Wasserknappheit
Bessere Vernetzung und Hilfe aus der Reussebene: So soll das Seetaler Wasserproblem gelöst werden

Weil im Seetal künftig Wasser fehlt, schlägt ein Bericht den Bau von neuen Leitungen vor. Zwischen Inwil und Eschenbach will man zudem die Kapazität erhöhen.

Reto Bieri
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Wasser ist im Seetal künftig ein knappes Gut. Das hat ein Anfang Jahr publizierter Bericht aufgezeigt. Grund genug für die Gemeinden, die regionale Planung der Wasserversorgung voranzutreiben. Eine solche fehlte im Seetal bislang. Nun ist ein entsprechendes Projekt abgeschlossen, der Bericht liege vor, teilte der regionale Entwicklungsträger Idee Seetal am Donnerstag mit.

Ein Bericht zeigt auf, wie es im Seetal auch künftig genügend Trinkwasser geben soll.

Ein Bericht zeigt auf, wie es im Seetal auch künftig genügend Trinkwasser geben soll.

Bild: Nana do Carmo

Darin werden zwei Hauptmassnahmen vorgeschlagen. Erstens soll die Vernetzung innerhalb des Seetals verbessert werden. Zweitens muss künftig Wasser von ausserhalb beschafft werden. Im Bericht zeige sich, dass die Seetaler Kommunen nicht alle vollständig miteinander vernetzt seien. Als Folge könnten die Wasserressourcen nicht effizient zwischen den Gemeinden verlagert werden. Die Idee Seetal schlägt vor, die Vernetzungen, die zwischen Hochdorf, Römerswil, Rain, Hohenrain, Hitzkirch und Ermensee bereits bestehen, zu erweitern, und zwar in den Süden des Verbandsgebiets, nach Ballwil und Eschenbach, sowie in den Norden nach Aesch.

Konkret müssten neue Leitungen zwischen Hitzkirch und Aesch sowie zwischen Hochdorf und Eschenbach gebaut werden, sagt auf Anfrage Martin Schibli von der Firma Waldburger Ingenieure AG, die am Bericht mitgearbeitet hat. Die groben Kosten für die neuen Leitungen werden auf rund 6,3 Millionen Franken geschätzt.

Die Analyse habe zudem aufgezeigt, dass im Seetal mittel- bis langfristig ein Wasserdefizit entstehe. Konkret fehlen bis 2050 an einem heissen Sommertag rund 4600 Kubikmeter Wasser. Einer der Gründe liegt im Bevölkerungswachstum. Heute leben knapp 30’000 Personen im Seetal, bis 2050 sind es voraussichtlich 4000 mehr. Ein weiterer Grund: Möglicherweise müssen einige Grundwasser- und Quellwasserfassungen wegen mangelnden Ertrags oder aus Qualitätsgründen aufgegeben werden. So bereiten Rückstände des seit Anfang 2020 verbotenen Fungizids Chlorothalonil Probleme. In Teilen des Seetals werden die Höchstwerte im Grundwasser überschritten.

Bestehende Leitung zwischen Eschenbach und Inwil ausbauen

Der Bericht schlägt vor, die in Zukunft fehlende Wassermenge aus dem Luzerner Reusstal zu beziehen. Aufgrund der geografischen Nähe und des bereits bestehenden Leitungsverbunds zu Eschenbach empfehlen die externen Fachpersonen die Zusammenarbeit mit der Wasserversorgungsgenossenschaft Inwil-Dorf, heisst es in der Mitteilung. Diese Lösung weise den Vorteil auf, dass für den künftigen Wasserbezug aus dem Reusstal ins Seetal lediglich ein kleines Leitungsstück gebaut werden müsse.

Erste informelle Gespräche mit möglichen Partnern seien geführt worden, zudem seien keine wesentlichen technischen Hindernisse vorhanden. Auch hätten alle kontaktierten Wasserversorgungen Interesse gezeigt, für eine nachhaltige Lösung im Seetal Hand zu bieten. Schibli: «Der Wasserbezug für das Seetal aus dem Reusstal wird jetzt noch mit der regionalen Wasserversorgungsplanung im Rontal koordiniert.»

Wassernutzung aus dem Hallwilersee wird geprüft

Martin Schibli.

Martin Schibli.

Bild PD

Mit der internen Vernetzung sowie dem zusätzlichen Wasser aus dem Reusstal gibt es laut Martin Schibli auch in Zukunft genügend Wasser im Seetal. Insgesamt habe man sieben Standorte als mögliche Wasserlieferanten angefragt. Aus Merenschwand im Freiamt ist laut Schibli kein Bezug möglich, weil das Grundwasser für die Aargauer Wasserversorgungen reserviert ist. Die Nutzung von Trinkwasser aus dem Hallwilersee für das Aargauer Seetal ist zurzeit in der Bewilligungsphase, die mögliche zusätzliche Entnahmemenge sei erst in einigen Jahren bekannt. Zudem wurde ein eigener Fassungsstandort in der Reussebene ins Auge gefasst. Laut Schibli gibt es dort aber kein freies Grundwasserschutzareal. «Primär sollten zudem die bestehenden Fassungen im Reusstal genutzt werden.»

In einem nächsten Schritt lädt die Idee Seetal nun im Herbst die Verbandsgemeinden zu einem runden Tisch ein. Dort will man die zukünftige Projektträgerschaft und das weitere Vorgehen festlegen.