Betäubungsmitteldelikte haben im vergangenen Jahr deutlich zugenommen – um 225 auf 1169. Nun reagiert die Schwyzer Polizei mit verdeckten Ermittlungen.
Andreas Seeholzer
zentralschweiz@luzernerzeitung.ch
Im Kanton Schwyz kam es laut der Kriminalstatistik 2017 zu einer Zunahme der Anzahl von Anzeigen wegen Verstössen gegen das Betäubungsmittelgesetz um 225 auf 1169 Delikte (+23,8 Prozent). Die Schwyzer Polizei reagiert nun mit sogenannten «Strukturermittlungen». Stephan Grieder, Chef Kriminalpolizei, erklärt dies folgendermassen: «Es geht darum, das Wasser im trüben Teich zu erhellen, um dann mit dem geeigneten Werkzeug den Fisch zu fangen.»
Konkret handelt es sich um verdeckte Ermittlungen. Dafür hat man bei der Kriminalpolizei eine Stelle geschaffen. Der Stelleninhaber wird sich auf Ermittlungen im Zusammenhang mit Menschenhandel und Verstössen gegen das Betäubungsmittel- gesetz befassen. Eine Aufstockung des Personals wird dafür nicht benötigt. Grieder sagt, man habe 2017 die Ermittlungen in Sachen Drogen nicht ausgeweitet; der Anstieg der Delikte wird somit auf vermehrten Handel und Konsum zurückgeführt. In den letzten drei Jahren haben die Anzeigen von Verstössen gegen das Betäubungsmittelgesetz um 68 Prozent zugenommen. Dies ist der Grund, warum die Bekämpfung für die Schwyzer Polizei im laufenden Jahr einer der Schwerpunkte ist. 2017 verstarben im Kanton Schwyz drei Personen nach dem Konsum von Betäubungsmitteln.
Zugenommen haben insbesondere der Konsum um 98 auf 642 Fälle (+22,1 Prozent), aber auch der Handel in schweren Fällen von 10 auf 17 Fälle (+70 Prozent). 2016 konnten deutlich mehr Betäubungsmittel sichergestellt werden, insbesondere Marihuana mit 96 669 Gramm (2016: 21 501 Gramm), Kokain 1508 Gramm (2016: 420 Gramm) und Halluzinogene 211 Gramm (2016: 4 Gramm). Bekanntlich hat die Schwyzer Polizei Ende März in Brunnen 90 Kilogramm Marihuana mit einem Marktwert von rund 900 000 Franken beschlagnahmt. Dieser Coup der Polizei schlägt sich deutlich in der Kriminalstatistik nieder, die den Medien gestern im Sicherheitsstützpunkt Biberbrugg präsentiert wurde.
Insgesamt hat die Schwyzer Polizei mit der aktuellen Kriminalstatistik sehr gute Noten erhalten. «Die Sicherheitslage im Kanton Schwyz ist gut», sagte Polizeikommandant Damian Meier. Ausser bei den Verstössen gegen das Betäubungsmittelgesetz, den vorsätzlichen Körperverletzungen und im Bereich der häuslichen Gewalt ist es zu einer Abnahme der Straftaten gekommen.
Im Vergleich zu den anderen Schweizer Kantonen steht Schwyz nach Uri und Appenzell Innerrhoden an dritter Stelle, was eine niedrige Kriminalitätsquote betrifft. Laut Kriminalpolizei-Chef Grieder hat dies damit zu tun, dass Schwyz kein urbanes Gebiet ist und es damit zu weniger sogenannten Massendelikten wie Ladendiebstählen und Sachbeschädigungen kommt.
2017 wurden im Kanton Schwyz insgesamt 5872 Delikte gemäss Strafgesetzbuch, Betäubungsmittelgesetz, Ausländergesetzgebung und Bundesnebengesetzgebung erfasst, was gegenüber dem Vorjahr einer Abnahme von 25 Straftaten (–0,4 Prozent) entspricht. Unter anderem ging die Zahl der Einbruchsdelikte stark zurück. Auch gab es kein Tötungsdelikt im Jahr 2017.
Beschäftigt haben die Schwyzer Polizei letztes Jahr erneut illegal in Zügen einreisende Personen. Insgesamt rückte sie 391-mal für solche Aufgriffe zum Bahnhof Goldau aus. Dabei wurden insgesamt 707 Personen (2016: 739) angehalten, welche von Süden her in den Kanton Schwyz reisten. Regierungsrat André Rüegsegger sagt, dass die Intervention der Schwyzer beim Bund noch keine Früchte getragen habe. Am 17. September hat der Kanton Schwyz seine Forderungen gestellt: Im Tessin seien der Grenzschutz und die Grenzkontrollen weiter zu intensivieren. Es brauche weitere Bemühungen.