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Im Kanton Luzern haben 4031 Lehrabgänger ihr Diplom entgegen genommen – 717 davon mit Berufsmatura. Im Vergleich zum Vorjahr sind wieder mehr Lehrlinge durch die Prüfung gefallen. Und es gibt einen neuen Trend.
Im Kanton Luzern dürfen dieses Jahr 4031 junge Erwachsene ihren Lehrabschluss feiern – 76 weniger als noch im Vorjahr. In knapp 300 unterschiedlichen Berufen wurden Diplome ausgehändigt. Die Erfolgsquote der Lehrabschlussgänger ist weiterhin hoch – sie liegt bei 95,09 Prozent, wie die Dienststelle Berufs- und Weiterbildung mitteilt. Der Wert ist allerdings etwas tiefer als im herausragenden Vorjahr, das mit einer Erfolgsquote von 95,51 Prozent glänzte.
«Es handelt sich um das zweitbeste Resultat in den letzten sechs Jahren», sagt Christof Spöring, der die Dienststelle Berufs- und Weiterbildung leitet. «Wir können sehr zufrieden mit unseren Lehrabgängern sein.» Gemäss Prognose des Bundesamtes für Statistik hätte die Anzahl Lehrlinge seit 2012 konstant sinken sollen. «In den letzten Jahren hatten wir trotzdem ständig Höchststände», bemerkt Spöring. Dass dieses Jahr etwas weniger ihre Lehre abschlössen, sei eine normale Schwankung.
246 Lernende erreichten einen Notenschnitt von über 5,4 und verdienten sich damit eine Ehrenmeldung. Letztes Jahr waren es noch 279. Vier Lehrlinge erreichten gar einen Notendurchschnitt von über 5,9. Das ist ein Absolvent mehr als noch 2017.
Einen Wermutstropfen gibt es allerdings: Die Anzahl Lehrlinge, welche die Abschlussprüfung nicht bestanden haben, ist wieder angestiegen – von 193 im Vorjahr auf auf 208. Im Jahr 2016 waren es 220 gewesen. Was machen jene Lernenden? «Sie können nach einem Jahr noch einmal antreten», sagt Spöring. Dann stelle sich für die Jugendlichen die Frage, was sie in der Zwischenzeit machen: «Soll ich bei meinem Lehrbetrieb bleiben? Meine Lehre verlängern? Wie bereite ich mich am besten auf die Nachprüfungen vor?»
Bei solchen und ähnlichen Fragen bietet die Dienststelle Berufs- und Weiterbildung eine helfende Hand. «Wir haben mit allen, bei denen es nicht geklappt hat, ein Gespräch geführt», sagt Spöring. «Um mit ihnen zu klären, wie es nun weitergehen wird.» Wie der richtige Weg aussieht, hänge vom einzelnen Individuum ab – und vom Lehrbetrieb. Denn es besteht kein Anspruch auf eine weitere Beschäftigung im Betrieb.
Ein gleiches Bild wie im vergangenen Jahr zeigt sich bei der Zahl der Berufsmaturanden: Diese klettert kontinuierlich nach oben. Dieses Jahr nahmen 717 Berufsmaturanden ihr Diplom entgegen – 28 mehr als im Vorjahr. Ein Grund für die steigenden Zahlen sei die Beliebtheit von Vollzeit- und berufsbegleitenden Bildungsgängen, schreibt die Dienststelle Berufs- und Weiterbildung. Solche Bildungsgänge sind für Personen zugänglich, die bereits eine Berufslehre abgeschlossen haben. Die zwei beliebtesten Ausrichtungen der Berufsmatura seien der Studiengang «Technik, Architektur, Life Sciences» sowie «Wirtschaft und Dienstleistungen».
Trotz Aufwärtstrend herrscht im Kanton Luzern ein Mangel an Berufsmaturanden. «Es braucht noch mehr Leute, die die Berufsmatura absolvieren», so Spöring. «Im Durchschnitt haben wir in Luzern nach wie vor weniger Berufsmaturanden als in der Restschweiz. Es braucht tertiär Gebildete, die das Arbeitsleben durch die Lehre kennen – und dann weiter studieren.» Zum Beispiel an der Hochschule. «Wir befinden uns einer Wissensgesellschaft. Die, die das Potential haben, sollten es auch nutzen.»
Interessant: Immer mehr Erwachsene schliessen eine Lehre ab. «In der Regel arbeiten sie schon in ihrem Beruf, haben aber noch keinen Abschluss», führt Spöring aus. Er geht davon aus, dass dieser Trend sich fortführen wird. «Durch die Digitalisierung wird es immer wichtiger, dass man einen anerkannten Abschluss hat, auf dem man aufbauen kann», so Spörings Erklärung.
Wenig Änderung gibt es bei der Top-Ten-Liste der beliebtesten Berufe: Nach wie vor rangiert die kaufmännische Lehre mit heuer 733 der jungen Erwachsenen an der Spitze. 303 der Absolventen liessen sich zu Fachmann und -frau Gesundheit (FaGe) ausbilden. Im Detailhandel tätig sind 297 der Abgänger. Ferner sind auch Berufe wie Logistiker, Landwirt und Koch beliebt.
In der Gastro-Branche zieht man indes ein zwiespältiges Fazit. «Wir sind ausserordentlich zufrieden mit der Abschlussquote im Kanton Luzern», sagt Roger Lang, nationaler Lehrlingsbeauftragter bei der Berufsorganisation Hotel & Gastro Union. «Die Ausbildung in unserer Branche ist ausgezeichnet, sieht man von einigen wenigen Ausnahmen ab.» Ein Problem verortet Lang allerdings bei der Lehrlingszahl – besonders in den Bereichen Gastronomie und Bäckerei. Hier habe der Kanton Luzern mit denselben Schwierigkeiten zu kämpfen wie die gesamte Schweiz.
Denn: «Seit 2010 verzeichnen wir einen konstanten Rücklauf von Lehrlingen», so Lang. Überdurchschnittlich viele Jugendliche, die in einem Gastrobetrieb oder in einer Bäckerei ihre Lehre bestreiten, springen vor ihrem Abschluss ab. Ein Hauptgrund dafür seien die anspruchsvollen Arbeitszeiten. Auch über das Arbeitsklima bei einzelnen Betrieben sollen sich die Lehrlinge beklagen.
Demgegenüber erhalten Berufe in der Gesundheitsbranche grösseren Zulauf. Immer mehr Jugendliche in der Zentralschweiz wollen FaGe oder Assistent Gesundheit und Soziales (AGS) werden. Dieser Trend der letzten Jahren lasse sich auch auf nationaler Ebene feststellen, sagt Cécile Berlinger, Kommunikationsleiterin des Gesundheitsbranchen-Verbandes XUND. «Dies zeigt, dass sich die beiden noch jungen Berufe etabliert haben und die Gesundheitsberufe mit den vielfältigen Entwicklungsmöglichkeiten attraktiv sind.»
«Die steigenden Zahlen bei den FaGe-Lernenden bergen grosses Potential, um mehr Pflegefachkräfte für die Höhere Fachschule zu rekrutieren», führt Berlinger aus. Dies sei für die nächsten Jahre besonders wichtig, weil gerade auf der Tertiärstufe ein hoher Bedarf bestehe, um die Gesundheitsversorgung auch in Zukunft sicher zu stellen. «Doch ausruhen dürfen wir uns auf diesen positiven Zahlen nicht», mahnt Berlinger. XUND sei weiterhin gefordert, geeignete Menschen für die Branche zu begeistern.
Christof Spöring von der Dienststelle Berufs- und Weiterbildung lobt die Unterstützung des dualen Bildungssystems durch KMU und Grossbetriebe. «Sie positionieren somit die Lehre als wichtigsten Weg, um ihren Fachkräftebedarf abzudecken», so Spöring. «Aber auch das hohe Engagement der Lehrpersonen in den Berufsfachschulen sowie der Instruktorinnen und Instruktoren der überbetrieblichen Kurse runden das duale Berufsbildungssystem ab.»
Trotz guter Ausgangslage: Die Herausforderungen bleiben. «Die Veränderung der Wirtschaft bringt hohe Anforderungen», sagt Spöring. Die Betriebe benötigen leistungsstarke Lernende, die den Weg der Lehre beschreiten. Eine weitere Baustelle sieht Spöring in den gewerblichen Branchen: «Sie stellen teils sehr leistungsschwache Jugendliche an, die eine intensive Beutreuung benötigen. Dies sicherzustellen, ist angesichts der knappen Mittel eine Herausforderung.»