als stellvertretender Direktor der Interkantonalen Polizeischule Hitzkirch gekündigt. Ob die Stelle neu ausgeschrieben wird, ist noch unklar.

Niels Jost
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Im Fussball würde man wohl von einem «Transfercoup» sprechen: Per 1. November wird Stefan Weiss die vakante Stelle des Gemeindeschreibers von Reiden antreten. Dies teilte die Gemeinde am Donnerstag mit.

Stefan Weiss (55) wechselt von der Interkantonalen Polizeischule Hitzkirch zur Gemeinde Reiden.

Stefan Weiss (55) wechselt von der Interkantonalen Polizeischule Hitzkirch zur Gemeinde Reiden.

Bild: Boris Bürgisser (Luzern, 9. Februar 2022)

Erst per 1. März dieses Jahres wechselte Weiss vom Kanton Luzern zur Interkantonalen Polizeischule Hitzkirch (IPH). Beim Kanton leitete er die Dienststelle Militär, Zivilschutz und Justizvollzug unter Regierungsrat Paul Winiker. Nach acht Jahren suchte der 55-Jährige eine neue Herausforderung und wurde Leiter Aus- und Weiterbildung und stellvertretender Direktor bei der IPH.

Nach 4,5 Monaten verlässt Weiss die Polizeischule nun bereits wieder auf eigenen Wunsch, wie IPH-Direktor Alex Birrer auf Anfrage sagt. Er habe gemerkt, dass er seinen breiten Erfahrungsschatz als ausgebildeter Lehrer, Polizist, promovierter Jurist und Dienststellenleiter nicht wie gewünscht in seine neuen Aufgaben in der Aus- und Weiterbildung junger Polizistinnen und Polizisten habe einbringen können. Weiss sei zudem eine Person, die sehr entschlossen handle und schnell realisiert habe, dass die Stelle für ihn längerfristig nicht befriedigend gewesen wäre, so Birrer. Er sagt:

«Ich habe die Zusammenarbeit mit Stefan Weiss sehr geschätzt und bedauere seinen Weggang sehr.»

Gegen 19 andere Bewerbende durchgesetzt

Derweil freut sich der Gemeinderat von Reiden, «einen Juristen mit viel Erfahrung in der öffentlichen Verwaltung» an Bord holen zu können, wie er mitteilt. Weiss habe das normale Bewerbungsverfahren durchlaufen und sich gegen 19 andere Kandidierende durchgesetzt, sagt Vizepräsident Willi Zürcher auf Anfrage.

«Stefan Weiss bringt einen breiten Rucksack an Erfahrungen mit und handelt zielorientiert. Er ist ein Gewinn für unsere Gemeinde.»

Ein Plus sei ausserdem, dass der gebürtige Aargauer mit seiner Lebenspartnerin im Reidermoos wohne. In der Mitteilung wird der Vater eines Sohnes wie folgt zitiert: «Ich will eine neue berufliche Herausforderung anpacken und in Reiden – im Dorf, wo ich lebe – etwas bewirken.»

In Reiden wird Weiss rund 60 Angestellten vorstehen, die in der Verwaltung und im Werkhof arbeiten. Er folgt auf Gemeindeschreiber Lukas Liem, der vor rund einem Jahr erkrankte und trotz Genesung seine Tätigkeit beendete. Seither wird die Verwaltung interimistisch von Stellvertreter Andreas Kalt geführt.

Organisation der IPH wird überprüft

Noch offen ist, ob die nun frei werdende Stelle des Leiters Aus- und Weiterbildung an der Interkantonalen Polizeischule Hitzkirch neu besetzt wird. Laut Direktor Alex Birrer obliegt dieser Entscheid dem Schulrat, welchem die Kommandanten der elf Konkordatskantone angehören. Wie bei solchen personellen Wechseln üblich, werde man die Organisation der IPH überprüfen.

Dabei würde indirekt auch der Austritt des Kantons Bern aus der IPH eine Rolle spielen, so Birrer. Zur Erinnerung: Das stärkste Konkordatsmitglied tritt per Ende 2035 aus der IPH. Die Berner Regierung möchte eine eigene Schule gründen und dadurch Kosten einsparen. Somit werden in Hitzkirch künftig weniger Polizistinnen und Polizisten ausgebildet, was bei der Beurteilung, ob und wie die Stelle des Aus- und Weiterbildungsleiters neu besetzt wird, eine Rolle spielen dürfte.

Kommt es zu einer Ausschreibung, dürfte der Posten beliebt sein: Stefan Weiss habe sich damals gegen «mehrere Dutzend» Bewerberinnen und Bewerbern durchgesetzt, so Birrer. Gut möglich also, dass auch der IPH ein «Transfercoup» gelingen könnte.