Vier von zehn im Kanton Luzern gegründeten Unternehmen sind schon drei Jahre nach ihrem Start nicht mehr wirtschaftlich aktiv. Die tiefste Überlebenswahrscheinlichkeit haben statistisch gesehen Firmen in der Baubranche.
Im Jahr 2016 waren im Kanton Luzern noch 61,6 Prozent der 2013 neu gegründeten Unternehmen tätig. Das heisst, von den total 1460 Firmen waren drei Jahre später noch 900 wirtschaftlich aktiv. Dies zeigen am Dienstag veröffentlichte Zahlen von Lustat Statistik. Die Überlebensrate liegt leicht unter dem Schweizerischen Durchschnittswert von 61,7 Prozent.
Die Überlebensraten der neuen Unternehmen sind je nach Grösse und Wirtschaftsbranche unterschiedlich: Hohe Überlebensraten weisen Firmen im Gesundheits- und Sozialwesen auf. 72,6 Prozent der 2013 neu gegründeten Unternehmen in diesem Bereich waren auch drei Jahre später noch aktiv. Gaudenz Zemp, Direktor des KMU- und Gewerbeverbands des Kantons Luzern, sagt dazu:
«Diese Branche weist eine höhere Regulierung auf. Unternehmen, welche in dieser Branche tätig werden, müssen entsprechend gut vorbereitet und gerüstet sein.»
Zudem handle es sich um einen Wachstumsmarkt. Auf der Nachfrageseite würden sich oft staatliche oder staatsnahe Betriebe befinden, welche als Abnehmer weniger volatil agieren und somit eine gewisse Sicherheit und Kontinuität bieten.
Anders sieht es laut Lustat bei Unternehmen in der Baubranche aus: Von den 119 gegründeten Firmen waren drei Jahre später noch 59 tätig. Rund jede zweite im Jahr 2013 gegründete Firma war 2016 somit nicht mehr aktiv. Gemäss Zemp liegt die Eintrittshürde in der Baubranche tiefer als etwa im Gesundheitswesen. «Dies könnte dazu führen, dass mehr Unternehmen in den Markt eintreten, welche nicht ausreichend gut aufgestellt sind.» Und:
«Die Auftragslage kann sich relativ schnell ändern und damit ist der Planungshorizont kürzer.»
Tief ist die Überlebensrate auch im Bereich von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen mit 50,9 Prozent. In diesem Bereich konnten sich 28 von 55 Unternehmen während den drei Jahren halten. Im Gastgewerbe waren von den 32 neu gegründeten Unternehmen im Jahr 2016 noch 19 wirtschaftlich tätig. Dies entspricht einer Rate von 59,4 Prozent.
Wie die Zahlen von Lustat weiter zeigen, weisen Ein-Mann-Firmen tiefere Überlebensraten auf als Betriebe mit zwei bis vier Beschäftigten.
Von den 2013 neu gegründeten 1179 Unternehmen mit einem Beschäftigten waren 2016 gerade noch 59,7 Prozent wirtschaftlich tätig. Von den Unternehmen mit zwei bis vier Beschäftigten waren nach drei Jahren immerhin noch fast Dreiviertel aktiv.
«Firmen mit zwei bis vier Beschäftigten sind vermutlich bereits zu Beginn auf eine solidere Basis gestellt», schätzt Zemp. Die Firmen seien zudem ihren Arbeitnehmern verpflichtet, das Durchhaltevermögen könne dadurch erhöht werden. «Die Eintrittshöhe bei Einzelfirmen dürfte vergleichsweise tiefer sein», führt er aus.
«Man geht bei der Gründung weniger Risiken, lediglich Verpflichtungen gegenüber sich selber, ein. Entsprechend ist aber der Schritt zur Schliessung der Einzelfirma kürzer und geschieht häufiger.»
Das Verschwinden von bestehenden Unternehmen bei gleichzeitigen Neugründungen sei aber ein normaler Prozess und zeuge von einer lebendigen und zukunftsorientierten Luzerner Wirtschaft, bilanziert Zemp.
Am tiefsten sind die Überlebenschancen gemäss der neusten Statistik für Unternehmen, die mit mehr als vier Beschäftigten starteten. Da mit 2,1 Prozent «jedoch nur ein kleiner Anteil aller neu gegründeten Unternehmen in diese Grössenklasse fiel, ist die Zahl weniger aussagekräftig», so Lustat.
Den grössten Anteil der neu gegründeten Unternehmen machen Einzelfirmen aus:
2016 wurden im Kanton Luzern im zweiten und dritten Sektor 1609 Unternehmen neu gegründet. Rund die Hälfte davon als Einzelfirma. Mit 87,7 Prozent ist der Grossteil der 2016 neu gegründeten Unternehmen im Dienstleistungssektor anzutreffen. Rund jedes fünfte neu gegründete Unternehmen ist gemäss Lustat im Bereich der «freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen» entstanden, 337 neue Unternehmen entfallen auf diesen Bereich. Ebenfalls hohe Zahlen weisen die Bereiche «Handel und Motorfahrzeuge» mit 202 sowie «Gesundheits- und Sozialwesen» mit 183 neu gegründeten Firmen auf.
Die erhobenen Daten stammen aus der Statistik der Unternehmensdemografie (UDEMO) des Bundesamts für Statistik (BFS). Die Unternehmensdemografie basiert auf Daten der AHV- und Hinterlassenenversicherung AHV und Informationen aus dem Betriebs- und Unternehmensregister des BFS. Ergänzt werden diese Daten durch Erhebungen bei Unternehmen. Ein Vergleich der Werte über einen längeren Zeitraum ist erst zukünftig möglich. «Die Daten wurden in dieser Form 2013 erstmals erfasst», erklärt die zuständige wissenschaftliche Mitarbeiterin von Lustat Sibylle Haas. «Die Zahlen werden weiterhin jährlich erhoben werden.»
Hinweis: Zum ausführlichen Bericht von Lustat