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Als Transportchef beim Circus Knie ist Thomas Banz (41) dafür verantwortlich, dass während der Tournee alles stets am richtigen Ort landet. Doch auch die spielfreie Zeit ist für ihn nicht bloss Erholung.
Er sorgt dafür, dass der Schweizer National-Circus Knie «in Fahrt kommt», von einem Ort zum nächsten: der 41-jährige Thomas Banz, der als Transportchef zusammen mit seinem 14-köpfigen Team für die Verschiebung des gesamten Zirkusdorfes zuständig ist. Pro Tournee werden rund 2700 Kilometer auf dem Schienenweg und 3500 Kilometer auf der Strasse zurückgelegt.
Wer sich einmal im Zirkusdorf bewegt, bekommt eine leise Ahnung, wie gross dieser logistische Aufwand ist: 70 Campingformationen, von Familienwohnwagen über Büros, Werkstatt und Küche bis zu den speziell für Kleintiere hergestellten Wagen – und natürlich jede Menge Material –, müssen disloziert werden. Neben den Campingformationen zählen auch rund 135 Fahrzeuge und 45 Wechselcontainer für das Material zum Wagenpark. 70 Fahrzeuge und Anhänger sind jeweils auf zwei Extrazügen der SBB unterwegs.
Thomas Banz, der in Triengen aufgewachsen ist, absolvierte eine Lehre als Lastwagenmechaniker und liess sich später zum Fahrzeugschlosser ausbilden. In seiner Jugend war er oft auf Kilbenen anzutreffen und «von der Arbeit der Schausteller angetan» – ideale Voraussetzungen also für einen Job beim Zirkus. Und eines Tages kam seine Chance: Der Circus Knie suchte per Inserat einen Automechaniker und Lastwagenchauffeur. Thomas Banz bekam die Stelle. «Für mich ging ein Bubenraum in Erfüllung», sagt er.
Seit rund 13 Jahren gehört er nun der Zirkusfamilie an, erst als Traktorfahrer und Mechaniker, dann als Werkstattchef, und nun ist er Leiter des Transportteams. Im Gespräch spürt man, dass er einer ist, der diesen Posten mit grossem Engagement ausübt, einer, der mit viel Herzblut dabei ist. Seinen Beruf bezeichnet Banz dabei als «sehr interessant»: «Kein Tag ist wie der andere, ich kann die ganze Schweiz bereisen.» Die Chauffeure würden zum grössten Teil aus dem deutschsprachigen Raum rekrutiert, ab und zu komme es auch vor, dass er anderssprachige Mitarbeiter habe. «Dann unterhalten wir uns zu Beginn mit Händen und Füssen.»
Im Schnitt blieben die Chauffeure etwa drei Jahre, die Jüngeren häufig nur eine Saison – auch das eine Herausforderung für Thomas Banz. «Da muss man sich jeweils wieder neu arrangieren. Wichtig ist ein guter Teamgeist, denn die neuen Mitarbeiter müssen mitgezogen werden.» Auf den Zusammenhalt seiner Crew legt er grossen Wert. «Ich muss und kann mich auf jeden Einzelnen verlassen. Und das ist wertvoll, denn nur so kann ein Team funktionieren», sagt er.
Dieses Kollektiv ist vor allem dann von grosser Wichtigkeit, wenn während der letzten Aufführung mit dem Abbau angefangen wird. Eine Viertelstunde nach Beginn der Derniere sind bereits die ersten Arbeiten im Gang, an denen rund 100 Arbeiter involviert sind. Da muss jeder Handgriff sitzen, jeder Schritt ist durchstrukturiert. Sonst würde es ein «Chrüsimüsi» geben, wie sich Thomas Banz ausdrückt. Sprich: ein Durcheinander. Fortwährend wird alles verladen – und auf die Reise zum nächsten Gastspielort geschickt.
Schon Tage vorher macht sich Thomas Banz jeweils auf, den neuen Ort zu besichtigen, zusammen mit Zeltmeister und Chefelektriker. Dort wird kontrolliert, ob unter anderem Strom und Wasser und alle behördlichen Bewilligungen vorhanden sind. Ebenso, wo das «kleine rollende Dorf» zu stehen kommen soll. Man hört Banz gern zu, wenn er von seiner Arbeit und vom Zirkusleben erzählt. Zum Beispiel erklärt er, dass jene Wagen, die per Zug transportiert werden, wegen der Tunnel nur eine gewisse Höhe aufweisen dürfen. Weiter weist er auf die betriebseigene Zirkusfeuerwehr hin – und dass beim Transport der Büros die Kopiergeräte mit einem Gurt an der Wand befestigt werden.
Wer glaubt, ein Transportchef verbringe die spielfreie Zeit im Winter an einem Strand, der irrt sich. Dann nämlich muss die nächste Tournee vorbereitet, der Fuhrpark gewartet, Reparaturen ausgeführt und die Fahrzeuge zur Motorfahrzeugkontrolle gebracht werden. Natürlich wohnt auch Thomas Banz in einem Wohnwagen. Nein, sagt er, Sehnsucht nach einem festen Wohnsitz habe er nicht. Ab und zu fährt er nach Triengen, um seine Batterien aufzuladen. Dann ist Lesen angesagt. Manchmal schaue er sich auch die Vorstellungen unter der Zirkuskuppel an. Wenn er nun gebeten würde, in der Manege einen Part zu übernehmen, was wäre dies? «Den eines Clowns», sagt Banz, ohne zu zögern. «Weil der die Leute zum Lachen bringt, ihnen den Alltag verschönert und sie die Sorgen vergessen lässt.»
Theres Bühlmann
theres.buehlmann@luzernerzeitung.ch
Hinweis
Der Circus Knie gastiert noch bis zum 6. August auf der Allmend.