Arztkonsultationen
Wegen Corona kaum Fälle von saisonaler Grippe im Kanton Luzern

Pro Woche melden sich in der Schweiz derzeit gerade einmal 61 von 100'000 Einwohnern wegen grippeähnlicher Symptome beim Arzt. Vor einem Jahr waren es 300. Diesen Trend stellen auch Luzerner Hausärzte fest.

Alexander von Däniken
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Maske, Abstand und Homeoffice halten nicht nur das Coronavirus fern, sondern auch die saisonalen Grippeviren. So meldet das Bundesamt für Gesundheit für die Woche vom 30. Januar bis 5. Februar wohl einmalige Zahlen. Demnach haben die Ärztinnen und Ärzte des Sentinella-Meldesystems eine Rate von 8 Konsultationen wegen grippeähnlicher Erkrankung pro 1000 Arztkonsultationen gemeldet. Hochgerechnet auf die Bevölkerung entspricht dies in etwa 61 Konsultationen wegen grippeähnlicher Erkrankung pro 100'000 Einwohner. Vor einem Jahr waren es noch 300 Konsultationen.

Aldo Kramis, Co-Präsident der Ärztegesellschaft des Kantons Luzern, in seiner Praxis in Emmen.

Aldo Kramis, Co-Präsident der Ärztegesellschaft des Kantons Luzern, in seiner Praxis in Emmen.

Bild: Pius Amrein (Emmen, 21. Januar 2021)

«Es gibt sicher viel weniger Grippefälle als in anderen Jahren», bestätigt Aldo Kramis. Der Hausarzt mit Praxis in Emmenbrücke ist Co-Präsident der Luzerner Ärztegesellschaft. Die Entwicklung kommt für ihn nicht überraschend, da sich diese Tendenz schon im Herbst auf der Südhalbkugel abzeichnete und darüber in Fachzeitschriften berichtet wurde. Zudem haben sich mehr Leute gegen Grippe impfen lassen. «Auch helfen Massnahmen zum Stoppen von Covid-19 gegen alle Virusinfekte und Grippefälle.»

Corona- können Grippesymptomen ähneln

Zu den Massnahmen zählen laut Kramis das Desinfizieren der Hände, das Tragen des Mundschutzes, regelmässiges Stosslüften, Distanz halten, Homeoffice und weniger Kontakte. Trotzdem haben die Hausärzte nicht weniger zu tun. Schliesslich melden sich viele Patienten mit Verdacht auf Corona. Dessen Symptome ähneln in milder Form durchaus jenen einer saisonalen Grippe, sagt Kramis. «Es ist die Aufgabe des Hausarztes, hier den Patienten genau anzuschauen und zu beraten. Aufgrund der Richtlinien des Bundes testen wir in unserer Praxis alle Patienten mit Anzeichen auf virale Infektionen auf Covid und machen einen Abstrich.» Das sei angesichts der mangelnden Tests im Frühling letzten Jahres noch nicht möglich gewesen. Man habe die Patienten dann in Quarantäne geschickt. Grundsätzlich sei es auch möglich, dass Menschen sowohl an Covid als auch der saisonalen Grippe erkranken.

Getestet wird in den Hausarztpraxen im Kanton Luzern bereits; gegen Covid geimpft noch nicht, was Kramis in einem Interview mit unserer Zeitung bedauerte. «Unsere schweren Risikopatienten wollen nicht nach Luzern in die Messe gehen. Fast alle unserer Risikopatienten bevorzugen eine Impfung in der Praxis, da sie mit der Umgebung vertraut sind, wir ihre Krankheiten kennen und sie damit mehr Vertrauen haben, dass sie die Impfung inklusive Nebenwirkungen gut überstehen können.»

Schlägt normale Grippe nächste Saison härter zu?

Allerdings sei im Moment nur der Moderna-Impfstoff für Praxen geeignet – und der ist sehr limitiert verfügbar. Die meisten Praxen hätten bereits eine Liste mit den Namen der betroffenen Risikopatienten erstellt.

«Bei uns sind es momentan sicher gegen 100 Patienten, die von uns geimpft werden möchten.»

Es sei wichtig, dass dies bald umgesetzt werden könne. So könnten auch chronisch kranke Patienten gleich nach der Konsultation – wie bei der saisonalen Grippe – geimpft werden. Dass die «normale» Grippe in den nächsten Saisons umso härter zuschlagen wird, wie vielerorts befürchtet, kann Kramis nicht bestätigen: «Für mich ist das reine Spekulation, und Schwankungen im Stärkegrad der Grippe gab es schon immer.» Denn die Stärke der Grippe hänge vom Grippevirus-Typ ab, den klimatischen Veränderungen und je nach Verlauf auch von Covid-Schutzmassnahmen, «die vielleicht auch nächsten Winter zum Zuge kommen.»