AUKTION: Welcher Sammler fängt Feuer für diesen «Zünd»?

Die Galerie Gloggner versteigert 158 Werke. Das teuerste ist ein Gemälde des Luzerners Robert Zünd. Startgebot: 125 000 Franken.

Kilian Küttel
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Robert Zünds «Die Mühle von Rathausen» entstand in den 1870er-Jahren. (Bild: PD)

Robert Zünds «Die Mühle von Rathausen» entstand in den 1870er-Jahren. (Bild: PD)

«Oft trifft man wen, der Bilder malt, viel seltener wen, der sie bezahlt», sagte einst Wilhelm Busch. Wäre er nicht schon längst gestorben, am Samstag, 24. September, dürfte der Schöpfer von Max und Moritz eines Besseren belehrt werden. Denn dann zahlt ganz bestimmt jemand für Kunst: Die Luzerner Galerie Gloggner lädt zur Auktion. Unter den Hammer kommen 158 Werke – Bilder, Plastiken und ein Stück eines Berufskollegen von Busch: ein Manuskript mit einem Vers von Wolfgang von Goethe. Die Gebote dafür starten bei 3500 Franken. «Das ist sicher eine sehr besondere Position. Eine Handschrift Goethes habe ich vorher noch nirgends gefunden», sagt Auktionator und Galerie-Eigner Paul Gloggner auf Anfrage unserer Zeitung.

«Die Mühle von Rathausen»

Doch obwohl die Goethe-Handschrift eine Seltenheit ist – der Fokus an der Auktion vom übernächsten Samstag liegt auf Künstlern aus der Innerschweiz: «Die Zusammenstellung besteht zu etwa 60 Prozent aus Werken von hiesigen Künstlern», sagt Gloggner. Hans Schärer, Hans Emmenegger oder Robert Zünd lauten die Namen. Allesamt Grössen der Innerschweizer Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts. Und mittlerweile nicht nur in hiesigen Sammlungen vertreten: «Auch schon verkaufte ich ein Werk Emmeneggers für über 230 000 Franken an einen Sammler ins Ausland», so Gloggner.

Einen ähnlichen Preis hofft er auch an der kommenden Auktion zu erzielen. Und zwar mit einem Gemälde von Robert Zünd. Dieser wurde 1827 in Luzern geboren, ehe er 1848 nach Genf zog und dort von Alexandre Calame unterrichtet wurde. 1863 kehrte er zurück nach Luzern, wo er 1909 verstarb. Das Bild, welches am 24. September von ihm versteigert wird, heisst «Die Mühle von Rathausen». Es ist nicht datiert, entstand aber ungefähr in den 1870-Jahren. Das Startgebot liegt bei 125 000 Franken. Doch dabei wird es kaum bleiben. Auktionator Gloggner möchte keine Prognose abgeben, sagt aber: «Wir haben auch schon Bilder Zünds für 200 000 Franken verkauft.»

Beim Kunsthändler hätten sich bereits zwei konkretere Interessenten aus der Innerschweiz gemeldet. Doch handfest sei noch nichts: «Vieles zeigt sich bei der Vorbesichtigung der Positionen am 21. September. Bis dahin halten sich die Leute meist bedeckt.»

125 000 Franken – dafür kriegt man einen Lamborghini Gallardo aus zweiter Hand. Oder übernachtet einen Monat lang in der Engadiner-Suite im Nobelhotel Badrutt’s Palace in St. Moritz. Was rechtfertigt also den hohen Preis des Gemäldes? «Zünd ist ein wichtiger Schweizer Maler des 19. Jahrhunderts. Seine Werke werden in den Kunstmuseen von Basel und Luzern sowie am Kunsthaus Zürich ausgestellt», so Gloggner. Und: «Die fast schon fotografische Qualität des Gemäldes ist unglaublich. Ich war überwältigt, als ich es zum ersten Mal gesehen habe.»

Die Innerschweizer stärken

Der Auktionator rechnet damit, dass der Versteigerung im Hotel Europe an die 100 Bieter beiwohnen werden. Zahlreiche davon telefonisch oder schriftlich: «Wir bieten die Möglichkeit der Anonymität.» Doch Gloggner verrät: «Ich weiss von einem wichtigen internationalen Vertreter der zeitgenössischen Kunstszene, der an einem Werk von Hans Schärer (1927–1997) Interesse zeigt.» Das dürfte Gloggner freuen. Denn der Galerist will Innerschweizer Künstler in der nationalen und internationalen Szene bekannter machen. «Aus Lokalpatriotismus», wie er sagt. Das scheint bereits gelungen zu sein: Zwei andere Werke Schärers, der lange Zeit in St. Niklausen beheimatet war, verkaufte er für je 60 000 Franken. «Diese Preise müssen den Vergleich mit Werken anderer bekannter Schweizer Künstler nicht scheuen», sagt Gloggner. Und fügt an: «Innerschweizer Künstler fristen kein Mauerblümchendasein.»

100 Bieter, 158 Werke, das günstigste zu einem Startgebot von 400 Franken – man muss kein Börsenmakler sein, um zu merken, dass an der Auktion mehrere hunderttausend Franken umgesetzt werden. Doch wie viel es genau sein wird, will Gloggner nicht prophezeien: «Ich bin mit Prognosen immer zurückhaltend. Denn an einer Auktion kommt es auf den Tag, die Stunde und den Moment an. Es kann immer viel passieren.»

Kilian Küttel