Zum neunten Mal fand im «Stadtkeller» der Final der Zentralschweizer Jassmeisterschaft statt. Speziell: Die zwei Bestklassierten hatten sich gar nicht qualifiziert.
«Die Stimmung ist angespannt, man merkt, dass es um etwas geht.» Der Krienser Ernst Marti, unvergessen als TV-Experte beim Samschtig- und Donnschtigjass, war auch am Montag wieder verantwortlich für den Wettkampfbetrieb im «Stadtkeller». Zum neunten Mal fand hier der Final der Zentralschweizer Jassmeisterschaft statt – organisiert von der «Neuen Luzerner Zeitung» und ihren Regionalausgaben. Während mehr als drei Stunden massen sich 172 Jasser im Schieber ohne Wyys. Zu viert sassen sie jeweils an den Tischen, vier Passen zu zwölf Spielen wurden absolviert, wobei für jede Passe ein neuer Partner zugelost worden war.
Der Beste war Beat Betschart aus Muotathal. 4348 Punkte hatte er am Ende auf seinem Konto. «Es ist schön, auch einmal zu gewinnen», kommentierte er seinen Triumph. Und schmunzelnd merkte er an: «Eigentlich wäre ich gar nicht qualifiziert gewesen, ich bin für jemanden eingesprungen, der nicht mitmachen wollte.» Auf ihn und eine Person seiner Wahl wartet nun ein siebentägiger Luxus-Wellnessaufenthalt im Solbadhotel Sigriswil im Wert von 3000 Franken. Der 51-jährige Spediteur einer Möbelfirma bezeichnet Jassen als Hobby, als zweite Leidenschaft neben dem Züchten der Kaninchenrasse Belgischer Riese.
Auf Platz zwei landete Lisbeth Burri (60) aus Giswil mit 4294 Punkten. Als Frau an diesem Abend einer Minderheit angehörend, hatte sie nicht mit diesem Erfolg gerechnet. Kurioserweise hatte sie sich wie Sieger Betschart nicht durch eigene Kraft für diesen Final qualifiziert, sondern profitierte ebenfalls von einem Verzicht. Welche Dinge müssen stimmen, um sich aufs Podest zu klopfen? «Gute Karten, Glück und gute Partner, die nicht alles verdummen», antwortete Burri und lachte. «Überwältigt» von seinem dritten Platz war derweil Toni Hodel (50) aus Eschenbach mit 4272 Punkten. Gleich bei seiner ersten Finalteilnahme landete er damit auf dem Podest. «Die Karten haben einfach gepasst, das war entscheidend. Denn Jassen kann hier jeder», hielt er fest. Ebenso wie Lisbeth Burri darf er nun einen Laptop im Wert von 900 Franken sein Eigen nennen.
Die Gesamtpreissumme belief sich auf 26 500 Franken, wovon 9500 Franken für die Vorausscheidungen eingesetzt wurden. Insgesamt hatten 1793 Jasser um den Finaleinzug gekämpft, am besten besucht war die Vorausscheidung im «Ochsen» in Littau mit 165 Jassern. «Die Leute jassen in den Restaurants tendenziell wieder etwas mehr, am beliebtesten ist weiterhin der Schieber. Zu Hause wird derweil oft mit Eigenkreationen gespielt, mit Schieber-Coiffeur-Kombinationen in vielen Varianten», berichtete Ernst Marti. Bleibt nur noch eine Frage an den Jass-Schiedsrichter: Ging an diesem Finalabend alles mit rechten Dingen zu und her? «Ich habe nichts anderes festgestellt. Betrügen macht ohnehin keinen Sinn. Einer meiner Leitsätze lautet: Nur ehrliches Jassen erfreut das Herz.»
Stephan Santschi
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