Die jungen Tänzerinnen von «tanZdas» haben sich zum ersten Mal für die Weltmeisterschaften im Jazz- und Showdance qualifiziert. Mit ihren Erfolgen verblüffen sie sogar ihre Lehrerin.
Emma ist kritisch: «Könnte man den letzten Sprung nicht vielleicht herausschneiden», fragt die 12-Jährige aus Meggen schüchtern. Sie hat gerade eine kurze Tanzsequenz für ein Video improvisiert. «Die Selbstkritik gehört zum Tanzen dazu», sagt Tanzlehrerin Raphaela Zurkinden. Der Ehrgeiz der jungen Bewegungstalente beeindrucke sie immer wieder.
Zurkinden leitet die Tanzschule «tanZdas» in Adligenswil und Ebikon, in der sich 370 Kinder, Jugendliche und Erwachsene mehrere Stunden in der Woche zu verschiedenen Stilrichtungen bewegen: Jazz, Funk, Ballett, Hip-Hop, Modern, Kindertanz, aber auch Mischformen – «Dance to all the styles», wie Zurkinden die Kurse nennt. Mit der Tanzschule war sie bis vor kurzem ein unbeschriebenes Blatt. Auch, weil sie keine «typische» Tänzerkarriere vorweisen kann. Die Psychologin hat erst nach der Matura professionell zu Tanzen begonnen – nachdem sie bei Aufenthalten in Malaysia und den USA entsprechende Ausbildungen absolvierte. «Ich habe nie an Wettkämpfen teilgenommen.» Stattdessen begann sie mit einer Hand voll Schülern, und es wurden immer mehr.
Und nun – Raphaela Zurkinden ist inzwischen 33 Jahre alt – wird sie im Dezember mit zwei Gruppen an die Tanzweltmeisterschaften der internationalen Tanzorganisation IDO nach Polen reisen. «Wir haben bei unseren Qualifikationsturnieren gerockt», sagt die stolze Lehrerin. Vor gut einem Jahr hätten sich ihre Zöglinge entschieden, erstmals an Wettkämpfen teilnehmen zu wollen. Zurkinden sagt, sie sei zunächst skeptisch gewesen. Doch dann habe sie eine Gruppe junger Erwachsener für Qualifikationsturniere zur Schweizer Meisterschaft angemeldet. Die Tänzerinnen gewannen fast überall, wo sie angetreten waren und wurden Schweizer Meisterinnen in der Kategorie «kleine Formation». In zwei weiteren Kategorien folgten Silbermedaillen. «Das war zum Teil so knapp, dass wir uns dann doch ein bisschen geärgert haben, weil es nicht ganz nach vorne gereicht hat.» Der Ehrgeiz kommt mit dem Erfolg. Zurkinden hatte spontan auch eine Gruppe jüngerer Mädchen, zwischen 10 und 14 Jahren, an die Schweizer Meisterschaft geschickt, «um Erfahrungen zu sammeln». Sie habe den Mädchen gesagt, sie dürften nicht zu viel erwarten. Man ahnt es: Auch sie wurden Zweite in ihrer Kategorie. Beide Gruppen qualifizierten sich so für die Weltmeisterschaften.
Auch Lorena Fischer wird in Polen mit dabei sein. Die 21-jährige Luzernerin ist eine von acht aus der erfolgreichen Formation der jungen Erwachsenen. Sie ist, seit sie acht Jahre alt ist bei Zurkinden im Unterricht. Heute arbeitet sie in einem Teilpensum als Tanzlehrerin bei «tanZdas». «Zu Beginn war es ein Ausgleich zur Schule», sagt Lorena Fischer. «Mittlerweile ist das Tanzen aber mein Alltag.» Und zur Teilnahme an den Weltmeisterschaften: «Zu merken, dass sich die intensiven Trainings der vergangenen Jahren auszahlen, ist schön. Die Teilnahme an der Weltmeisterschaft ist tänzerisch sicherlich ein Highlight.» Sie freue sich aber auch einfach, «mit unserer Tanzfamilie nach Polen zu reisen».
Fischer wirkte heuer, wie Raphaela Zurkinden auch, als Lehrerin am jährlichen «Tanzlager» mit. Initiatorin desselben ist Esther Bünter, Leiterin der Luzerner «Tanzerei», die das Angebot vor 16 Jahren ins Leben rief. «Was Raphaela mit ihren Schülerinnen geschafft hat, ist schon beeindruckend», sagt die ehemalige Profitänzerin über ihre Kollegin. Bünter weiss, wie gut der Erfolg tut. «Sich mit einer eigenen Tanzschule durchzuschlagen, ist harte Arbeit.» Es mangle eben auch etwas an Vernetzung. Der Grund dafür sei, dass man sich oft als Konkurrenz sehe. «Was eine erfolgreiche Tanzschule am Ende aber ausmacht, ist nicht grosse Werbung in der Öffentlichkeit, sondern die Beziehung der Schülerinnen zu ihren Lehrern.»
Urs-Ueli Schorno
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