In Gurtnellen sind am Dienstagmorgen 2000 bis 3000 Kubikmeter Gestein auf die Geleise der Gotthard-Bahn gestürzt. Drei Personen wurden verschüttet. Die Bahnstrecke bleibt mehrere Tage gesperrt.
Der Felssturz ereignete sich am Dienstagmorgen gegen 9 Uhr im Gebiet Heimigen in der Gemeinde Gurtnellen. Gemäss Angaben der Urner Kantonspolizei wurde dabei ein Bauarbeiter verschüttet und zwei verletzt. Beim Verschütteten handelt es sich um einen 29-jährigen Urner. Die Verletzten wurden mit der Ambulanz ins Kantonsspital überführt. Diese befinden sich nicht in Lebensgefahr. Die Bauarbeiter sind zum Unglückszeitpunkt mit Hangsicherungsarbeiten beschäftigt gewesen.
Wegen der Felssturzgefahr sind Bergungsarbeiten derzeit nicht möglich. Es seien aber schon unbegleitete Suchhunde eingesetzt worden, sagte Karl Egli, Sprecher der Kantonspolizei Uri, auf Anfrage.
Wie die SBB in einer Mitteilung betont, sei das Naturereignis, bei dem 2000 bis 3000 Kubikmeter Gestein und Geröll zu Tale donnerten, nicht vorhersehbar gewesen. Es drohen noch weitere Abbrüche. Mittels eines Geo-Radars soll der Hang ab voraussichtlich Dienstagabend überwacht werden. Erst danach sind unterhalb der Abbruchstelle Bergungs- und Instandstellungsarbeiten möglich. Damit soll verhindert werden, dass Nachstürze weitere Personen verletzten, wie ein Polizeisprecher auf Anfrage erklärte. Am Unglücksort seien noch immer 500 Kubikmeter Fels absturzgefährdet.
Die Absturzstelle liegt exakt am gleichen Ort, wo am Nachmittag des 10. März Sicherheitssprengungen durchgeführt wurden. Im Einsatz stehen neben der Kantonspolizei Uri die Feuerwehr Gurtnellen, die Schadenwehr Gotthard, zwei Ambulanzen, ein Care-Team und die Rega. Die Autobahn A2 sowie die Kantonsstrasse sind vom Felssturz nicht betroffen.
Die Gotthardstrecke für den Bahnverkehr bleibt während mehrerer Tage gesperrt. Laut Reto Kormann, Mediensprecher der SBB, ist die Dauer der Sperrung ungewiss: «Alles hängt davon ab, wann mit den Bergungs- und Aufräumarbeiten begonnen werden kann.» Laut Angaben der SBB hat das Geröll die Gleise, mehrere Fahrleitungsmasten sowie eine Stützmauer beschädigt.
Die SBB setzt ab Flüelen bzw. Göschenen Extrabusse der Auto AG Uri ein. Die gesamte Reisezeit verlängert sich um 60-90 Minuten. Bahnreisende ab Basel, Olten und Aarau reisen mit Vorteil via Simplon in den Süden. Das genaue Ausmass der Schäden sei noch nicht bekannt, teilt die SBB mit. Die SBB hat unter 0800 99 66 33 eine Gratis-Hotline eingerichtet.
Haben Sie den Felssturz beobachtet oder waren Sie in der Nähe? Haben Sie Fotos gemacht oder sogar ein Video aufgenommen? Oder müssen Sie wegen dem Felssturz auf Busse umsteigen? Schicken Sie uns ihre Beobachtungen auf redaktion.online@luzernerzeitung.ch
Es ist schon der zweite Steinschlag in diesem Frühling. Bereits am 10. März sind ein Kilometer unterhalb des Bahnhofs Gurtnellen insgesamt 300 bis 400 Kubikmeter Gestein zu Tal gestürzt. Die am Dienstag abgebrochene Hangpartie liegt neben dem Abbruchhang vom März und ist rund 50 bis 70 Meter breit und etwa 80 Meter hoch. Zwar wurde der grösste Teil von den Schutzbauwerken oberhalb der Gleise aufgefangen, doch rund 5 Kubikmeter Gestein landeten auf den Schienen. Wenig später fuhr ein Güterzug auf die Steine auf. Weil der Lokführer aber rechtzeitig die Bremsung einleitete, entstand am Zug kein Schaden, verletzt wurde niemand.
Geologen haben den Berghang in der Folge als instabil beurteilt. Da ein weiterer Felssturz drohte, wurde in der Folge das instabile Gestein gesprengt.
Am 31. Mai 2006 stürzten bis zu 100 Tonnen schwere Felsbrocken bei Gurtnellen auf die Autobahn A2. Dabei kamen zwei deutsche Urlauber ums Leben. Die Autobahn und auch die Kantonstrasse mussten für zwei Tage gesperrt werden. Als abermals Steine zu Tale donnerten, mussten beide Strecken bis auf weiteres geschlossen. Im gefährdeten Bereich wurden am Morgen des 23. Juni Sprengungen durchgeführt, insgesamt etwa 5.500 Kubikmeter Felsgestein wurden gesprengt. Am 30. Juni wurden die Strecken dann wieder für den gesamten Verkehr freigegeben.
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