Astronaut Fred Haise (84) wollte nur seinen Job erledigen, als er in grösste Gefahr geriet. Doch weil er seinem Team vertrauen konnte, erreichten er und die Crew der Apollo 13 die Erde lebend. Darüber sprach er am Freitag im Verkehrshaus.
Stellen Sie sich vor: Sie sind über 300 000 Kilometer von der Erde entfernt auf dem Weg zum Mond. Da explodiert der Sauerstofftank ihres Spaceshuttles. Die Vorstellung, so weit von der rettenden Erde weg zu sein, vielleicht sogar hier draussen im Weltall zu sterben, löst bei den meisten Menschen Panik aus.
Nicht bei Fred Haise. «Nach der Explosion dauerte es ja erst mal eine Stunde, bis wir überhaupt verstanden, was passiert war. Und dann mussten wir das Problem lösen», meint er am Freitag im Verkehrshaus Luzern. Im Rahmen der Air and Space Days fand die Space Conference zum Thema «Leadership in Extremsituationen» statt. Neben dem einzigen Schweizer Astronauten Claude Nicollier war der fast 85-jährige Apollo-13-Held Fred Haise ein Publikumsmagnet.
Die Referenten beschäftigten sich mit Entscheidungsfindungen, Stressmanagement und dem sogenannten Crew Ressource Management (CRM). «Ja Claude, das schaffst du»
Aber wie laufen solche Prozesse bei einem so extremen Unfall wie auf der Apollo 13 ab? Hier kommt ein weiterer Aspekt hinzu, der bei den Referaten thematisiert wurde: Wahrnehmung. Während wir uns nicht vorstellen können, dass man in so einer Situation ruhig bleiben kann, haben die Astronauten jahrelanges Training absolviert.
Sowohl Claude Nicollier wie auch Fred Haise betonen, wie unglaublich wichtig dieses unermüdliche Üben sei, um im entscheidenden Moment das Selbstvertrauen zu haben: «Ja, Claude, das schaffst du», dachte ich, als ich meinen ersten Weltraumaustieg unternahm. Denn ich hatte alles schon zigmal genau so gesehen, bei meinen Trainings im Wasser», erzählt er. Dieses Training fördert aber nicht nur das Selbstvertrauen, sondern auch das Vertrauen in die gesamte Crew und die Mitarbeiter am Boden.
Dieses Vertrauen, zusammen mit dem Zeitpunkt der Explosion und der verbleibenden Zeit, die zur Lösung der Probleme blieb, habe auch die Apollo-13-Expedition wieder zurück zur Erde gebracht, betont Haise. Ein mentales Training aber, wie mit Krisensituationen umzugehen ist, gab es nicht. Es habe kein spezifisches CRM gegeben, sondern sie hätten einfach immer wieder in den Simulatoren trainiert, so Nicollier und Haise unisono.
Vielleicht hätte Fred Haise Unterstützung gebrauchen können, als er die grösste Enttäuschung seines Lebens verarbeiten musste: «Ich war massloss enttäuscht, dass wir nicht auf dem Mond landen würden.» Eine zweite Mondmission, bei der er dabei gewesen wäre, wurde aus Spargründen abgesagt. «Wenn ich heute zum Mond schaue, weiss ich, dass ich die Enttäuschungen hinter mir gelassen habe», sagt er versöhnlich.
Als am 20. Juli 1969 die erste bemannte Mondlandung stattfand, klebten die Menschen vor ihren Fernsehgeräten. Die Nasa hatte damit den Wettlauf zum Mond, den sich die USA mit Russland lieferten, gewonnen. Ein Jahr später, im April 1970, als Jim Lovell, Jack Swigert und Fred Haise mit der Apollo 13 zum Mond flogen, war das Interesse bereits nicht mehr gross. Doch dann, nach 2 Tagen, 7 Stunden und 54 Minuten, explodierte einer der beiden Sauerstofftanks. Die Apollo 13 musste so schnell wie möglich zurück zur Erde gebracht werden.
Die Rettung für die drei Astronauten war die Mondlandefähre, die quasi zu ihrem Rettungsboot wurde, während dagegen die Kommandokapsel abgeschaltet werden musste. Die Crew, in Zusammenarbeit mit Mission Control, schaffte am 17. April, 5 Tage, 22 Stunden und 54 Minuten nach ihrem Start, die sichere Landung im Pazifik. (nez)
In der Apollo 13 war man fokussiert auf das Lösen der anstehenden Probleme. Zeit für Angst gab es keine. «Angst hatte ich als Pilot in anderen Situationen, etwa bei Zwischenfällen mit Flugzeugen», verrät der Amerikaner.
Noch nach 48 Jahren muss Fred Haise immer die gleiche Geschichte erzählen: «Nein, es langweilt mich nicht. Es freut mich, dass sich die Menschen nach so langer Zeit noch dafür interessieren», sagt er lachend.
Auch heute noch kann man von den Erfahrungen der Apollo-13-Mission profitieren. Matthias Mölleney, Leiter des Center for Human Ressources Management & Leadership, fasst die Erfahrungen der beiden Astronauten zusammen und weiss, dass Angestellte dann eine gute Leistung bringen, wenn sie sich in psychologischer Sicherheit fühlen: «Dazu benötigen sie Vertrauen, Respekt und Wertschätzung.»
Hinweis: Bis am Sonntag finden im Verkehrshaus die «Air and Space Days» statt. Am Samstag wird zu diesem Anlass bei guten Sichtverhältnissen zwischen 13.45 und 14.30 Uhr vor der Lidowiese eine Flugschau mit dem PC-7 Team und einem Super Puma-Helikopter durchgeführt. Anschliessend springen Fallschirmaufklärer in die Arena des Verkehrshauses.