«Lösungsansätze fehlen»

Im Kanton Schwyz hat die SVP die CVP als führende Partei schon längst abgelöst. Doch die SVP sei nicht unantastbar, sagt Politexperte Iwan Rickenbacher.

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Blick auf den Schwyzer Talkessel mit dem Lauerzersee (rechts), dem Urmiberg (Mitte) und dem Vierwaldstättersee (links). (Bild: Keystone/Anthony Anex)

Blick auf den Schwyzer Talkessel mit dem Lauerzersee (rechts), dem Urmiberg (Mitte) und dem Vierwaldstättersee (links). (Bild: Keystone/Anthony Anex)

Interview Niels Jost

Iwan Rickenbacher, der Kanton Schwyz hat sich in den letzten Jahren von einer CVP- zu einer SVP-Hochburg entwickelt. Wie kam es dazu?

Iwan Rickenbacher*: Die traditionellen Bindungen an religiöse, ­soziale, auch politische Milieus haben abgenommen. Die SVP trifft mit nationalen Parolen die Gemüter vieler Schwyzerinnen und Schwyzer, die gegenüber Globalisierung und Moderne skeptisch sind.

Wie geht diese politische Entwicklung weiter?

Rickenbacher: Die Zahl der Wechselwählerinnen und -wähler wird zunehmen. So ist es durchaus denkbar, dass eine andere politische Bewegung in einem anderen Umfeld mit ihren Parolen dereinst auch der SVP die Stimmen wieder abspenstig machen wird.

Ziehen wir eine Bilanz nach den letzten vier Amtsjahren: Wie haben sich die Schwyzer Politiker in Bern geschlagen?

Rickenbacher: Die Schwyzer Parlamentarier stehen bei kantonalen Anliegen weitgehend für die gleichen Lösungen ein, so in der Frage des nationalen Finanzausgleichs (NFA) oder in der Frage der Standorte eidgenössischer Betriebe im Kanton Schwyz. Der Erfolg ist bisher mässig. Bei nationalen Anliegen verhält sich die Schwyzer Delegation parteitreu.

Abgesehen von der beharrlichen Bekämpfung des nationalen Finanzausgleichs – wie werden Schwyzer Politiker grundsätzlich wahrgenommen?

Rickenbacher: Auf eidgenössischer Ebene erhält etwa Andy Tschümperlin als Fraktionschef der SP in Bern viel Aufmerksamkeit.

Und wie steht es um die anderen eidgenössischen Parlamentarier?

Rickenbacher: Schwyzer Politik, auch soweit sie durch eidgenössische Parlamentarier vertreten wird, kommt ausserhalb des Kantons eher defensiv und auf Eigeninteressen ausgerichtet an. Es fehlt an realistischen Lösungsansätzen.

Wofür müssten sich die Schwyzer Politiker in Bern denn starkmachen?

Rickenbacher: Wenn Schwyzer Parlamentarier in ihren nationalen Fraktionen und in den Kommissionen durch ihre politische Arbeit an Bedeutung zulegen, dann nimmt auch das Interesse im Kanton für ihre politischen An­liegen zu. Eidgenössische Parlamentarier sind primär Mitglieder von Bundes­organen, nicht Kantonsvertreter.

Aktuell stehen die eidgenössischen Wahlen vor der Tür. Die CVP will ihren Ständeratssitz, den sie 2011 an die SVP verloren hat, wieder zurückerobern. Dafür hat sie zwei Kandidaten nominiert. Hat die einst so dominante Partei eine Chance gegen die SVP-Vertreter und bisherigen Ständeräte Alex Kup­recht und Peter Föhn?

Rickenbacher: Im Ständeratskampf hat es die CVP geschafft, eine Alternative zur SVP anzubieten, mit Kandidaten, die in ihren Regionen verankert sind.

Und wie steht es um den SP-Sitz im Nationalrat?

Rickenbacher: Aus meiner Sicht ist der SP-Sitz dank Listenverbindung mit den Grünen und der GLP nicht gefährdet.

Werden die eidgenössischen Wahlen wegweisend sein für die kantonalen Wahlen vom 20. März 2016?

Rickenbacher: An den politischen Gewichten im Kanton wird sich zwischen den eidgenössischen und den kantonalen Wahlen nicht sehr viel ändern.

* Iwan Rickenbacher (72) ist Politexperte und Kommunikationsberater aus Schwyz. 1987 unterlag er in den Nationalrats­wahlen für die CVP. Von 1988 bis 1992 amtierte Rickenbacher als Generalsekretär bei der CVP Schweiz. Das Interview wurde schriftlich geführt.