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Luzern
Die Coronakrise bedroht nicht nur die Gesundheit vieler Menschen, sondern auch die Existenz zahlreicher Unternehmen. Wir fühlten den Puls von Badmeistern, Schützen, Kletterern und dem Inhaber eines Fitnessstudios.
Bei sommerlichen 24 Grad schrubben der Badeverantwortliche Hubert Frei und Badmeister Hans-Peter Müller die Wasserrutsche in der Badi Nebikon mit Bürste und Hochdruck.
Auf der Website der Badi ist vermerkt: «Eröffnung Bade-Saison am 9.Mai.» Und: «Ist die Fahne oben, ist das Bad geöffnet.» Weht die Fahne dann im Wind oder wird sie auf halbmast gesetzt?
Der Bundesrat erklärte am 16. April, dass am 11. Mai obligatorische Schulen, Einkaufsläden und Märkte öffnen. Erst am 8. Juni werden Unterhaltungs- und Freizeitbetriebe wie Museen, botanische Gärten und Zoos öffnen. Und das Versammlungsverbot soll gelockert werden.
Was das für die Schwimmbäder bedeutet? Frei: «Der Vorstand des Gemeindeverbands Schwimmbad Stämpfel hat beschlossen, dass das Schwimmbad vorbereitet wird, damit wir am Samstag vor Muttertag öffnen könnten. Ob dann geöffnet wird, kann ich jetzt nicht sagen.» Die Öffnung werde wohl erst aufgrund einer Bewilligung erfolgen.
«Wir hängen bei dieser Frage in der Luft», gibt Frei zu und führt aus:
«Wenn eine Weisung des Bundesrats besteht, dass Schwimmbäder geöffnet werden dürfen, wird der Saisonauftakt vollumfänglich stattfinden. Vorher nicht.»
Die Pflanzen müssten ohnehin gepflegt, der Rasen geschnitten und bewässert, Volleyfelder bespielbar gemacht und die Schwimmbecken gereinigt werden. Bauliche Massnahmen wegen Corona oder Einschränkungen bezüglich Anzahl Badegäste werden keine getroffen. Frei sagt:
Ungewiss ist auch die Situation beim Kletter-Zentrum Pilatus Indoor in Root. «Wir werden nicht zu den ersten Betrieben gehören, die wieder öffnen», sagt Mitinhaber Andrea Lerch. Dafür zeigt er vollstes Verständnis. «Beim Klettern lassen sich Hygienemassnahmen nur schwierig treffen. Die Griffe an den Wänden werden von allen genutzt, es macht in Anbetracht des Ansteckungsrisikos Sinn, dass wir warten müssen.»
Als Unternehmer blutet ihm das Herz. «Wir haben ein riesiges Mietvolumen. Zudem sind rund 50 Personen bei uns angestellt. Jedoch macht es keinen Sinn, etwas zu erzwingen und dann erkennen zu müssen, dass man Leute in Gefahr bringt. Wir wollen nicht als Corona-Hotspot Bekanntheit erlangen.»
An der Exit-Strategie des Bundesrats gäbe es nichts zu rütteln. «Das Virus ist Realität. Die Situation ist auch für die Regierung neu. Alle Betroffenen müssen ihren Teil dazu beitragen und Lehren daraus ziehen. Das System in der Schweiz funktioniert auf einem hohen Level.»
Allerdings sei er froh, dass dem Betrieb ein Arbeitsverbot auferlegt worden ist, damit die Mitarbeiter versichert sind. Er windet den Mitgliedern ein Kränzchen, die sich nicht beklagen und auf eine Verlängerung ihres Abonnements verzichten. Frei sagt:
«Wir erbringen unsere Leistungen so gut es uns möglich ist. Es muss aber jeder in der Gesellschaft etwas zurückstecken.»
Die Zeit ohne Betrieb nutzt Pilatus Indoor für Renovierung und Ausbau. Schon vor der Krise wurde die Aussenanlage geplant, die mit einem Kletterturm eines österreichischen Herstellers versehen wird. Weil die Grenzen zu sind, können die Monteure nicht einreisen. Geplant war der Betrieb im Mai.
Patrick Zemp, Inhaber des Progress Sports Club in Sursee, ist von der Coronakrise ebenfalls direkt betroffen: «Die Massnahmen waren brutal einschneidend für alle. Die etappenweise Öffnung ist für mich vertretbar. Dass wir noch nicht dabei sind, kann ich im Ansatz nachvollziehen.»
Und das, obwohl es für ihn ein leichtes wäre, Hygienemassnahmen zu treffen. «Meine Mitglieder können das Gebäude nur mit Badge betreten. Ich könnte den Einlass beschränken. Auf 2000 Quadratmetern kann man Abstand halten. Aber die Marschroute ist vorgegeben, daran halte ich mich.» Und Zempu fügt an:
«Man muss nicht mit allem einverstanden sein, das die Regierung vorgibt. Aber das Wort zählt.»
Zemp nutzt den Lockdown für Sanierungen. Und wer jetzt das Abo verlängert, wird mit einem Gratismonat beschenkt. «Wer die Aufgaben macht, wird belohnt», meint er.
Ebenfalls verzichten müssen Freunde des Schiesssports. So wurde das Eidgenössische Schützenfest in Luzern, an dem vom 12. Juni bis 12. Juli 40'000 Teilnehmer erwartet wurden, auf 2021 verschoben.
Auch das 100. Sempach Schiessen wird verschoben. Gerhard Rüeger, Präsident der Schützengesellschaft Sempach bedauert dies, ist aber einverstanden mit der vorgegebenen Marschroute.
«Im Schiesssport sind viele Aktive zwischen 60 und 80 Jahre alt. Ein Schiessbetrieb steht nicht zur Diskussion. Auch wenn er aus baulicher Hinsicht in Ständen möglich wäre.»
Die Saison der Schützen endete im November und hätte im März wieder begonnen. Die Anlage in Sempach wurde mit einer neuen Trefferanzeige ausgerüstet. Auf deren Feuertaufe am Eidgenössischen, das dezentral ausgetragen wird, haben sich die Sempacher besonders gefreut. Die Freude wird aufgeschoben. «Wir können damit leben. Der Entscheid der Regierung war richtig ist. Wir preschen nicht vor und stehen Gewehr bei Fuss.»