Suche nach Verschüttetem unterbrochen

In Gurtnellen sind am Dienstagmorgen 2000 bis 3000 Kubikmeter Gestein auf die Geleise der Gotthard-Bahn gestürzt. Drei Personen wurden verschüttet. Die Bahnstrecke bleibt mehrere Tage gesperrt.

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Der Felssturz weckt Erinnerungen an die tödliche Verschüttung der Autobahn 2006. (Bild: NZZ / Christian Beutler)

Der Felssturz weckt Erinnerungen an die tödliche Verschüttung der Autobahn 2006. (Bild: NZZ / Christian Beutler)

Der Felssturz ereignete sich am Dienstagmorgen gegen 9 Uhr im Gebiet Heimigen in der Gemeinde Gurtnellen. Gemäss Angaben der Urner Kantonspolizei wurde dabei ein Bauarbeiter verschüttet und zwei verletzt. Beim Verschütteten handelt es sich um einen 29-jährigen Urner. Die Verletzten wurden mit der Ambulanz ins Kantonsspital überführt. Diese befinden sich nicht in Lebensgefahr. Die Bauarbeiter sind zum Unglückszeitpunkt mit Hangsicherungsarbeiten beschäftigt gewesen.

Wegen der Felssturzgefahr sind Bergungsarbeiten derzeit nicht möglich. Es seien aber schon unbegleitete Suchhunde eingesetzt worden, sagte Karl Egli, Sprecher der Kantonspolizei Uri, auf Anfrage.

Wie die SBB in einer Mitteilung betont, sei das Naturereignis, bei dem 2000 bis 3000 Kubikmeter Gestein und Geröll zu Tale donnerten, nicht vorhersehbar gewesen. Es drohen noch weitere Abbrüche. Mittels eines Geo-Radars soll der Hang ab voraussichtlich Dienstagabend überwacht werden. Erst danach sind unterhalb der Abbruchstelle Bergungs- und Instandstellungsarbeiten möglich. Damit soll verhindert werden, dass Nachstürze weitere Personen verletzten, wie ein Polizeisprecher auf Anfrage erklärte. Am Unglücksort seien noch immer 500 Kubikmeter Fels absturzgefährdet.

Ein Personenzug fährt am 3. Juli wieder über die Gotthard-Strecke. (Bild: Keystone)
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Einer der ersten Züge unterwegs Richtung Süden. (Bild: Keystone)
Zweimal 170 Meter Schienen wurden samt dem Schotterbett komplett ausgetauscht. Zudem mussten vier neue Mastfundamente betoniert und die Fahrleitungen erneuert werden. (Bild: Keystone)
Bis der Güterverkehr wieder normal unterwegs sein wird, dürfte es jedoch noch einige Tage dauern. (Bild: Keystone)
Die Bahnstrecke ist frei. (Bild: Keystone)
Die letzten Arbeiten am 170 Meter langen beschädigten Trassee konnten am Montagmorgen abgeschlossen werden. (Bild: Keystone)
Die Schienen sind repariert. (Bild: Keystone)
Im Bahnhof Erstfeld stehen die Züge bereit zur Fahrt in Richtung Süden. (Bild: Keystone)
Bis die letzten Arbeiten abgeschlossen sind - dazu gehört auch der Einbau von Sensoren -, dürfte es Ende August werden. (Bild: Keystone)
Neben Netzen und Matten wurde der Hang auch mit Sensoren ausgerüstet, welche Bewegungen und Steinschläge melden. (Bild: Keystone)
Der gesamte Streckenunterbruch dürfte mit 10 bis 20 Millionen Franken zu Buche schlagen. Welche Kosten durch Versicherungen gedeckt werden könnten und ob Schadenersatz bezahlt werden muss, ist nach Angaben der SBB noch offen. (Bild: Keystone)
Am 30. Juni laufen die letzten Arbeiten vor der Öffnung der SBB-Gotthardlinie. (Bild: Maria Schmid / Neue LZ)
Am 30. Juni laufen die letzten Arbeiten vor der Öffnung der SBB-Gotthardlinie. (Bild: Maria Schmid / Neue LZ)
Die Aufräumarbeiten laufen auf Hochtouren. (Bild: SBB)
Bild: SBB
Bild: SBB
Bild: SBB
Bild: SBB
Am 21. Juni montieren Felstechniker über dem gesprengten Felsen Steinschlagnetze. (Bild: Keystone)
2000 Kubikmeter donnern ins Tal. (Bild: Nadia Schärli/Neue LZ)
Gewaltige Gesteinsmasen donnerten zu Tal. (Bild: Nadia Schärli/Neue LZ)
Die Sprengung ist erfolgt. (Bild: Keystone/Urs Flüeler)
Der Chef der Firma Gasser, Thomas Gasser, betrachtet die gesprengten Felsmassen. (Bild: Keystone/Urs Flüeler)
Der Fels donnert ins Tal. (Bild: Keystone/Urs Flüeler)
Aufräumen am Fels. (Bild: Nadia Schärli/Neue LZ)
Nur wenig Geröll donnerte bis auf die mit Schutzmatten abgedeckten die SBB-Geleise. (Bild: René Meier / Luzernerzeitung.ch)
Vor der Sprengung am 16. Juni (links) und nach der Sprengung am 18. Juni. (Bild: René Meier / Luzernerzeitung.ch)
Nach der Sprengung wird der Fels überprüft. (Bild: Keystone/Urs Flüeler)
Thomas Gasser überwacht die Sprengung aus der Ferne. (Bild: Keystone/Urs Flüeler)
2000 Kubikmeter Feld werden weggesprengt. (Bild: Keystone/Urs Flüeler)
Letzte Vorbereitungen vor der Sprengung. (Bild: Keystone/Urs Flüeler)
Kurz nach der Sprengung begutachten Geologen den Hang. (Bild: René Meier / Luzernerzeitung.ch)
Das Medieninteresse ist gross. (Bild: Nadia Schärli/Neue LZ)
60 Personen verfolgen die Sprengung vor Ort. (Bild: Nadia Schärli/Neue LZ)
Das Medieninteresse ist gross. (Bild: Nadia Schärli/Neue LZ)
Medienschaffende positionieren ihre Kameras. (Bild: Nadia Schärli/Neue LZ)
Das Schweizer Fernsehen (hier Oliver Bono) überträgt live. (Bild: Keystone/Urs Flüeler)
Abdeckmatten werden mit einem Helikopter auf die Bahngeleise gelegt. (Bild: René Meier / Luzernerzeitung.ch)
Ein Arbeiter hängt die Abdeckmatten ans Seil des Helikopters. (Bild: René Meier / Luzernerzeitung.ch)
Am 16. Juni bringt der Helikopter im Minutentakt die Abdeckmatten. (Bild: René Meier / Luzernerzeitung.ch)
Warnung beim Felssturzgebiet. (Bild: René Meier / Luzernerzeitung.ch)
Der Helikopter bringt die Abdeckmatten. (Bild: René Meier / Luzernerzeitung.ch)
Arbeiter bohren eines von 25 Löcher in den Fels, der weggesprengt werden soll. Die Löcher sind rund 10cm dick. (Bild: René Meier / Luzernerzeitung.ch)
Der Fels oben rechts wird am 18. Juni weggesprengt. (Bild: René Meier / Luzernerzeitung.ch)
Am Schluss liegen rund 2000 Pneus auf den SBB-Geleisen. (Bild: René Meier / Luzernerzeitung.ch)
Ein Arbeiter trifft Vorbereitungen für die Sprengung. (Bild: Pius Amrein / Neue LZ)
Diese Felspartie muss weggesprengt werden. (Bild: Pius Amrein / Neue LZ)
In Flüelen müssen Passagiere in Richtung Süden auf die Extrabusse umsteigen. (Bild: Sven Aregger / Neue UZ)
In Flüelen müssen Passagiere in Richtung Süden auf die Extrabusse umsteigen. (Bild: Sven Aregger / Neue UZ)
Ein ferngesteuerter Bagger im Einsatz. (Bild: Pius Amrein / Neue LZ)
Ein ferngesteuerter Bagger im Einsatz. (Bild: Pius Amrein / Neue LZ)
Bild: Keystone
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Bild: Keystone
Bild: Keystone
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Bild: Keystone
Bild: Jakob Ineichen / Neue LZ
Bild: Jakob Ineichen / Neue LZ
Bild: Jakob Ineichen / Neue LZ
Bild: Jakob Ineichen / Neue LZ
Bild: Jakob Ineichen / Neue LZ
Bild: Jakob Ineichen / Neue LZ
Bild: Urs Hanhart / Neue UZ
Bild: Urs Hanhart / Neue UZ
Bild: Urs Hanhart / Neue UZ
Bild: Urs Hanhart / Neue UZ
Bild: Urs Hanhart / Neue UZ
Bild: Urs Hanhart / Neue UZ
Laut Angaben der SBB ist die Gotthard-Bahnlinie mindestens drei Tage unterbrochen, weil mehrere Tausend Kubikmeter Geröll die Gleise, mehrere Fahrleitungsmasten sowie eine Stützmauer beschädigten (Bild: Leser Peter Lienert)
Zwei Bauarbeiter wurden verletzt, einer wird noch vermisst. (Bild: Leser Peter Lienert)
Die Feuerwehr Meien bei Ihrem Einsatz. (Bild: Leser Peter Lienert)
Felsturz bei Gurtnellen (Bild: Leser André Niederberger)
Mehrere Tausend Kubimeter Geröll stürzten auf die Bahnlinie. (Bild: Leser Peter Lienert)
Das Gleis der Gotthardstrecke wurde verschüttet. Die Linie bleibt mehrere Tage gesperrt. (Bild: SBB)
Auch die Rega stand im Einsatz. (Bild: Leser Peter Lienert)
Felsmassen stürtzen am Dienstagmorgen um 9 Uhr auf das Bahntrassee bei Gurtnellen (Bild: Kapo Uri)
Bild: Keystone
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Bild: Keystone
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Auf der Nord-Süd-Achse fahren bis auf weiteres nur Busse. (Bild: Ronny Nicolussi / NZZ)
12. März 2012: Ein Teil des Felssturzes landet auf den Gleisen. (Bild: SBB)
Der Felssturz weckt Erinnerungen an die tödliche Verschüttung der Autobahn 2006. (Bild: Christian Beutler / NZZ)
Bild: Urs Hanhart / Neue UZ
Bild: Urs Hanhart / Neue UZ

Ein Personenzug fährt am 3. Juli wieder über die Gotthard-Strecke. (Bild: Keystone)

Bahnlinie mehrere Tage gesperrt

Die Absturzstelle liegt exakt am gleichen Ort, wo am Nachmittag des 10. März Sicherheitssprengungen durchgeführt wurden. Im Einsatz stehen neben der Kantonspolizei Uri die Feuerwehr Gurtnellen, die Schadenwehr Gotthard, zwei Ambulanzen, ein Care-Team und die Rega. Die Autobahn A2 sowie die Kantonsstrasse sind vom Felssturz nicht betroffen.

Die Gotthardstrecke für den Bahnverkehr bleibt während mehrerer Tage gesperrt. Laut Reto Kormann, Mediensprecher der SBB, ist die Dauer der Sperrung ungewiss: «Alles hängt davon ab, wann mit den Bergungs- und Aufräumarbeiten begonnen werden kann.» Laut Angaben der SBB hat das Geröll die Gleise, mehrere Fahrleitungsmasten sowie eine Stützmauer beschädigt.

Die SBB setzt ab Flüelen bzw. Göschenen Extrabusse der Auto AG Uri ein. Die gesamte Reisezeit verlängert sich um 60-90 Minuten. Bahnreisende ab Basel, Olten und Aarau reisen mit Vorteil via Simplon in den Süden. Das genaue Ausmass der Schäden sei noch nicht bekannt, teilt die SBB mit. Die SBB hat unter 0800 99 66 33 eine Gratis-Hotline eingerichtet.

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12. März 2012: Ein Teil des Felssturzes landet auf den Gleisen. (Bild: SBB)

12. März 2012: Ein Teil des Felssturzes landet auf den Gleisen. (Bild: SBB)

Instabiles Gestein

Es ist schon der zweite Steinschlag in diesem Frühling. Bereits am 10. März sind ein Kilometer unterhalb des Bahnhofs Gurtnellen insgesamt 300 bis 400 Kubikmeter Gestein zu Tal gestürzt. Die am Dienstag abgebrochene Hangpartie liegt neben dem Abbruchhang vom März und ist rund 50 bis 70 Meter breit und etwa 80 Meter hoch. Zwar wurde der grösste Teil von den Schutzbauwerken oberhalb der Gleise aufgefangen, doch rund 5 Kubikmeter Gestein landeten auf den Schienen. Wenig später fuhr ein Güterzug auf die Steine auf. Weil der Lokführer aber rechtzeitig die Bremsung einleitete, entstand am Zug kein Schaden, verletzt wurde niemand.

Geologen haben den Berghang in der Folge als instabil beurteilt. Da ein weiterer Felssturz drohte, wurde in der Folge das instabile Gestein gesprengt.

Der Felssturz weckt Erinnerungen an die tödliche Verschüttung der Autobahn 2006. (Bild: NZZ / Christian Beutler)

Der Felssturz weckt Erinnerungen an die tödliche Verschüttung der Autobahn 2006. (Bild: NZZ / Christian Beutler)

Tödlicher Felssturz auf Autobahn

Am 31. Mai 2006 stürzten bis zu 100 Tonnen schwere Felsbrocken bei Gurtnellen auf die Autobahn A2. Dabei kamen zwei deutsche Urlauber ums Leben. Die Autobahn und auch die Kantonstrasse mussten für zwei Tage gesperrt werden. Als abermals Steine zu Tale donnerten, mussten beide Strecken bis auf weiteres geschlossen. Im gefährdeten Bereich wurden am Morgen des 23. Juni Sprengungen durchgeführt, insgesamt etwa 5.500 Kubikmeter Felsgestein wurden gesprengt. Am 30. Juni wurden die Strecken dann wieder für den gesamten Verkehr freigegeben.

sda/aj/rem/bep

Auf der Nord-Süd-Achse fahren bis auf weiteres nur Busse. (Bild: NZZ / Ronny Nicolussi)

Auf der Nord-Süd-Achse fahren bis auf weiteres nur Busse. (Bild: NZZ / Ronny Nicolussi)

Das Gleis der Gotthardstrecke wurde verschüttet. Die Linie bleibt mehrere Tage gesperrt. (Bild: SBB)

Das Gleis der Gotthardstrecke wurde verschüttet. Die Linie bleibt mehrere Tage gesperrt. (Bild: SBB)