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Luzern
Der Kanton Luzern hat eine weitere Etappe der Renaturierung bei der Kleinen Emme abgeschlossen. Die Massnahmen für die Fische zeigen bereits Wirkung.
Mit Gummistiefeln und Gummihandschuhen tritt Thomas Küng ins plätschernde Gewässer der Kleinen Emme. Der kantonale Fischereiaufseher taucht einen sogenannten Anodenring ins Wasser. Mit Gleichstrom betäubt er kurz einige Fische. Erfreut hebt er einen Weissfisch der Art Alet aus dem Wasser und zeigt ihn den rund zwanzig Zuschauern, bevor er das unversehrte Tier schnell wieder davonschwimmen lässt. Der Grund für Küngs Freude: Er hat soeben den Nachweis erbracht, dass sich flussaufwärts der Kleinen Emme mittlerweile mehr Fischarten als früher bewegen.
Bis vor kurzem nämlich konnte der Alet nicht in den Flussabschnitt zwischen Rotewald und Swiss Steel gelangen, den Medienvertreter und Politiker am Mittwochmorgen besichtigten. Erst die neuen Fischaufstiege machten die Wanderung der Tiere möglich. Die Aufstiege und die schattigen Rückzugsorte gehören zu den diversen nun abgeschlossenen Eingriffen, die der Luzerner Regierungsrat Fabian Peter (FDP) am Rundgang vorstellte. Die Massnahmen für die Fische seien besonders wichtig, so Peter. Denn der Klimawandel werde vermehrt Trockenwetterperioden verursachen.
Grund für die Arbeiten an der Kleinen Emme ist das Hochwasser von 2005, das die zerstörerische Kraft des Flusses entfesselte. Die Fluten verursachten einen Schaden über 345 Millionen Franken und veranlassten den Luzerner Regierungsrat 2012, das Projekt «Hochwasserschutz und Renaturierung Kleine Emme» zu bewilligen (siehe Box unten).
Der besichtigte Abschnitt ist dabei nur ein Teil des Projektes, das insgesamt 23 Kilometer umspannt; als Nächstes will der Kanton flussaufwärts weitere Massnahmen anpacken – im Stadtteil Littau sowie in den Gemeinden Malters, Ruswil, Werthenstein und Wolhusen. «Wir dürfen stolz auf die geleistete Arbeit sein. Es ist eindrücklich, zu sehen, was in den vergangenen Jahren geschehen ist», sagte Fabian Peter. «Es gibt aber noch viel zu tun.»
Der Perimeter des Projektes «Hochwasserschutz und Renaturierung Kleine Emme» erstreckt sich von der Einmündung der Fontanne in Wolhusen bis zur Einmündung in die Reuss bei Emmen/Luzern. Ziel des Projektes ist es, allfällige Hochwasser ohne grössere Schäden durchzuleiten – und die Biodiversität zu erhöhen. In den Abschnitten Rotewald und Swiss Steel wurden folgende Massnahmen umgesetzt:
Der Vorsteher des Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartementes dürfte dabei nicht nur an die Kleine Emme denken, sondern auch an die Reuss. Auch sie soll renaturiert und hochwassersicher gemacht werden; allerdings ist der Widerstand gegen das Vorhaben gross. 56 Einsprachen gingen beim Kanton ein, der sich für die Verhandlungen nun ein Jahr Zeit nimmt – keine leichte Aufgabe, denn die Kritikpunkte gehen weit auseinander. Luzerner Bauern fürchten, durch die Ausweitung der Reuss kostbare und zuweilen notwendige Nutzfläche zu verlieren. Umweltverbände hingegen bemängeln, dass der Gewässerraum viel zu eng ausgelegt sei.
Im Fall der Kleinen Emme sei das alles einfacher, hält Fabian Peter fest: «Gerade in diesem Abschnitt ist das Interesse der Grundeigentümer am Hochwasserschutz gross.» Bei der Reuss hingegen gebe es viele Flächen, die nicht direkt von den Massnahmen profitieren. Beim Abschnitt Rotewald bis Swiss Steel sei eine Verbreiterung des Flusslaufes zudem nur geringfügig möglich gewesen. «Wir haben hier auf sehr engem Raum das Maximum herausgeholt», zeigt sich Peter überzeugt. «Bei der Reuss haben wir mehr Platz. Dort wollen wir der Natur auch mehr zurückgeben – etwa in Form von Grünflächen.»
Die Kosten für den jetzt abgeschlossenen Flussteil belaufen sich auf 25,65 Millionen Franken. Für die nächsten Massnahmen in den Abschnitten Emmenweid und Thorenberg läuft noch bis am 26. August die Referendumsfrist.