Auch nach 60 Jahren übt Posaunist Franz Renggli aus Entlebuch noch immer täglich

Die Musikgesellschaft Römerswil bittet Anfang Januar zum Jahreskonzert. Posaunist Franz Renggli feiert ein besonderes Jubiläum.

Stephan Santschi
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Franz Renggli und seine Posaune sind unzertrennlich.

Franz Renggli und seine Posaune sind unzertrennlich.

Bild: Pius Amrein (Entlebuch,
20. Dezember 2019)

60 Jahre. So lange spielt Franz Renggli bereits Posaune. Und deshalb wird er im nächsten Juni am kantonalen Musikfest in Emmen als CISM-Veteran geehrt. «Das wird nicht jeder, natürlich freut mich das», sagt der 77-jährige Luzerner und wirkt fast etwas verlegen. CISM ist die Abkürzung für einen internationalen Musikbund, zu dem auch der Schweizer Blasmusikverband gehört.

Die CISM-Medaille, die Renggli erhalten wird, dürfte in seinem Refugium im obersten Stock seines Hauses in Entlebuch einen Ehrenplatz erhalten. «Das hier ist Übungsraum, Büro und Gästezimmer für meine Tochter in einem», erzählt er. An den Wänden hängen Bilder von Neukostümierungen und Auftritten, auf dem Bett liegen seine treuen Begleiter, die Posaune und das Euphonium.

Sohn Manuel dirigiert den Vater nach Römerswil

Franz Renggli gehört zu einer musikverrückten Familie. Egal, über welche Generation man spricht, ob Grossvater, Mutter, Vater, Götti, Onkel, Bruder, Schwester, Tochter, Sohn, Schwiegersohn oder Neffe – stets ist die Rede von Dirigenten, Komponisten, Sängern und Musikern. Auch er selber hat nichts von seiner Leidenschaft fürs Musizieren eingebüsst; noch immer übt er täglich.

«Zwei Stunden sicher, und wenn es mir drum ist, werden auch drei daraus. Nur im Sommer, wenn es hier oben 30, 35 Grad warm ist, lasse ich es bei maximal eineinhalb Stunden bewenden.»

Worin gründet diese Hingabe? «Es macht einfach Spass», sagt er und zuckt mit den Schultern. «Auch nach der Probe, wenn wir noch eins trinken oder zusammen essen gehen.»

54 Jahre lang stand Franz Renggli in Diensten der Musikgesellschaft Entlebuch, dann kam es im Jahr 2013 zum Wechsel nach Römerswil. Die Geschichte dahinter ist eine spezielle. Sohn Manuel, dem die künstlerische Begabung offensichtlich in die Wiege gelegt worden ist, bewarb sich als Teenager bei der Musikgesellschaft Römerswil als Dirigent. «Der ist doch noch ein Bub!», hiess es. Engagiert wurde er trotzdem. Der Vater fungierte als Chauffeur, und als Manuel einen Posaunisten brauchte, sagte er spontan zu. «Ab und zu wurde ich von ihm schon zusammengestaucht», berichtet Franz Renggli und lacht. «Manuel erkennt sofort, wenn ein Ton falsch ist. Schon als Kind gab es für ihn nur eines: Dirigieren.»

Mit dem Fasnachtswagen von Hof zu Hof

Mittlerweile ist Manuel 26 und arbeitet als freischaffender Künstler. Die Brass-Oper «Dschungel», die am 8. Februar 2020 im Luzerner Theater uraufgeführt wird, hat er komponiert. Franz Renggli freut sich derweil auf den traditionellen Höhepunkt der Musikgesellschaft Römerswil, wenn am 3. und 4. Januar in der Mehrzweckhalle Pathos das Jahreskonzert über die Bühne gehen wird. Und danach? Folgen bereits die Fasnachtsvorbereitungen. Mit einer Kleinformation fahren sie jeweils von Bauernhof zu Bauernhof, um Ständchen zu halten und etwas Geld zu verdienen. In Entlebuch ist Renggli zudem in einer Bläser- und einer Seniorengruppe aktiv, im Sommer spielt er Alphorn. Bis vor kurzem musizierte er auch noch für den Entlebucher Orchesterverein. «Ein Kollege sagte kürzlich, dass er Musik machen wolle, so lange er lebe», erzählt Franz Renggli und hält fest: «Ich finde, das wäre ideal.»

Hinweis: Jahreskonzert: Freitag, 3. Januar und Samstag, 4. Januar 2020, jeweils um 20 Uhr (MZH Pathos, Römerswil). Eintritt frei.