AUSBILDUNG: Gastro-Branche wird ein bisschen akademischer

Die Hotelfachschule und die Hochschule Luzern spannen zusammen. Gastro-Fachleute können neu einen international anerkannten Bachelor-Abschluss erlangen.

Drucken
Ein Kellner serviert Getränke (Symbolbild). (Bild: Alessandro Della Bella (Zürich, 27. August 2012))

Ein Kellner serviert Getränke (Symbolbild). (Bild: Alessandro Della Bella (Zürich, 27. August 2012))

Seit 108 Jahren gibt es die Schweizer Hotelfachschule Luzern (SHL). «Unsere Ausbildung zum eidgenössisch anerkannten Titel diplomierter Hotelier-Restaurateur ist ein Erfolgsmodell», sagt Timo Albiez, stellvertretender Direktor. Ab nächstem Herbst wird die SHL nun eine Bachelor-Ausbildung zusammen mit der Hochschule Luzern – Wirtschaft anbieten.

«Seit etwa vier Monaten arbeiten wir an diesem Projekt. Beide Schulen fanden, dass wir das gemeinsam anschauen wollen», sagt Albiez. Angedacht ist, dass SHL-Studenten, die zu den betriebswirtschaftlichen Semestern kommen, entscheiden können, ob sie die herkömmliche Ausbildung machen wollen oder ob sie den Bachelor in Hospitality Management dazunehmen.

Mit dem Matura-Zeugnis ins Hotel

Ein Drittel der rund 620 Studenten der SHL haben vor der Ausbildung eine Lehre in der Gastro- und Hotelbranche absolviert. 20 Prozent stammen aus ganz anderen Berufen, und der Rest kommt mit einem Matura-Abschluss. «Gerade denjenigen, die von der Matura kommen, ist es wichtig, weitere Bildungsperspektiven zu haben. Mit dem Bachelor stehen ihnen in Zukunft viele Weiterbildungs- und Vertiefungsmöglichkeiten offen», erläutert Timo Albiez. Das sei aber nur einer der Gründe, wieso diese Ausbildung angeboten werde: «Wenn sich unsere Studenten im Ausland in einem Bewerbungsverfahren befinden, verstehen Personalverantwortliche oft nicht, was für eine Ausbildung dieses Diplom ist. Gerade nach der Bologna-­Reform ist halt der Bachelor ein gängiger Titel.»

Geplant ist eine Vertiefung in Fächern wie Management, finanzielle Führung, Recht und Steuern, Mathematik oder auch wissenschaftlichem Arbeiten. Neben der sprichwörtlichen Gastfreundschaft und Dienstleistungsbereitschaft werde gerade der betriebswirtschaftliche Teil in dieser Branche oft unterschätzt. «Es nützt nichts, wenn ich freundlich zum Gast bin, wenn ich nicht berechnen kann, wie teuer sein Menü sein muss», sagt Albiez. Die neue Ausbildungsmöglichkeit soll den Horizont etwas erweitern. Wahrscheinlich fänden die Bachelor-Stunden an der Hochschule Luzern – Wirtschaft statt und die anderen wie bisher hoch über dem Vierwaldstättersee beim Hotel Montana. Auch wie viel die neue Ausbildung zusätzlich zu den 32 000 Franken Schulgeld für die SHL kosten wird, ist noch offen. Bisher gibt es lediglich in Lausanne eine vergleichbare Bachelor-Ausbildung.

Es mangelt an Fachkräften

Die Gastro- und Hotelbranche steht unter Druck. «Es zeigt sich ein ausgesprochener Fachkräftemangel, mit dem sich die Verantwortlichen auseinandersetzen müssen», sagt Timo Albiez. Der Kunde erwarte eine attraktive, ansprechende und innovative Leistung, auch wenn beispielsweise im Service die nötigen Kompetenzen nicht vollständig vorhanden sind. Auch der Kostendruck trifft die Branche: Gleichzeitig bieten neue Technologien enorme Chancen. «Durch die Digitalisierung ist der Bereich viel transparenter, auch das Angebot. So muss der Hotelier oder Gastronom genau wissen, wo er sich im Markt positionieren will», erklärt Albiez.

Natalie Ehrenzweig

stadt@luzernerzeitung.ch