Der Umzug in Altbüron begeistert mit einer gehörigen Portion Polit-Satire. Doch auch riesige Burgen sorgen für viel Applaus.
Ein Narr, wer denkt, die Umzüge auf der Landschaft kommen immer bloss mit viel Rauch und Getöse daher. Auch Politisches ist hier Trumpf, wie Altbüron beweist. Ob Lokalpolitiker, Versicherungs-Haie oder Greta «Turnberg» – sie alle bekommen im Luzerner Hinterland ihr Fett ab.
Doch der Reihe nach: Bekannt ist der Altbüroner Umzug vor allem für seine unkomplizierte Organisation. Einschreiben, das müssen sich die Gruppen hier nicht. Es komme, wer wolle, lautet das Credo, und siehe da: Jahr für Jahr zählen die Verantwortlichen, die «6 Gögs», um die 20 Nummern. Auch gestern ziehen 23 lokale Vereine, Familien, Guuggenmusigen oder spontan Entschlossene durch das Dorf. Das Motto «Altbüron im Mittelalter» haben sich dabei viele zu Herzen genommen: Da fahren etwa die Altbüroner Plooggeischter vom Totebode mit einer Burg samt «Folterwagen» vor, auf welchen sie kurzerhand Leute aus dem Publikum fesseln. Auch der Turnverein Altbüron baut ein riesiges Schloss, das wegen der lauten Musik jedoch eher zu einer Hüpfburg mutiert. Und selbst die kleinsten Teilnehmer, 28 Schüler aus dem Dorf, sorgen mit ihrer Ritter-Verkleidung für Applaus.
Dasselbe gilt übrigens für die zahlreichen Guuggenmusigen, die auch mit ihren Tanzeinlagen überzeugen.
Aber es geht auch frecher. Hoch zur wärmenden Sonne strecken die Fasnachtsfreunde Hinterland ihre Protest-Schilder. «Ist der Bauer ruiniert, wird das Essen importiert», heisst es da etwa in Anspielung auf die vielen Verbote für die Landwirte. Ebenfalls um Land geht es bei der Männerriege Altbüron: Dass der Kanton ihr Dorf als Rückzonungsgemeinde einstuft, finden sie gar nicht toll. Mit einer Portion Ironie quittieren sie den Entscheid mit dem Spruch «Zölibat, Hochmut, Habgier, Völlerei, wir sprechen euch von eurem Bauland frei!»